Freitag, 27. Dezember 2024
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Medizin

Steigende Beanspruchung von niedergelassenen Ärzt:innen bis 2035

Steigende Beanspruchung von niedergelassenen Ärzt:innen bis 2035
© Alexander Raths – stock.adobe.com
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat eine Studie zur zukünftigen Beanspruchung von niedergelassenen Ärzt:innen bis 2035 im Versorgungsatlas veröffentlicht. Insbesondere in Ballungsgebieten wird darin eine zunehmende Inanspruchnahme vertragsärztlicher Leistungen erwartet. Dabei steht besonders die Innere Medizin, die Urologie und die Augenheilkunde im Fokus. Auch bei der Psychotherapie wird mit einer steigenden Beanspruchung gerechnet.
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Stärkere Beanspruchung der haus- und fachärztlichen Versorgung in Ballungsgebieten

Die Patient:innen werden die vertragsärztliche und psychotherapeutische Versorgung in den nächsten Jahren bundesweit vermutlich weiterhin stark in Anspruch nehmen. Nach aktuellen Prognosen nimmt die Bevölkerungszahl in Deutschland auch aufgrund der zunehmenden Migration insgesamt nicht mehr weiter ab. Einem Bevölkerungsrückgang in ländlichen Regionen steht eine zunehmende Verdichtung urbaner Räume gegenüber. Somit wird die Beanspruchung der haus- und fachärztlichen Versorgung in städtischen Agglomerationen noch stärker zunehmen als in dünner besiedelten Räumen.

Hohe Nachfrage bei Innerer Medizin, Urologie und Augenheilkunde erwartet

Die weiter zunehmende Alterung der Bevölkerung in Deutschland trägt dazu bei, dass spezifische Fachgruppen wie Innere Medizin, Urologie und Augenheilkunde in den kommenden Jahren immer stärker nachgefragt werden. So könnte die Nachfrage bei Fachinternist:innen und Urolog:innen bis 2035 bundesweit um bis zu 10% ansteigen. In der Augenheilkunde und bei Hals-Nasen-Ohren-Ärzt:innen könnte sich dieser Beanspruchungsindex um bis zu 8% erhöhen. Auch für jüngere Versicherte bis 14 Jahren wird eine leichte Bevölkerungszunahme projiziert, so dass mit einer steigenden Beanspruchung bei Kinder- und Jugendärzt:innen gerechnet werden kann (+ 3%).

Nachfrageanstieg von 21% für Psychotherapeut:innen

Noch deutlicher fällt die Projektion des Versorgungsbedarfs für den Bereich der Psychotherapie aus: Hier ergibt sich auf Basis der Bevölkerungsprognose und unter Berücksichtigung der Inanspruchnahmeentwicklung der letzten Jahre bis 2035 ein projizierter Nachfrageanstieg von 21% für Psychotherapeut:innen und von 27% für Kinder- und Jugendpsychiater:innen. Die Beanspruchung von Frauenärzt:innen wird den Schätzungen zufolge im Durchschnitt im Jahr 2035 etwa 5% geringer ausfallen als im Basisjahr. Für die zukünftige Beanspruchung der Hausärzt:innen wird ein leichter Zuwachs um 2% erwartet.
 
 

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Steigerung der Beanspruchung in südlichen und westlichen Regionen Deutschlands

Die räumliche Betrachtung zeigt über die Mehrzahl der Fachgruppen eine besonders hohe Steigerung der Beanspruchung in den südlichen und einigen westlichen Regionen Deutschlands und zum Teil im Großraum Berlin-Brandenburg. Eine abnehmende Inanspruchnahme vieler Fachgruppen wird insbesondere für ländliche Gebiete im Osten Deutschlands projiziert.

Herausforderungen bei der Versorgung von Regionen mit rückläufiger Bevölkerungsentwicklung

„Innerhalb Deutschlands werden sehr unterschiedliche demografische Entwicklungen prognostiziert. Während die Bevölkerung in Ballungsräumen wächst und in den westlichen Flächenländern nahezu konstant bleibt, wird in den östlichen Flächenländern ein sukzessiver Rückgang erwartet. In den Regionen mit rückläufiger Bevölkerungsentwicklung erwachsen besondere Herausforderungen für die Organisation der Versorgung. Dies betrifft die Nachbesetzung notwendiger Praxissitze und die Organisation der Versorgung in größer werdenden Einzugsbereichen der Praxen. Dies erfordert neue Organisationsformen für die Praxen und geeignete finanzielle Förderungen“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Mehr ambulante Behandlungen – weniger Krankenhausaufenthalte

„Einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen erwarten wir bei bestimmten Facharztgruppen, die hauptsächlich an der Behandlung älterer Menschen beteiligt sind, allen voran bei den fachärztlichen Internist:innen. Hier spiegeln sich Verlagerungen aus der stationären Krankenhausbehandlung, mehr Spezialisierung aber auch mehr fachärztliche Mitbehandlung und fachübergreifende Kooperation wider, die zu steigenden Patient:innen- und Fallzahlen führen. Zudem müssen wir mitdenken, dass der medizinische Fortschritt immer mehr ambulante Behandlungen möglich und immer weniger Krankenhausbehandlungen notwendig macht. Deshalb müssen wir umdenken: Bisher betrachten wir die Ballungsräume als ärztlich überversorgt. Tatsache ist, dass wir dort eine besondere Zunahme des Versorgungsbedarfs erwarten müssen“, so von Stillfried weiter.

Relativer Beanspruchungsindex gibt die Beanspruchung im Jahr 2035 im Vergleich zu 2019 an

Auf Basis von vertragsärztlichen Abrechnungsdaten des letzten präpandemischen Jahres 2019 und einer Bevölkerungsprognose wird die Inanspruchnahme zum Jahr 2035 fortgeschrieben. Als neues Element wird außerdem die Entwicklung der Inanspruchnahme der Jahre 2011 bis 2019 ermittelt, die ebenfalls in die Projektion einfließt. Das Ergebnis ist der relative Beanspruchungsindex (rBIX), der für unterschiedliche Fachgruppen und regional differenziert berechnet wird. Er gibt an, um wie viel Prozent die Beanspruchung vertragsärztlicher Leistungen im Jahr 2035 voraussichtlich von der im Basisjahr 2019 abweicht.

Quelle: Versorgungsatlas

Literatur:

(1) Hering R et al. Zukünftige relative Beanspruchung von Vertragsärzten – Eine Projektion nach Fachgruppen bis 2035. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 23/07. 2023. Abrufbar unter: https://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert?tab=6&uid=144, Letzter Zugriff: 18.08.2023.


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