GLP-1-Rezeptoragonisten bei Nierentransplantierten mit Diabetes
David Meier M.Sc.GLP-1-Rezeptoragonisten haben sich in klinischen Studien als wirksam bei der Reduktion des kardiovaskulären Risikos, dem Schutz der Nierenfunktion und der Verbesserung des Überlebens bei Patient:innen mit Typ-2-Diabetes erwiesen. Allerdings wurde ihre Anwendung bei nierentransplantierten Patient:innen mit Diabetes bislang nicht systematisch untersucht. Diese Patient:innen sind häufig schon länger an Diabetes erkrankt, weisen schwerwiegendere Organfolgeschäden auf und haben ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. Eine retrospektive Kohortenstudie hat nun erstmals die Wirksamkeit und Sicherheit von GLP-1-Rezeptoragonisten bei nierentransplantierten Patient:innen mit Diabetes analysiert.
Längeres Überleben nach Nierentransplantation durch GLP-1-Rezeptoragonisten
Die Studie wurde in den USA anhand von Daten aus einem nationalen Register durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patient:innen, die bereits zum Zeitpunkt der Transplantation an Typ-2-Diabetes erkrankt waren. Um Verzerrungen zu vermeiden, wurden Patient:innen ausgeschlossen, die vor der Transplantation bereits GLP-1-Rezeptoragonisten eingenommen hatten. Ziel war es, zu untersuchen, ob die Verwendung von GLP-1-Rezeptoragonisten nach der Transplantation mit einem verbesserten Transplantatüberleben assoziiert war. Die Ergebnisse wurden durch den Vergleich mit einer gematchten Kontrollgruppe validiert, um mögliche Störfaktoren zu minimieren.
GLP-1-Rezeptoragonisten reduzierten Raten an Transplantatversagen und Mortalität
Zwischen Januar 2013 und Dezember 2020 wurden 44.536 erstmalige Nierentransplantationen identifiziert. Von diesen Patient:innen litten 18.016 an Typ-2-Diabetes und wurden in die Analyse einbezogen. Innerhalb dieser Gruppe erhielten 1.969 Patient:innen (10,9%) nach der Transplantation mindestens eine Verordnung eines GLP-1-Rezeptoragonisten.
Die Studie zeigte signifikante Vorteile für Patient:innen, die mit GLP-1-Rezeptoragonisten behandelt wurden. Diese hatten eine deutlich geringere Rate an Transplantatversagen und Mortalität im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die unadjustierte 5-Jahres-Inzidenz für den transplantatbezogenen Verlust betrug 6,0% in der Behandlungsgruppe gegenüber 10,7% bei den nicht mit GLP-1-Rezeptoragonisten behandelten Patient:innen. Die unadjustierte 5-Jahres-Sterblichkeit lag in der Behandlungsgruppe bei 17,0%, während sie in der Kontrollgruppe 25,8% betrug. Nach statistischer Anpassung zeigte sich, dass die Einnahme von GLP-1-Rezeptoragonisten das Risiko für den Verlust des Transplantats um 49% und die Gesamtmortalität um 31% reduzierte. Diese Ergebnisse blieben auch in der gematchten Analyse stabil.
Nebenwirkungen: erhöhtes Risiko für diabetische Retinopathie
Die Sicherheitsanalyse ergab, dass die Einnahme von GLP-1-Rezeptoragonisten kein erhöhtes Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen oder Komplikationen nach der Transplantation mit sich brachte. Eine Ausnahme bildete jedoch die diabetische Retinopathie, die unter der Therapie signifikant häufiger auftrat.
Quelle:Orandi B.J. et al. (2025) GLP-1 receptor agonists in kidney transplant recipients with pre-existing diabetes: a retrospective cohort study, The Lancet Diabetes & Endocrinology, DOI: 10.1016/S2213-8587(24)00371-1.