Lockerungen allerorten – wo bleiben die Kinder?
Ob man in einem Hotspot lebt, ob der hiesige Supermarkt per Hausrecht das Maskentragen anordnet oder ob im Café überhaupt noch Abstandregelungen einzuhalten sind? Darüber wird aktuell diskutiert und in den Ländern unterschiedlich entschieden. Das gilt leider auch wieder für den Schulbetrieb: Wenn es nach den auf dem neuen Infektionsschutzgesetz basierenden Corona-Regeln geht, wie z.B. in Berlin und den meisten Bundesländern, heißt es ab sofort in den Schulen: Maskenpflicht weg, Tests bleiben. Nicht nachvollziehbar aus wissenschaftlicher Sicht – und vor allem nicht mit Blick auf die Kinder, betonen pädiatrische Fachgesellschaften und Verbände.
Nach wie vor gilt, dass Kinder auch durch Omikron wenig betroffen sind. COVID-19 verläuft bei ihnen meist mild oder gar asymptomatisch – auch wenn die Infektionszahlen der gesamten Bevölkerung derzeit auf einem sehr hohen Niveau liegen. Der Omikron-Survey der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) meldet trotz des allgemeinen Anstiegs an Infektionen sinkende Zahlen an Kindern in stationärer Betreuung – aktuell werden in dem Survey 25 Kliniken mit 60 Kindern und Jugendlichen mit SARS-CoV-2-Infektionen aufgeführt (von denen ca. 70 % aufgrund dieser Infektion in der Klinik aufgenommen wurden)(1).
Masken schützen vor Infektionen, so dass nicht nachvollzogen werden kann, dass ausgerechnet der medizinische Mund-Nase-Schutz in weiterführenden Schulen für eher verzichtbar gehalten wird als die Tests. Gemäß Infektionsschutzgesetz setzt man weiterhin auf anlasslose Tests, die einerseits falsch-negativ bei Omikron sein können oder zu spät positiv werden, andererseits auch zu falsch-positiven Ergebnissen führen können. Dies bietet nur eine Scheinsicherheit, führt aber zu Belastungen der Schüler:innen samt Sitznachbar durch Isolation/Quarantäne und Nachtestungen. Resultate sind ein unangemessen hoher organisatorischer Aufwand an den Schulen und eine erhebliche Belastung von Schüler:innen und deren Familien.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Lehrerverbände befürchten Masken-Konflikte an Schulen
Erschienen am 04.04.2022 • Lehrerverbände befürchten nach dem Wegfall der Maskenpflicht in den Schulen Konflikte. Wäre es sinnvoll bis nach den Osterferien weiter Masken zu tragen?
Erschienen am 04.04.2022 • Lehrerverbände befürchten nach dem Wegfall der Maskenpflicht in den Schulen Konflikte. Wäre es sinnvoll...
„Wieder sind es die Kinder, die am Ende der Kette stehen. Sie werden noch auf längere Zeit von Isolation/Quarantäne und Sonderbestimmungen betroffen sein, einfach aufgrund fehlender Beachtung ihrer besonderen Lebensphase. Der Gesetzgeber scheint sie erneut vergessen zu haben.“
Bereits im Vorfeld des Gesetzes zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes hatten DGKJ und andere Fachgesellschaften auf diesen Missstand hingewiesen, die Einwände blieben leider unbeachtet.Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
Literatur:(1) DGPI Ad-Hoc-Erfassung, https://dgpi.de/sarscov2-erfassung-update/, Stand 31.03.22