Krankenstand auf höchstem Wert seit mehr als 40 Jahren
10. Juni 2022
Seit dem 1. Juni ist es nicht mehr möglich, sich per Telefon krankschreiben zu lassen. Zu Beginn der Pandemie wurde dieser Sonderregelung eingeführt, um den Publikumsverkehr in den Praxen einzudämmen und die Ansteckungsgefahr von Personal und anderen Patient:innen bei einer potenziellen Corona-Erkrankung zu minimieren. Angesichts der momentanen pandemischen Lage ist es nun wieder erforderlich, für eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung persönlichen Kontakt mit Ärzt:innen aufzunehmen. Eine Klage auf Lohnfortzahlung bei einer reinen Online-Krankschreibung ohne ärztliche Untersuchung wurde beispielsweise im März vom Arbeitsgericht Berlin abgewiesen. Wird sich der Wegfall der Regelung auf die aktuelle Krankenstandsquote auswirken?
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Wie unsere Grafik auf Basis von Daten des Bundesministerium für Gesundheit zeigt, lag der durchschnittliche Krankenstand bei den rund 33 Millionen deutschen Krankengeldberechtigten, also dem Anteil an Arbeitsunfähigkeitstagen an den versicherten Arbeitsagen, zwischen Januar und April 2022 bei etwa 5,7 Prozent, dem höchsten Wert seit mehr als 40 Jahren. Einer der wahrscheinlichen Gründe für diesen sprunghaften Anstieg ist die Verbreitung der Omikron-Variante, die Delta im Dezember verdrängte und zwar für weniger schwere Verläufe und Todesfälle, dafür aber für deutlich mehr Ansteckungen und entsprechende krankheitsbedingte Ausfälle sorgte.
Zwischen 2003 und 2015 lag die durchschnittliche Krankenstandsquote unter vier Prozent, seit 2016 pendelt sich der Stand auf rund 4,3 Prozent ein. Besonders auffällig: In den ersten beiden Pandemiejahren unterschied sich die Quote nicht substanziell vom entsprechenden Wert im Jahr 2019. Laut DAK Gesundheitsreport war der Anteil von Atemwegserkrankungen bei Arbeitsunfähigkeitsfällen im Jahr 2020 im Vergleich mit 26 Prozent am höchsten, gefolgt von Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und Infektionen.