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CED in Deutschland: Chronisch, belastend und nicht heilbar

In Deutschland sind mehr als 600.000 Menschen von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) betroffen. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die häufigsten Formen von CED, die für Betroffene sehr weitreichende Folgen haben können. Dabei ist es vor allem die Lebensqualität, die durch die Erkrankung stark eingeschränkt werden kann. Geprägt durch einen oft progressiven Verlauf kann die anhaltende Entzündung zu einer dauerhaften Darmschädigung führen. „Eine kausale Heilung ist bei CED nicht möglich, es gibt jedoch heute ein breites Behandlungsspektrum, vor allem medikamentöser Therapien, mit dem eine Krankheitskontrolle erreicht werden kann“, erklärt Prof. Dr. Franz Hartmann, Stv. Vorsitzender der Gastro-Liga und Gastroenterologe im Agaplesion Medizinisches Versorgungszentrum, Frankfurt am Main. Unter dem Motto „CED: Schnittstelle Darm – medikamentös behandeln oder doch eher operieren?“ stellt der Aktionstag „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ 2025 die Therapieoptionen und ihren optimalen Einsatz in den Fokus.

Biologika und Small Molecules erweitern das Therapiespektrum

Die Anzahl der Wirkstoffe, die bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zum Einsatz kommen, ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. So stehen heute neben „konventionellen“ Therapien wie Steroiden und Immunmodulatoren auch Biologika und sogenannte Small Molecules zur Verfügung, die spezifischer in den Krankheitsprozess bei CED eingreifen. Biologika basieren etwa darauf, entzündungsfördernde Botenstoffe zu hemmen oder die Einwanderung von Entzündungszellen in die Darmwand zu blockieren. Small Molecules können proinflammatorische Signalwege unterbrechen oder die Migration bestimmter Immunzellen hemmen. „Mehr Medikamente bei CED bedeutet für Betroffene auch eine bessere Chance, eine wirksame Behandlung zu erhalten, doch kann es eine Herausforderung sein, im ‚Therapie-Dschungel‘ die jeweils passende Option zu finden“, betont Prof. Dr. Klaus Herrlinger, Gastroenterologe an der Asklepios Klinik Nord-Heidberg, Hamburg. „Für die Therapiewahl spielt u. a. die Verlaufsform eine wichtige Rolle, aber auch das Vorliegen extraintestinaler Manifestationen kann für die Wahl bestimmter Substanzen sprechen.“

Chirurgische Intervention bei CED häufig minimalinvasiv

Medikamente sind die wichtigste Säule der Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Trotz der verbesserten Möglichkeiten einer individualisierten medikamentösen Therapie, müssen jedoch unverändert 50 bis 80% der Betroffenen mit Morbus Crohn im Verlauf ihrer Erkrankung mindestens einmal operiert werden, 10 bis 20% der Patienten mit Colitis ulcerosa verlieren im Laufe ihres Lebens den Dickdarm. Häufig sind es Komplikationen, z. B. Stenosen, Fisteln, Abszesse und Konglomerattumoren, oder die unzureichende Wirksamkeit von Medikamenten, die eine Operation notwendig machen. Bei Morbus Crohn zählt das chirurgische Vorgehen darüber hinaus bei einem isolierten Ileozökalbefall, also wenn nur der letzte Dünndarmabschnitt und der Beginn des Dickdarms betroffen sind, zu den Behandlungsoptionen. „Operative Verfahren werden heute in der Regel minimalinvasiv durchgeführt, was einen schonenderen Eingriff und eine geringere Belastung bedeutet“, betont Prof. Dr. Peter Kienle, Chirurg am Brüderklinikum Julia Lanz und Theresienkrankenhaus, Mannheim. „Eine Reihe von Operationsverfahren bei CED wurden und werden zudem weiterentwickelt, etwa bei der chirurgischen Versorgung von Fisteln oder im Bereich der robotisch assistierten Chirurgie.“

Aktionstag bietet Information, Aufklärung und Diskussion

Ob medikamentös oder chirurgisch – bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die therapeutischen Handlungsmöglichkeiten, um eine Remission zu erreichen und die Lebensqualität von Betroffenen nachhaltig zu verbessern, heute vielschichtig. Mit dem Aktionstag „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ 2025 sorgt die Gastro-Liga für Aufklärung und Austausch rund um die Behandlung sowie zu der Frage, bei welcher Krankheitsmanifestation sich welcher Behandlungsweg am besten eignet. Die Informationskampagne bietet bis Ende des Jahres kostenfreie Veranstaltungen in ganz Deutschland sowie Webinare und Telefonaktionen. Zentralveranstaltung ist das Webinar zum Aktionstag „Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen: Schnittstelle Darm – Wann operieren? Wann weiter medikamentös therapieren?“ am 11. Juni 2025 von 18.00 bis 20.00 Uhr.

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Quelle:

Gastro-Liga – Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung e. V.