Neue S2k-Asthma-Leitlinie richtet sich besonders an pneumologisch tätige Fachärzt:innen
Die aktualisierten Empfehlungen ergänzen die nationale Versorgungsleitlinie
Asthma in sinnvoller Weise: „Während die S3-Leitlinie aus dem Jahr 2020 für die allgemeine Asthma-Versorgung in der Breite gedacht ist, richtet sich unsere neue S2k-Leitlinie durch ihre Detailtiefe insbesondere an die Bedürfnisse pneumologisch tätiger Fachärzt:innen“, erklärt Leitlinien-Koordinator Prof. Marek Lommatzsch, leitender Oberarzt der Abteilung Pneumologie an der Universitätsmedizin Rostock. Federführende Fachgesellschaft dieser Arbeit ist die Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), 11 weitere (Fach-)Gesellschaften aus Deutschland und Österreich waren an der intensiven Überarbeitung beteiligt.
Symptomprävention statt Symptom-Bekämpfung
Gleich zu Beginn der Leitlinie – auch das ist neu – werden explizit 2 wichtige Punkte hervorgehoben. Der 1. Punkt bezieht sich auf den Paradigmenwechsel in der Asthma-Therapie. „Vor einigen Jahren noch galt noch das Paradigma der Symptom-Bekämpfung: Wenn Patient:innen bestimmte Symptome hatten, wurden Medikamente zur Symptomlinderung eingesetzt. Das hat sich fundamental geändert. In der modernen Asthma-Therapie gilt das Paradigma der Symptomprävention: Das heißt, wir können mit den modernen Medikamenten verhindern, dass überhaupt erst Symptome entstehen. In der breiten ärztlichen Versorgung ist dieser Paradigmenwechsel teilweise leider noch nicht angekommen, hier wird Asthma oft immer noch allein mit Bedarfsmedikamenten behandelt, welche die zugrundeliegende Atemwegsentzündung nicht nachhaltig verringern“, so Lommatzsch.
Asthma-Remission als Therapieziel
Damit im Zusammenhang steht die 2. wichtige Neuerung der Leitlinie: die erstmalige Benennung der
Asthma-Remission als Therapieziel. Das bedeutet: Mithilfe verschiedener Medikamente, die möglichst nebenwirkungsarm und nachhaltig die Atemwegsentzündung verhindern, wird die
Asthma-Erkrankung langfristig in Remission gebracht. „Zuvor gab es nur das Therapieziel der kurzfristigen Asthma-Kontrolle. Dieses Ziel wird durch die Asthma-Remission ergänzt. An den Therapiezielen orientiert sich individuell die Auswahl der Medikamente“, erklärt Lommatzsch.
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Diagnose: Biomarker-Tests als Ergänzung zu Lungenfunktionsmessungen
Während sich bisherige Leitlinien in puncto Asthma-Diagnostik sehr stark auf die Lungenfunktionsmessung fokussierten, werden in der vorliegenden Leitlinie auch 3 Biomarker als Diagnose-Tools in den Vordergrund gerückt. Insbesondere dem FeNO-Test, bei dem der Gehalt an Stickstoffmonoxid (NO) in der ausgeatmeten Luft gemessen wird, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. „Der Test ist mittlerweile so genau, dass auch geringste Mengen NO sicher gemessen werden können – und das kann ein wichtiger Indikator sein: Je höher der Stickstoffanteil in der Ausatemluft, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Patient:innen an Asthma erkrankt sind. Und desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass er oder sie auf bestimmte Symptom-präventive Medikamente anspricht“, erklärt Lommatzsch.
FeNO-Testung: Unverzichtbarer Bestandteil der fachärztlichen Diagnostik
Dennoch wird der FeNO-Test in Deutschland bisher nicht von den Krankenkassen finanziert und ist dementsprechend noch nicht weit verbreitet in der Praxis. „Auf Basis der erdrückenden wissenschaftlichen Evidenz haben wir die FeNO-Testung als unverzichtbaren Bestandteil der fachärztlichen Diagnostik in dieser Leitlinie bezeichnet. Wir wollen mit dieser klaren Positionierung auch politische Entscheidungsträger und Kostenträger davon überzeugen, den Test für eine breitere Anwendung zugänglich zu machen. Das ist schon eine kleine Revolution für eine Leitlinie: einen Test als unverzichtbar zu bezeichnen, der von den Krankenkassen bislang gar nicht bezahlt wird“, so Lommatzsch.
Neuheiten in der Therapie: Gezielter Einsatz von Biologika
Auch im Bereich Asthma-Therapie enthält die aktualisierte Leitlinie zahlreiche Neuheiten und Überarbeitungen. Im Zusammenhang mit schwerem Asthma etwa gibt es neben einer neuen Grafik zur Definitionsklärung auch eine konkrete Handlungsanweisung zum Einsatz von 6 Biologika. „Die Kolleg:innen können so genau ableiten, für welche Patient:innen sich welches
Biologikum individuell eignet und so ganz gezielt behandeln. Das gab es vorher in dieser Form nicht“, erläutert der Pneumologe.
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