Dienstag, 24. Dezember 2024
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Masern

von Dr. rer. nat. Marion Adam

Masern
© Kateryna_Kon - stock.adobe.com
Masern ist eine durch ein Virus verursachte Kinderkrankheit vor der man sich heutzutage mit einem Impfstoff schützen kann. Trotzdem sind Masern nach wie vor eine der wichtigsten Ursachen für die Morbidität und Mortalität bei Kindern weltweit (1).
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Was sind Masern?

Bei Masern handelt es sich um eine hoch ansteckende, durch Impfung vermeidbare Erkrankung, die durch das Masern-Virus verursacht wird (2).
Die Erkrankung geht mit Symptomen wie Fieber, laufender Nase, Husten und den charakteristischen Koplik-Flecken, gefolgt von einem typischen Hautausschlag, einher (2). Die Infektion kann zu teilweise schweren Komplikationen führen, die zu bleibenden Schäden oder sogar zum Tod führen.

Vor der Einführung des Masernimpfung waren Masern weltweit für mehr als 2 Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich (3, 4). Die Inzidenz ist in den letzten 20 Jahren drastisch zurückgegangen. Die masernbedingte Sterblichkeit ist dank des zunehmend verbreiteten Einsatzes von abgeschwächten Masern-Impfstoffen bis 2015 auf etwas mehr als 100.000 gesunken (4). Dennoch ist die Erkrankung nach wie vor eine wichtige Ursache für Morbidität und Mortalität bei Kleinkindern weltweit, insbesondere in Entwicklungsländern (5).

In Deutschland gibt es eine STIKO-Empfehlung zur Masernimpfung.

Wie erfolgt die Übertragung von Masern-Viren?

Der Masernerreger ist ein kugelförmige RNA-Virus und gehört zu den Paramyxoviren (4, 5).

Die Infektion wird durch Einatmen von virushaltigen Tröpfchen oder Aerosolen, die in der Luft schweben, durch direkten Kontakt mit infizierten Sekreten und seltener durch Kontakt mit kontaminierten Infektionsträgern übertragen (4). Das Virus überlebt in der Luft oder auf Infektionsträgern bis zu 2 Stunden (3). Daher ist für die Übertragung der Krankheit kein direkter Kontakt mit einer infizierten Person erforderlich. Masern sind eine hochgradig ansteckende Krankheit: bis zu 90% der anfälligen Kontaktpersonen erkranken (7).

Derzeit werden Masern-Fälle in den Industrieländern hauptsächlich aus Ländern „importiert“, in denen Masern endemisch sind und treten fast ausschließlich bei ungeimpften oder unvollständig geimpften Personen auf (7). Masern-Ausbrüche können aufgrund von Immunitätslücken z.B. durch unzureichende Impfungen vorkommen.

In gemäßigten Klimazonen treten Infektionen am häufigsten im Spätwinter und im frühen Frühjahr auf (4).
 
 
 

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© Tatiana Shepeleva / Fotolia.com

Sind Masern gefährlich?

Komplikationen treten bei 10 bis 40% der an Masern erkrankten Patient:innen auf und sind bei sehr jungen, sehr alten, schwangeren, immungeschwächten und unterernährten Patient:innen häufiger und schwerer (2, 3).

Lungenentzündungen sind für 60% der masernassoziierten Todesfälle verantwortlich (2). Die Lungenentzündung kann durch das Masern-Virus selbst (Hecht'sche Riesenzellpneumonie) oder durch einen sekundären viralen (z.B. Adenovirus, Herpes-simplex-Virus) oder bakteriellen (z.B. Streptococcus pneumoniae, Staphylococcus aureus) Erreger verursacht werden (5).

