Mehrheit der Kliniken können Stromausfälle oft nur kurzfristig überbrücken
Ohne Strom keine Intensivmedizin: Von Überwachungsgeräten über die
Bildgebung bis hin zu lebenserhaltenden
Beatmungsmaschinen – die Intensiv- und
Notfallmedizin ist auf eine kontinuierliche und verlässliche Stromversorgung angewiesen. Alle Krankenhäuser in Deutschland verfügen daher über eine eigene Notstromversorgung, um ihre Patient:innen auch dann nicht im Stich lassen zu müssen, wenn das öffentliche Netz keinen Strom mehr liefert. „Allerdings können Stromausfälle damit oft nur kurzfristig überbrückt werden“, sagt M.Sc. Carsten Hermes, Tagungspräsident und Sprecher der Sektion Pflege der DGIIN. Wie eine Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) vor wenigen Monaten ergeben hat, ist nur rund jedes fünfte Krankenhaus in der Lage, Stromausfälle von einer Woche oder mehr zu überbrücken. Ebenfalls rund ein Fünftel der Häuser kann eine
Notstromversorgung nur für wenige Stunden aufrechterhalten. Die Mehrheit der Kliniken – rund 60% – liegt dazwischen und kann sich für wenige Tage selbst versorgen. „Dabei müssen viele Häuser aber den Umfang der
Patientenversorgung deutlich reduzieren oder können lediglich eine Notfallversorgung sicherstellen“, betont Hermes unter Verweis auf die DKI-Umfrage.
Hackerangriffe stellen eine große Bedrohung für die Patientenversorgung dar
Zwar wird die Gefahr eines Blackouts in Deutschland insgesamt als gering betrachtet. Zu den möglichen Ursachen für großflächige Stromausfälle zählen jedoch unter anderem Naturkatastrophen – die im Zuge des
Klimawandels voraussichtlich zunehmen werden – und Cyberattacken, deren Zahl und Aggressivität bereits seit etlichen Jahren stark zunimmt. „Hackerangriffe stellen eine große Bedrohung für die Patientenversorgung dar“, sagt Professor Dr. Uwe Janssens, Generalsekretär der DGIIN. Teilweise müssten Operationen abgesagt und Notaufnahmen geschlossen werden, bis der Schaden behoben sei. Konventionelle Sicherheitssysteme hielten den Attacken oft nicht mehr stand, neuere Lösungen setzten auf
Künstliche Intelligenz zur Erkennung von Schadsoftware. „Wir befinden uns hier in einer Art Wettrüsten mit den Hackern“, so Janssens.
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Erschienen am 07.12.2022 • Zur Lage der Intensiv- und Notfallmedizin nach der COVID-19-Pandemie haben Experten einen Überblick gegeben. Lesen Sie hier mehr dazu!
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Wirksamer IT-Schutz für Krankenhäuser gesetzlich vorgeschrieben
Seit 2022 ist ein wirksamer
IT-Schutz für Krankenhäuser der kritischen Infrastruktur gesetzlich vorgeschrieben. Dieser kann zum Beispiel mit dem branchenspezifischen Sicherheitsstandard B3S umgesetzt werden, den die Deutsche Krankenhausgesellschaft in Abstimmung mit dem BSI entwickelt hat, und dessen Einhaltung seit dem 1. Mai dieses Jahres kontrolliert wird. Um den ständig steigenden Anforderungen gerecht zu werden, werden jedoch erhebliche finanzielle und personelle Mittel benötigt, die nicht allen Kliniken zur Verfügung stehen. „Bei der Zuweisung der Fördermittel ist es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Verzögerungen und Abstimmungsproblemen gekommen“, sagt Janssens. Auch
personelle Engpässe würden eine rasche Umsetzung der Sicherheitsvorgaben erschweren. In der Folge konnten viele Kliniken die Vorgaben bis zum 1. Mai nicht vollumfänglich umsetzen – ihnen drohen nun Bußgelder. „Die Zeitspanne, die für die IT-Ertüchtigung angesetzt wurde, war von vorneherein viel zu knapp bemessen“, so der DGIIN-Generalsekretär.
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Erschienen am 17.02.2021 • Die CompuGroup Medical unterstützt Ärzte und Zahnärzte bei der Umsetzung der neuen IT-Sicherheitsrichtlinie – Lesen Sie mehr unter www.journalmed.de!
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Selbstständige und aktuelle Notfallpläne in Kliniken: Regelmäßige und kostenintensive Übungen notwendig
Ein eher klassisches Szenario, das Krankenhäuser über die Kapazitätsgrenzen hinaus belasten kann, ist ein Massenanfall von Verletzten oder schwer Erkrankten, etwa durch Naturkatastrophen, durch Industrie- oder Zugunfälle, aber auch durch Terroranschläge. Auch während der vierten Welle der
Coronapandemie stieg die Zahl der schwerkranken Infizierten so stark an, dass es regional zu Engpässen bei der
Intensivversorgung kam. „Damals griff das Kleeblatt-Prinzip, das bereits während der ersten Infektionswelle aufgebaut wurde, um Patientenverlegungen bundesweit zu koordinieren“, erläutert Janssens. Die Akteure und Strukturen des Kleeblatts werden auch derzeit wieder genutzt, um an der Verlegung von Patient:innen aus der Ukraine mitzuwirken. Sie stehen im direkten Austausch mit dem Emergency Response Coordination Centre (ERCC), dem Krisenreaktionszentrum des EU-Katastrophenschutzes. „Zentrale Strukturen wie diese sind unerlässlich, wenn rasch und überregional reagiert werden muss“, sagt Janssens. Viele Katastrophenszenarien spielten sich jedoch regional, lokal oder – wie im Falle eines Brandes – sogar im Klinikum selbst ab. Hierfür müssen Kliniken selbstständig Notfallpläne erarbeiten und regelmäßig aktualisieren. „Die meisten Kliniken haben solche Pläne. Entscheidend ist jedoch, dass die Mitarbeitenden dazu regelmäßig geschult werden und mit den Inhalten dieser Pläne vertraut sind“, sagt Janssens. Um im Ernstfall reibungslose Abläufe gewährleisten zu können, wären regelmäßige und kostenintensive Übungen notwendig, in denen verschiedene Katastrophenszenarien durchgespielt werden. „Die Kosten hierfür müssen jedoch von den Kliniken selbst getragen werden – ein enormer Aufwand, den Kliniken in Zeiten knapper Mittel und Personalmangels verständlicherweise scheuen“, so Janssens.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin