Anteil der Tabakraucher:innen in Deutschland bei fast 35%
In Deutschland ist der Anteil der Tabakraucher:innen gemäß der 2-Monatlichen Befragung im Rahmen der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) (1) nach dem 2. Lockdown wieder auf fast 35% angestiegen,
vor allem in jüngeren Altersgruppen. „Von einem Rückgang des Zigarettenrauchens kann also nicht die Rede sein“, stellt Prof. Dr. Martin Storck fest, Direktor der Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie am Städtischen Klinikum Karlsruhe. Für viele Expert:innen ist das keine Überraschung: Seit Jahren liegt Deutschland bei der Tabakkontrolle, den staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Rauchens, weit hinten und nimmt derzeit in Europa Platz 34 von 37 ein.
95% weniger Schadstoffe bei Verwendung von E-Zigaretten
Großbritannien hingegen geht konsequent neue Wege, um dem blauen Dunst den Kampf anzusagen – dort rauchten im Jahr 2021 nur noch 13% der Bevölkerung. Aktuell verschenkt die britische Regierung kostenlose E-Zigaretten an eine Million Raucher:innen, um sie zum Verzicht auf Tabakrauch zu ermutigen. „Diese Maßnahme ist weltweit einmalig, zeigt aber die positive Bewertung der E-Zigarette in anderen Ländern“, sagt DGG-Experte Storck. Denn nicht das Nikotin in den Zigaretten ist todbringend;
giftig ist der Rauch, der bei der Verbrennung von Tabak entsteht – er fördert Krebs und Arteriosklerose, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum feststellt. „Beim Vaping oder bei Tabakerhitzern entsteht dieser Rauch nicht“, erläutert Storck. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ermittelte mehrfach in Laboranalysen, dass bei E-Zigaretten bis zu 95% weniger Schadstoffe nachweisbar sind als beim Tabakrauch (1).
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E-Zigaretten sind bei der Rauchentwöhnung effektiver als Nikotinersatz- oder Verhaltenstherapien
Damit ist die E-Zigarette nicht nur aus Sicht des Vereinigten Königreichs, sondern auch für die DGG ein wirksames Instrument zur harm reduction. „Zumal mittlerweile wissenschaftlich in verschiedenen randomisierten Studien gezeigt werden konnte, dass E-Zigaretten erfolgreicher bei der Rauchentwöhnung sind als andere Maßnahmen“, betont Storck. So kommt ein aktueller Cochrane-Review wiederholt zu dem Schluss, dass E-Zigaretten besser als Medikamente oder eine alleinige Verhaltenstherapie zum Rauchstopp geeignet sind (2). In die gleiche Richtung weist eine Meta-Analyse von 5 randomisiert-kontrollierten Studien, die soeben im American Journal of Medicine erschienen ist (3) – diesem Review zufolge sind E-Zigaretten bei der Rauchentwöhnung effektiver als eine Nikotinersatz- oder Verhaltenstherapie.
Einstiegsdroge E-Zigarette – Studien widerlegen die Theorie
Weitestgehend entkräftet ist zudem die These, wonach E-Zigaretten für Jugendliche eine Einstiegsdroge zum Tabakrauchen darstellen könnten. „Die aktuellen DEBRA-Daten, aber auch viele internationale Studien widerlegen die sogenannte Gateway-Theorie“, betont DGG-Experte Storck, der die anhaltend kontroverse Debatte über E-Zigaretten in Deutschland angesichts der vorliegenden Evidenz nicht nachvollziehen kann.
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ASCHR-Studie vergleicht verschiedene Therapieformen zur Rauchentwöhnung
Die DGG will sich jetzt bei der Neufassung der S3-Leitlinie „Rauchen und Tabakabhängigkeit“ einbringen, die derzeit zur Rauchentwöhnung an 1. Stelle noch Medikamente oder eine alleinige Verhaltenstherapie empfiehlt. Darüber hinaus ist in Nordrhein-Westfalen unter Koordination der Universitätsklinik Aachen eine große Studie zur Rauchentwöhnung mit gefäßkranken Patient:innen gestartet, an der 20 Gefäßzentren teilnehmen und die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) mit fast 2 Millionen Euro gefördert wird. „In der ASCHR-Studie werden streng wissenschaftlich verschiedene Therapieformen verglichen – Verhaltenstherapie, zusätzliche medikamentöse Begleittherapie oder E-Zigarette“, berichtet Storck, der dem wissenschaftlichen Beirat der Studie angehört. „Wir sind auf das Ergebnis gespannt.“
Kompletter Rauchstopp bleibt immer noch das Hauptziel
Trotz der Empfehlung für E-Zigaretten bleibe der komplette Rauchstopp das Ziel, stellt Storck klar. „Auf dem Weg dorthin sollte man Tabakrauchende aber möglichst breit unterstützen – auch mit der Option E-Zigarette“, so der DGG-Experte. „Durch einen Rauchstopp können wir bei unseren gefäßkranken Patient:innen die Erkrankung zumindest verlangsamen und Herzinfarkte, Schlaganfälle und Amputationen verhindern helfen.“