Elektronische Patientenakte reloaded – Kommt jetzt der Durchbruch?
Anne Krampe-ScheidlerWird die Version 3.0 der ePA ihre Versprechen einlösen? Welche sind das überhaupt? Und für wen bringt sie tatsächlich einen Mehrwert? Diese Fragen wurden im Rahmen der diesjährigen DMEA – Messe und Kongress für die digitale Gesundheitsversorgung – in Berlin aus der Perspektive der Krankenkassen, der niedergelassenen Ärzt:innen und der Krankenhäuser beleuchtet. Nach dem letzten Fehlstart ist die Stimmung enthusiastisch bis verhalten optimistisch.
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Die ePA in der medizinischen Praxis: Bewertungen, Herausforderungen und Verbesserungen
Erschienen am 10.07.2023 • Was ist die ePA? Wie funktioniert sie? Welche Probleme gibt es? Lesen Sie hier die Antworten!
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Großer Sprung nach vorn für die Arzneimittelsicherheit
Anhand eines Wimmelbilds verdeutlichte Marcel Böttcher, Abteilungsleiter Digitale Versorgung & Prävention bei BARMER, den Nutzen der ePA. Erstmals sei es möglich, das ganze Bild zu sehen und nicht nur einen Ausschnitt, betonte er. Er hob die Vorteile eines digital gestützten Medikationsmanagements hervor. So enthält die Medikationsliste alle verordneten und abgegebenen Medikationen. Mit der nächsten Ausbaustufe – dem Medikamentenplan – werden Zusatzinformationen wie etwa zu Wechselwirkungen bereitstehen. „Jährlich haben wir im Hausarzt-Bereich bis zu 70.000 Todesfälle, die wir vermeiden könnten, wenn die Ärztinnen und Ärzte wüssten, welche Medikationen die Versicherten noch erhalten. Wir haben Versicherte, die im Jahr 250 Wirkstoffe verschrieben bekommen. Und wir haben Tausende Fälle, in denen schwangere Frauen im ersten Trimester Medikamente bekommen, die das Ungeborene auf das Schwerste schädigen können“, so Böttcher. Die ePA werde erstmals dafür sorgen, dass solche Fehler nie wieder passieren.ePA für alle oder besser nur für einige?
Hausarzt und Praxisinhaber Dr. Bernhard Tenckhoff aus Berlin warnte in Hinblick auf potenzielle Medikationsfehler vor einer „ePA zu Kontrollzwecken“. Die Schuldfrage könne sie zu einem zweischneidigen Instrument machen und die langfristige Nutzung durch betroffene Berufsgruppen gefährden, gab er zu bedenken. Zudem äußerte er Zweifel am Nutzen der ePA für alle. Aus seiner Sicht ist sie eher eine „hochspezialisierte Anwendung für wenige Patient:innen“. Dazu gehörten ältere Menschen und Patient:innen, die mehr als drei Arztgruppen pro Quartal besuchen. In diesen Fällen biete die ePA einen Mehrwert, so Tenckhoff. Voraussetzung sei, dass die Informationen tatsächlich strukturiert und gezielt erfassbar seien. Auch verknüpfte Prozesse müssten mitgedacht werden. „Eine ePA nützt mir nichts, wenn ich den Arztbrief erst ein halbes Jahr nach dem stationären Aufenthalt bei mir in der Praxis habe“, sagte er.Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
In 4 Schritten zur elektronischen Patientenakte
Erschienen am 10.03.2023 • Wie bekomme ich die ePA? Und wie wird sie eingerichtet? Diese Fragen stellen sich viele Versicherte. Antworten darauf erhalten Sie hier!
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Wer ist bei der ePA wofür verantwortlich?
In Hinblick auf die komplexen Strukturen im Krankenhaus seien ungeklärte Verantwortlichkeiten ein großes Problem, erläuterte Andreas Hempel, Solution Architect eHealth bei Asklepios Service IT GmbH. An einem Beispiel zeigte er auf, dass eine Fehlermeldung oft viele verschiedene Systeme betreffen kann: etwa die Leistungserbringer, das Aktensystem, den Konnektor oder das Primärsystem. Wenn das Problem nicht zugeordnet werden kann, lande man „in der Supporthölle“, so Hempel. Es fehle an Workflows oder Eskalationsmöglichkeiten, wenn Tickets nicht bearbeitet würden oder „Ping Pong“ damit gespielt wird. Im vorgestellten Fall wurden innerhalb von zehn Monaten drei Tickets erstellt, das Problem ist bis heute ungelöst. Auch bei Schadsoftware sei unklar, wer informiert werden muss, so Hempel. Sein Fazit: „Wir brauchen eine ePA als Plattform, das heißt, personenzentrierte, digital unterstützte Prozesse über die Sektorengrenzen hinweg.“Quelle:Die elektronische Patientenakte für alle: Frischer Wind oder laue Brise? DMEA 2024, 10.4.2024