SARS-CoV-2-Impfung: Autoimmunerkrankte aufgrund Medikation verunsichert
Patient:innen mit
Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Schuppenflechte oder auch immun-vermittelten entzündlichen Erkrankungen wie Colitis ulcerosa nehmen in der Regel Medikamente ein, die das Immunsystem beeinflussen. Dieses ist aber maßgeblich für die Wirksamkeit von Impfungen verantwortlich. Viele Betroffene fragen sich deshalb, ob die Immunisierung gegen SARS-CoV-2 bei ihnen genauso gut und lange wirkt wie bei Gesunden. Wie die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mitteilte, habe sich eine große Studie des Deutschen Zentrums Immuntherapie (DZI) des Universitätsklinikums Erlangen diesem Thema gewidmet.
Gute Verträglichkeit der Corona-Schutzimpfung trotz immun-vermittelter entzündlicher Erkrankung
In der prospektiven Studie untersuchte das interdisziplinäre Forschungsteam des DZI insgesamt mehr als 3.700 Patient:innen sowie gesunde Proband:innen, die zwei- bzw. dreimal gegen das Coronavirus geimpft worden waren. Die Ergebnisse sind für Patient:innen mit immun-vermittelter entzündlicher Erkrankung beruhigend: Die Immunisierung wurde von den meisten Untersuchten gut vertragen, es zeigte sich dabei kein Unterschied zwischen den gesunden und den betroffenen Proband:innen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
COVID-Impfung schützt nur unzureichend nach Nierentransplantation
Erschienen am 28.07.2022 • Nierentransplantierte Patientinnen und Patienten zeigen ein schlechteres Ansprechen auf COVID-Impfungen. Lesen Sie mehr auf journalmed.de!
Erschienen am 28.07.2022 • Nierentransplantierte Patientinnen und Patienten zeigen ein schlechteres Ansprechen auf COVID-Impfungen....
© Trsakaoe - stockadobe.com
Schutzwirkung gegen Corona bei immun-vermittelter entzündlicher Erkrankung kürzer und schwächer ausgeprägt
Zudem bildete die Mehrheit der Patient:innen schützende Antikörper gegen das Coronavirus. Ein weiteres interessantes und sehr wichtiges Ergebnis ist, dass Menschen mit Autoimmunerkrankungen nach zwei Coronaimpfungen in der Regel eine schwächere Immunantwort aufweisen als Gesunde. Zudem geht auch ihr Impfschutz im Vergleich rascher wieder verloren.
Alter und bestimmte Therapieformen verkürzen Wirkung der Corona-Schutzimpfung zusätzlich
Der schnellere Verlust der Immunantwort bei Patient:innen mit immun-vermittelten entzündlichen Erkrankungen würde durch das Alter und bestimmte Therapien zusätzlich verstärkt, betonte PD Dr. David Simon, Erlangen. Konkret heißt das: „Ältere Patientinnen und Patienten verlieren ihren Immunschutz nach der Coronaimpfung schneller als jüngere.“
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Risikofaktoren für Post-COVID-Syndrom
Erschienen am 28.07.2022 • Warum entwickeln manche Patienten ein Post-COVID-Syndrom? Antworten liefert die COVIDOM-Studie, die wir Ihnen hier vorstellen!
Erschienen am 28.07.2022 • Warum entwickeln manche Patienten ein Post-COVID-Syndrom? Antworten liefert die COVIDOM-Studie, die wir...
© vegefox.com - stock.adobe.com
Dritte Corona-Impfung insbesondere bei einer T- und B-Zellen beeinflussenden Medikation sinnvoll
Dr. Koray Tascilar, Erlangen, ergänzte, dass einige Medikamente, die auf bestimmte Immunzellen wie T- und B-Zellen abzielten, scheinbar eine
hemmende Wirkung auf die kurz- und langfristige Immunantwort hätten. Deshalb sei es wahrscheinlich, dass insbesondere diese Patientengruppe von einer raschen dritten Impfung profitieren würde.
Frühere Booster-Impfung gewährleistet bei einer immun-vermittelten entzündlichen Erkrankung einen besseren Schutz
Die Studie lieferte auch Hinweise darauf, dass bei Patient:innen mit immun-vermittelten entzündlichen Erkrankungen, die eine Booster-Impfung erhielten, der Immunschutz deutlich zunahm. Individuelle Auffrischungsimpfungen seien somit sinnvoll. „Angepasste Impfpläne mit einer früheren Auffrischungsimpfung könnten Menschen mit Autoimmunerkrankungen besseren Schutz gewährleisten“, fasst Prof. Schett die Studienergebnisse zusammen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Modell erklärt Post-Viral-Fatigue-Syndrom
Erschienen am 22.07.2022 • Chronische Neuroinflammation führt laut Forschung immer wieder zu Rückfällen bei Long-COVID. Lesen Sie hier, was darüber herausgefunden wurde!
Erschienen am 22.07.2022 • Chronische Neuroinflammation führt laut Forschung immer wieder zu Rückfällen bei Long-COVID. Lesen Sie...
© DonkeyWorx - stock.adobe.com
Weiterführende Informationen zur Studie
Die Studie wurde am Deutschen Zentrum Immuntherapie des Uniklinikums Erlangen unter der Leitung von Prof. Schett, Prof. Neurath, Prof. Dr. Carola Berking und Prof. Dr. Michael Sticherling, Direktorin bzw. stv. Direktor der Hautklinik, durchgeführt. Unterstützt wurden die Forscher:innen durch Mittel des Freistaats Bayern, der Schreiber Stiftung sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Sonderforschungsbereich 1181; DFG-FOR2886).