Weitere Begeleiterscheinungen der Atemwege sind:
 
  • Otitis media (Mittelohrentzündung)
  • sensorineurale Schwerhörigkeit
  • Otosklerose
  • Tonsillitis (Mandelentzündung)
  • Sinusitis (Entzündung der Nasennebenhöhlen)
  • Laryngotracheobronchitis ("Masernkrupp")
  • Bronchitis
  • Verschlimmerung einer Tuberkulose
Gastrointestinale Komplikationen (Magen-Darm-Beschwerden):
 
  • Gastroenteritis (Magen-Darm-Infekt)
  • Gingivostomatitis (Entzündung der Mundschleimhaut)
  • Perikoronitis (Zahnfleischentzündung)
  • mesenteriale Lymphadenitis: Lymphknotenentzündung der Bauchhöhle
  • Hepatitis
  • Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse)
  • Appendizitis (Blinddarmentzündung)
Ophthalmologische (das Auge betreffende) Komplikationen:
 
  • Keratokonjunktivitis
  • Hornhautulzeration
  • Blindheit
Hämatologische Komplikationen:
  Kardiale Komplikationen:
 
  • Karditis (Entzündungen des Herzens)
Renale Komplikationen:
 
  • Glomerulonephritis
  • akutes Nierenversagen
Neurologische Komplikationen:
 
  • Fieberkrämpfe
  • primäre Masernenzephalitis: Etwa eine von 1.000 erkrankten Personen entwickelt eine primäre Masernenzephalitis, typischerweise am fünften Tag des Ausschlags (Bereich: 1-14 Tage). Diese Erkrankung verläuft in etwa 10% der Fälle tödlich.
  • akute postinfektiöse Enzephalitis oder Enzephalomyelitis: Diese autoimmune demyelinisierende Erkrankung tritt bei etwa einem von 1.000 Patient:innen in der Erholungsphase auf, innerhalb von 2 Wochen nach dem Ausschlag.
  • Masern-Einschlusskörper-Enzephalitis: Diese Erkrankung kann zu fortschreitenden Hirnschäden führen und hat eine hohe Sterblichkeitsrate.
  • subakute sklerosierende Panenzephalitis: Diese tödliche, fortschreitende degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems tritt in der Regel 5 bis 10 Jahre nach der Masern-Infektion auf.
Eine Masern-Infektion in der Schwangerschaft birgt ein höheres Risiko für einen Spontanabort, vorzeitige Wehen, niedriges Geburtsgewicht, Totgeburt, schwere Infektionen beim Neugeborenen und dem Tod der Mutter (5, 7).
 
 
 

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Wie lange ist die Inkubationszeit von Masern?

Die Inkubationszeit von Masern variiert von 7 bis 21 Tagen (Median 13 Tage). Koplik-Flecken treten nur bei 60 bis 70% der Masern-Erkrankungen auf und dauern in der Regel 12 bis 72 Stunden.

Welche Symptome bei Masern?

An Masern erkrankte Patient:innen zeigen oftmals u.a. grippeähnliche Symptome:
 
  • hohes Fieber
  • trockener Husten
  • Ausschlag: Der typische Masern-Ausschlag beginnt klassischerweise im Gesicht und breitet sich über den ganzen Körper aus. Der Ausschlag hält 5 bis 10 Tage an und verblasst in der gleichen Richtung, in der er auftritt.
  • Unwohlsein
  • rote, tränende Augen
Weitere Symptome wie Halsschmerzen, Bauchschmerzen, zervikale Lymphadenopathie und (seltener) Splenomegalie können ebenfalls auftreten.

Diagnose: Wie erkennt man Masern?

Masern sollten vermutet werden, wenn Symptome wie hohes Fieber, Hautausschlag (3 Tage oder länger), und mindestens eines der folgenden Symptome auftreten: Nasenschleimhautentzündung, Husten oder Bindehautentzündung.

Differentialdiagnostisch sind Röteln, Ringelröteln, Varizellen, Erythema infectiosum, Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Drogeneruption, Scharlach, toxisches Schocksyndrom, infektiöse Mononukleose, Rocky-Mountains-Fleckfieber, Meningokokkämie, Henoch-Schönlein-Purpura, systemischer Lupus erythematodes, Kawasaki-Krankheit und Serumkrankheit zu unterscheiden (2).
 
