Cannabinoide in der Geriatrie: CBD-dominante Extrakte im Vorteil
Dr. phil. Regine SchrickerCannabis-basierte Arzneimittel (CAM) werden auch bei Patient:innen ≥ 65 Jahre immer häufiger verordnet. CBD-lastige orale Cannabisextrakte zeigen dabei gegenüber THC-Monopräparaten/Dronabinol deutliche Vorteile hinsichtlich Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit bei älteren Patient:innen mit therapieschwierigen und/oder chronischen Schmerzen. Dies belegen die Ergebnisse der retrospektiven 24-wöchigen Parallelgruppenstudie CARE des PraxisRegisters Schmerz, die im Rahmen der Deutschen Schmerz- und Palliativtage 2025 vorgestellt wurden.
Medizinalcannabis: Wieder mehr Teilhabe am Leben
Ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen berichten häufig ein Cluster von belastenden Symptomen aus den Bereichen Schmerz, Angst und Depression. Multimorbidität und Polypharmazie erschweren die Behandlung. „Eine Therapie mit Medizinalcannabis kann zu einer signifikant gesteigerten Lebensqualität beitragen – auch im geriatrischen Setting. Sowohl die einhergehende Reduktion der Medikamentenlast als auch die appetitsteigernde Wirkung von Medizinalcannabis sowie eine verbesserte Schlafsituation wirken gegen die allgemeine Gebrechlichkeit und lassen ältere Patient:innen wieder mehr am Leben teilhaben“, erklärte Prof. Thomas Herdegen, Pharmakologie UKSH Kiel.
Modulation des Endocannabinoid-Systems
Verantwortlich für die schmerzlindernde und angstlösende Wirkung von Cannabis sind die Bestandteile Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). CDB wirkt nicht psychoaktiv, verstärkt aber die Effekte des THC. Cannabinoide binden an die CB1- und CB2-Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems, das eine zentrale Rolle bei der Schmerzregulation im menschlichen Körper spielt. Die Modulation des Endocannabinoid-Systems gilt daher als vielversprechender Ansatz für die Schmerztherapie.
CBD-dominate Cannabisextrakte: Weniger Schmerzen, weniger Polypharmazie
Gerade für älteren Menschen mit therapieschwierigen und/oder chronischen Schmerzen erweist sich die Anwendung CBD-lastiger oraler Extrakte mit einer THC-CBD-Kombination im Verhältnis 1:2 als besonders wirksam und verträglich, so PD Dr. Michael Überall, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, Nürnberg. Wie eine Datenanalyse zu knapp 1.000 Patient:innen aus dem PraxisRegister Schmerz zeigt, konnten 86% derjenigen, die CBD-dominate Cannabisextrakte erhielten, eine therapeutisch relevante Symptomreduktion erzielen. Dabei erwiesen sich CBD-dominante Vollspektrumextrakte als deutlich besser verträglich als alleiniges THC/Dronabinol, was in einer 3-fach geringeren Abbruchrate resultierte. Darüber hinaus ergab sich unter CBD-dominanten Vollspektrumextrakten eine Medikamentenersparnis von 86%. Auch die Lebensqualität war signifikant gegenüber reinem THC/Dronabinol verbessert.
Quelle:Pressegespräch „Cannabinoide in der Geriatrie: Weniger vom Richtigen ist mehr!“ im Rahmen der Deutschen Schmerz- und Palliativtage der DGS am 13.03.2025; Veranstalter: Stadapharm