Arthritis nach Krebs-Immuntherapie: Erster Einsatz von TAPE-Verfahren
Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) wurde weltweit zum ersten Mal eine durch Checkpoint-Inhibitoren ausgelöste Arthritis mittels transarterieller periartikulärer Embolisation (TAPE) erfolgreich behandelt. Bei diesem minimalinvasiven Embolisationsverfahren wird die Durchblutung entzündlicher Gefäße im Gelenk gezielt unterbrochen, um die Entzündung und die damit verbundenen Schmerzen zu verringern. Die 48-jährige Patientin, die infolge einer Immuntherapie gegen Dickdarmkrebs an schwerer Arthritis im linken Knie litt und deshalb auf einen Rollstuhl angewiesen war, kann nach dieser Behandlung wieder eigenständig gehen. Die Erstbeschreibung des Verfahrens wurde in der Fachzeitschrift „Rheumatology“ veröffentlicht (1).
Arthritis als Nebenwirkung einer Immuntherapie mit Nivolumab
2013 erhielt die Patientin die Diagnose Dickdarmkrebs. Mehrere chirurgische Eingriffe folgten, doch nach einiger Zeit traten Metastasen auf. Aufgrund der Tumorprogression erhielt die Patientin eine Immuntherapie mit dem Immuncheckpoint-Inhibitor Nivolumab. Nach 3 Zyklen stellte sie sich mit Steifheit, Schwellung und Schmerzen im linken Knie vor und wurde zur weiteren Abklärung in die rheumatologische Abteilung des Krankenhauses überwiesen. Die Blutuntersuchungen, wie z.B. der Nachweis von Rheumafaktoren und Antikörpern gegen citrullinierte Proteine, waren negativ. Ultraschall und MRT des linken Knies zeigten eine hypervaskularisierte Synovitis, wodurch die Diagnose einer Checkpoint-Inhibitor-assoziierten Arthritis des linken Knies gestellt wurde.
TAPE-Verfahren bisher nicht bei Arthritis eingesetzt
Die üblichen Behandlungsmöglichkeiten bei Arthritis wie nuklearmedizinische Verfahren oder entzündungshemmenden Medikamente wie hochdosiertes Kortison zeigten in diesem Fall keine Wirkung oder konnten nicht angewendet werden, da sie die Effekte der Immuntherapie behindert hätten. Deshalb entschied sich das interdisziplinäre Team für die Durchführung einer TAPE, welche bislang nicht in diesem Kontext angewendete wurde. Bisher wurde das Verfahren hauptsächlich zur Behandlung von Arthrose eingesetzt.
Minimalinvasive Therapie reduziert Schmerzen und Schwellungen
Beim TAPE-Verfahren wird ein Mikrokatheter über die Leiste eingeführt und unter Röntgenkontrolle an den Entzündungsherd gebracht. Dadurch wird die Blutzufuhr kurzfristig unterbrochen und es kann gleichzeitig ein Antibiotikum in die Gefäße im entzündeten Gewebe verabreicht werden. Der Eingriff zeigte schnell Wirkung. Bereits 2 Tage danach konnte die Patientin wieder ohne Hilfsmittel laufen.
Das TAPE-Verfahren kann künftig eine wichtige Rolle bei der Behandlung rheumatischer Erkrankungen einnehmen, insbesondere, wenn klassische Therapien an ihre Grenzen stoßen. „Dieses Verfahren eröffnet ganz neue Optionen – nicht nur für Patientinnen und Patienten mit Arthritis, sondern für viele andere rheumatische Erkrankungen", sagt Alexander Pfeil, Leiter des Rheumazentrums am UKJ.
Quelle:Universitätsklinikum Jena (UKJ)
Literatur:
(1) Pfeil A et al. (2025) Transarterial periarticular embolization (TAPE) in checkpoint-inhibitor-associated arthritis-a novel treatment strategy. Rheumatology, DOI: 10.1093/rheumatology/keaf074.