Kondome bieten nur zu 50% Schutz vor HPV-Transmission
Als wesentliche Infektionsrouten nannte Prelog Haut-Haut- und Haut-Schleimhaut-Kontakte, so dass über 90% aller sexuell aktiven Menschen im Laufe ihres Lebens eine HPV-Infektion erleben. Ein
Kondom biete übrigens nur zu 50% Schutz, da es die vulnerablen Hautareale nicht komplett abdeckt. Nicht zu vernachlässigen sei die Transmissionshäufigkeit durch gynäkologische Untersuchungsgegenstände für medizinisches Personal. Diese bezifferte sie auf 11,8% im Krankenhaus und auf 27,5% in privaten Praxen. Eine Übertragung durch Abwasser und Wasser in Schwimmbädern sei durchaus theoretisch möglich. So seien im Zuge der Corona-bedingten Abwasser-Untersuchungen auch HPV-positive Kontrollen in Höhe von über 50% nachgewiesen worden. Da von viralem Genmaterial nicht auf infektionsfähige Viren geschlossen und weil eine daraus abgeleitete Viruslast überhaupt nicht eingeschätzt werden kann, lässt sich nicht zuverlässig beantworten inwieweit diese Untersuchungen epidemologisch von Belang sind und ob die Viruslast dann auch ausreichen würde, um tatsächlich eine Infektion herbeizuführen. Als eine weitere, häufig aber unterschätzte Transmissionsgefahr verwies die Expertin auf Selbst-Inokulation durch Schmierinfektion.
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Erschienen am 31.01.2024 • Mit einer HPV-Impfung können Frauen und Männer in allen Altersstufen vor verschiedenen Krebserkrankungen geschützt werden. Mehr dazu hier!
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Warum die Impfung weitaus höher immunogen ist als die natürliche Infektion
Vor diesem Hintergrund skizzierte Prelog die Rationale für die Schutzwirkung durch die HPV-Vakzine. Der Impfstoff sei denkbar einfach aus einer räumlich geordneten Zusammenfügung von L1-Proteinen aus den Kapsiden der jeweiligen HPV-Typen konstruiert, mit welcher die kapselartige Verpackung des HPV-Genoms nachgebildet wird. Die somit imitierte kugelförmige Virus-Kapsel weise einerseits alle immunogenen Eigenschaften auf, um Antworten des innaten wie des adaptiven Immunsystems hervorzurufen. Ohne genetischen Code sei die leere Kapsel aber weder replikationsfähig, noch könne sie karzinogen sein, wie es vom kompletten natürlichen Virus ansonsten zu erwarten sei. Deshalb werden die Impfantigene dieser Impfstofftechnologie auch Virus-like-Particles (VLP) genannt und daraus leite sich die besonders gute Verträglichkeit der Impfung ohne nennenswerte Begleiterscheinungen ab. Wie Dr. Oliver Brummer von der Frauenklinik an der Elbe in Hamburg an dieser Stelle hinzufügte, ergibt sich die wesentlich gesteigerte Immunogenität der Impfung gegenüber der natürlichen Infektion allein schon daraus, dass die Virusantigene im Zuge der Impfung im System präsentiert werden und nicht nur unterschwellig im Verlauf einer langsamen Zell-zu Zell-Übertragung im Plattenepithel der Basalmembran, wie es bei der natürlichen HPV-Infektion passiert.
Frühe Impfung im Jugendalter verspricht beste Immunantworten und besten Schutz
Eine
frühe Impfung im Jugendalter, am besten noch vor der Pubertät, verspricht laut Prelog aus zwei Gründen den besten Schutz. Zum einen führe die höhere Immunogenität der Impfung bei Kindern und Jugendlichen unter zehn Jahren zu den höchstmöglichen Antikörpertitern und zum anderen könne eine vorbeugend gute Immunantwort auf HPV noch vor dem ersten Sex am besten dazu beitragen, eine HPV-Infektion erst gar nicht entstehen zu lassen. Aber selbst im Erwachsenenalter ist nach Ausführungen von Brummer eine HPV-Impfung noch sinnvoll und kann bei besonderer Risikokonstellation aus gynäkologischer Sicht auch ausdrücklich empfohlen werden.
Quelle: 3. Nationales HPV-Forum, 27.01.2024; Veranstalter: MSD