Fachkräftemangel: Sozialarbeit, Pflege und Erziehung besonders betroffen
Die größten Fachkräfteengpässe bestehen im Bereich der
Sozialarbeit und Sozialpädagogik, also in Kinderheimen, in der Suchtberatung oder in Jugendämtern. Für 80% der offenen Stellen standen bundesweit rechnerisch keine entsprechend qualifizierten Arbeitslosen zur Verfügung, es fehlen hier somit mehr als 23.000 Fachkräfte.
Ähnlich groß ist das Defizit im Bereich der
Kinderbetreuung und Erziehung. In diesem Bereich können fast 74% der ausgeschriebenen Stellen nicht besetzt werden, da kein entsprechend ausgebildetes Personal zur Verfügung steht. Über 87% der Beschäftigten in diesem Bereich sind Frauen. Das ist mehr als in allen anderen Berufsgruppen.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich in der
Alten- und Krankenpflege ab: Hier sind zwar „nur“ rund 80% der Beschäftigten weiblich, umso größer ist jedoch die
Fachkräftelücke im Pflegebereich: Hier können rund 35.000 von 43.000 offenen Stellen (81%) nicht besetzt werden, weil deutschlandweit keine entsprechend qualifizierten Arbeitslosen zur Verfügung stehen.
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Fachkräftemangel bekämpfen: Geschlechterrollen frühzeitig aufbrechen
Laut Studien-Autorin Lydia Malin muss dem Fachkräftemangel an mehreren Stellen begegnet werden. So sollte beispielsweise so früh wie möglich in die Berufsorientierung von Kindern und Jugendlichen investiert werden. Hier müsse das Augenmerk vor allem auf das Aufbrechen von Geschlechterrollen gelegt und die Ermutigung junger Menschen zur Wahl ihrer beruflichen Zukunft auf der Grundlage ihrer Fähigkeiten und Interessen gefördert werden.
Aber auch Unternehmen stünden in der Pflicht: „Unternehmen müssen besser auf die Bedürfnisse von dem jeweils anderen Geschlecht eingehen“, so Malin. Nur so könnten die Lücken etwas verringert werden. Dabei helfe auch eine Gender-sensible Sprache und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
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Ohne Zuwanderung wächst die Fachkräftelücke in Deutschland weiter
Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft gab es im Februar 2023 in 353 von 801 Berufen (44 %) Engpässe bei der Besetzung der entsprechenden Stellen. Darüber hinaus wird bis zum Jahr 2060 ein Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um rund 10 Mio. Menschen (20%) erwartet. Ohne Zuwanderung von außen soll die Zahl der 20- bis 65-Jährigen um etwa 16 Millionen zurückgehen. Den gewinnbringendsten Weg, um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken, sehen Expert:innen in einer geordneten Arbeitsmigration.