Ausweitung des Impfangebots in Apotheken geplant
In Europa sind inzwischen in 15 Ländern niedrigschwellige Impfangebote in Apotheken implementiert (3). In Deutschland sieht ein aktueller Änderungsantrag zum Gesetz zur Stärkung der Öffentlichen Gesundheit eine Ausweitung des lokalen Impfangebotes in Apotheken vor. Möglich würde dies unter anderem durch Änderungen im Infektionsschutzgesetz sowie im Sozialgesetzbuch V. Denn bisher dürfen Apotheker:innen in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen nur gegen
Grippe und
SARS-CoV-2 impfen. Zukünftig soll es auch möglich sein, Personen ab 18 Jahren in Apotheken mit Totimpfstoffen - zum Beispiel gegen die von Zecken übertragene
Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder
Pneumokokken - zu impfen (4). Dadurch sollen die Impfquoten bei bestimmten impfpräventablen Erkrankungen gesteigert werden.
Andere Länder machen es erfolgreich vor: Vom Modellprojekt in die Regelversorgung
Wie dies gelingen kann, zeigt Frankreich - ein Land mit ähnlicher Apothekenstruktur wie Deutschland, erläuterte Ramin Heydarpour, Manager Regional Market Access Vaccines bei Pfizer Deutschland. Dort startete die Apothekenimpfung zunächst mit Modellprojekten zur Grippeimpfung und ging zeitnah in die Regelversorgung über. Mittlerweile können in Frankreichs Apotheken alle Totimpfstoffe verabreicht werden. Auch internationale Daten zur Apothekenimpfung zeigen eine durchgängig hohe Bereitschaft und Zufriedenheit der Bevölkerungen mit dem Angebot (> 90%), einen Anstieg der Impfraten sowie einen gesundheitsökonomischen Nutzen. Dabei sind die höheren Impfraten nicht allein auf das direkte Impfangebot in Apotheken zurückzuführen: Zusätzlich führte die Beratung in der Apotheke vor Ort dazu, dass einige Personen sich anschließend in der hausärztlichen Praxis impfen ließen, so Heydarpour.
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Erschienen am 30.10.2024 • Eine rechtzeitige HPV-Impfung schützt effektiv vor Infektionen und bricht Infektionsketten. Mehr dazu hier!
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Niedrigschwellige Impfangebote in Apotheken überwinden Barrieren und lohnen sich
Warum Impfungen in Apotheken wichtig und sinnvoll sind, führten anschließend Cosima Bauer und Prof. Dr. Uwe May, geschäftsführende Gesellschafter der May und Bauer GmbH & Co. KG, weiter aus. Bauer erläuterte, dass Impflücken überwiegend nicht auf aktiven Entscheidungen basieren, sondern es den Menschen oft an Zeit und am einfachen Zugang zu Impfungen fehle. Niedrigschwellige Impfungsangebote, die mit wenig Aufwand und ohne Termin wahrgenommen werden können, sind besonders geeignet diese Barrieren zu überwinden und können häufig auch den erforderlichen Impuls zu einer aktiven Impfentscheidung und deren Umsetzung geben. Denn häufig gebe es eine Lücke zwischen dem Impfvorhaben und dessen Umsetzung. „Wir brauchen ein alltagstaugliches und wirtschaftlich umsetzbares Angebot, um auch jene zu erreichen, die sich sonst nicht impfen lassen würden - Patientinnen wünschen sich mehr Impfangebote in Apotheken", betonte Bauer und ergänzte: „Wenn die Menschen weniger krank werden, profitieren auch Gesundheitssystem und Volkswirtschaft." Apotheken könnten mit ihrer Infrastruktur und täglich 3 Millionen Kontakten eine wichtige Rolle bei der Gesundheitsprävention einnehmen - nicht nur bei lmpfungen (6).
Hohe Akzeptanz von Apothekenimpfungen
Das wird durch Umfrageergebnisse untermauert: Im Modellprojekt zur Grippeimpfung der AOK Rheinland und des Apothekerverbandes Nordrhein waren 100% der Geimpften mit der Apothekenimpfung ziemlich oder sehr zufrieden und ebenfalls 100% hielten die erhaltenen Informationen für gut oder sehr gut. In der Apotheke würden sich Befragungen zufolge 99% erneut gegen Grippe und 98% wahrscheinlich auch gegen andere Erkrankungen impfen lassen (7).