Der Labornachweis einer Infektion kann durch einen positiven serologischen Test auf masernspezifische Immunglobulin M (IgM)-Antikörper erbracht werden. Leider können diese erst 4 oder mehr Tage nach Ausbruch des Hautausschlags nachgewiesen werden, was zu falsch negativen Ergebnissen führen kann, wenn der Test zu früh durchgeführt wird (4).

Die Diagnose einer zurückliegenden Masernvirusinfektion oder -impfung erfolgt durch den Nachweis von Masern-IgG.

Die Erkrankung ist meldepflichtig, d.h. Masern-Fälle werden dem Robert Koch-Institut gemeldet.

Behandlung: Wie werden Masern behandelt?

Die Behandlung erfolgt hauptsächlich symptomatisch, z.B. durch:
 
  • fiebersenkende Medikamente
  • die Vermeidung von Dehydratation
  • angemessene Ernährung
  • Infektionskontrolle
  • Antibiotika bei zusätzlichen bakteriellen Infektionen
Eine Studie zeigte, dass eine Vitamin-A-Gabe mit einer signifikanten Reduktion der Mortalität und Morbidität bei Kindern mit Masern assoziiert ist (6). Für Kinder wird an 2 Tagen hintereinander eine Vitamin-A-Gabe empfohlen. Kinder mit Vitamin-A-Mangel sollten eine dritte Dosis 2 bis 4 Wochen später erhalten (7).

Es gibt bisher keine spezifische antivirale Behandlung für Masern-Patient:innen.

Wie kann man Masern vermeiden?

Aktive Immunisierung
Eine Impfung trägt zur Ausrottung der Masern bei. Der derzeitige Masern-Impfstoff (MeV) wurde durch Abschwächung des Wildtyps (WT) entwickelt und ist seit 1963 zugelassen. Die schützende Immunität korreliert mit der Höhe der neutralisierenden Antikörper.

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Impfung, wobei die erste Impfung im Alter von 12 bis 15 Monaten und die zweite Impfung im Alter von 4 bis 6 Jahren verabreicht wird. Häufig erfolgt die Impfung mit dem Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff (MMR-Impfung), also eine Masernimpfung in Kombination mit Impfungen gegen Mumps und Röteln.

Säuglinge haben eine mütterliche Immunität, die bis zum Alter von ca. 6 Monaten anhält.

Da eine Masern-Infektion stark übertragbar ist, erfordert die Bekämpfung der Erkrankung ein hohes Maß an Immunität in der Bevölkerung. Nach einer zweifachen Impfung kann eine Immunität von über 90% erreicht werden (1).

Postexpositionsprophylaxe
Innerhalb von 72 Stunden nach der Exposition kann eine Masern-Impfung zur Vorbeugung verabreicht werden. Mit Ausnahme von schwangeren Frauen und immungeschwächten Personen sollte ein Masern-Impfstoff als Postexpositionsprophylaxe verabreicht werden, wenn die Patient:innen keine ausreichende Immunität gegen Masern nachweisen können.

Redaktion journalmed.de

Literatur:

(1) Griffin DE. Measles Vaccine. Viral Immunol 2018 Mar;31(2):86-95. doi: 10.1089/vim.2017.0143.
(2) Leung A Kc et al. Measles: a disease often forgotten but not gone. Hong Kong Med J. 2018 Oct;24(5):512-520. doi: 10.12809/hkmj187470.
(3) Kumar D & Sabella C. Measles: Back again. Cleveland Clinic Journal of Medicine 2016, 83 (5) 340-344; doi: https://doi.org/10.3949/ccjm.83a.15039.
(4) Moss WJ. Measles. The Lancet 2017. Volume 390 (10111): 2490-2502. doi: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(17)31463-0.
(5) Kondamudi NP, Whitten RA. Measles. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK448068/. Accessed 15 May 2018.
(6) Imdad A et al. Vitamin A supplementation for preventing morbidity and mortality in children from six months to five years of age. Cochrane Database of Systematic Reviews Review - Intervention 2017. https://doi.org/10.1002/14651858.CD008524.pub3.

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