Reizmagen und Reizdarm – Fortschritte in der Ursachen-Entschlüsselung
Eine Vielzahl klinischer Studien konnte belegen, dass
Reizmagen und
Reizdarm organische Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen sind. Die damit verbundenen Störungen können in der Darmwand selbst, im Gehirn beziehungsweise in den Verbindungen zwischen Darm und Gehirn liegen. Daher werden sie auch als „Darm-Hirn-Achsen Störungen“ („gut brain disorders“) bezeichnet. Neuerdings werden die Krankheitsbilder Reizmagen und Reizdarm auch den neurogastroenterologischen Erkrankungen zugeordnet, da es mittlerweile erwiesen ist, dass das autonome und das enterische Nervensystem (ENS) bei diesen Störungen eine große Rolle spielen.
Reizmagen – Symptome, Diagnostik und mögliche Ursachen
Zu den verschiedene Krankheitszeichen des Reizmagens zählen unter anderem Schmerzen oder Unbehagen, Druck, Brennen, Völlegefühl oder frühe Sättigung, Gefühl der Magendehnung, Übelkeit, Erbrechen und Luftaufstoßen. Auch vegetative Störungen, die durch eine Reizung des vegetativen Nervensystems entstehen, zeigen sich häufig. Beispiele für diese Beschwerden sind Herzstechen und -rasen, Kreislaufprobleme oder vermehrtes Schwitzen. „Erst wenn andere Ursachen für die Beschwerden abgeklärt und ausgeschlossen wurden, sprechen wir von einem Reizmagen – es handelt sich also um eine Ausschlussdiagnose. Deswegen müssen zunächst Untersuchungsmethoden eingesetzt werden, mit denen weitere Magenerkrankungen wie etwa ein Magengeschwür oder die Refluxkrankheit ausgeschlossen werden“, erläutert Prof. Dr. Ahmed Madisch, Vorstandsmitglied der Gastro-Liga und Gastroenterologe am Centrum Gastroenterologie Bethanien in Frankfurt am Main, und weist darauf hin: „Wir kennen auch Fälle, bei denen der Magenkeim Helicobacter pylori ursächlich für die Beschwerden war. Wird der Magenkeim diagnostiziert und behandelt, können wir beobachten, dass die Reizmagen-Beschwerden oft deutlich nachlassen – manche Patienten sind nach der Behandlung sogar komplett beschwerdefrei.“
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Erschienen am 13.10.2024 • Multimodale Therapien und digitale Anwendungen verbessern die Behandlung von Reizdarmsyndrom und funktioneller Dyspepsie. Mehr lesen Sie hier!
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Reizdarmsyndrom noch immer eine Ausschlussdiagnose
Das Reizdarmsyndrom (RDS; oder IBS für Irritable Bowel Syndrome) ist unter anderem durch Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Verstopfungen oder Durchfall gekennzeichnet. Die Darmbeschwerden können anhaltend sowie immer wiederkehrend und gemeinsam oder abwechselnd auftreten. Häufig ist ein Symptom besonders ausgeprägt und steht im Vordergrund. Das RDS besteht aus vielen unterschiedlichen Subtypen mit klar definierten Pathophysiologien. „Das Reizdarmsyndrom ist noch immer eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass andere organische Erkrankungen mit verschiedenen Untersuchungsmethoden, beispielsweise einer Ultraschalluntersuchung, einer gynäkologischen Untersuchung oder einer Darmspiegelung ausgeschlossen werden müssen, da zum Beispiel der Eierstockkrebs beziehungsweise das Dickdarmkarzinom vergleichbare Beschwerden verursachen können“, erläutert Prof. Thomas Frieling, Direktor der Medizinischen Klinik II des Helios Klinikums Krefeld und Vorstandsmitglied der Gastro-Liga.
Alle Informationen zu den lokalen Veranstaltungen, den Webinaren und den Telefon-Hotlines finden Sie unter www.gastro-liga.de.
Quelle: Gastro-Liga e. V.