Was sind die häufigsten neurologischen Manifestationen bei intensivpflichtigen COVID-Patient:innen?
Die mit Unterstützung der DGNI durchgeführte IGNITE-Studie PANDEMIC fokussiert sich rein auf COVID-19-Intensivpatient:innen und fand, vergleichbar mit anderen Studien, als häufigste Manifestationen Enzephalopathien, ischämische/ hämorrhagische Schlaganfälle und neuromuskuläre Komplikationen wie die Critical Illness Neuropathie/Myopathie. Gut passend dazu und wenig überraschend werden in der neurorehabilitativen Literatur zu dieser Patient:innengruppe fortbestehende Lähmungen, kognitive und emotionale Symptome berichtet (3). Diese können Ausprägungen eines Post-Covid-Syndroms (Symptome >2 Monate andauernd, >3 Monate nach Infektion (noch) vorhanden)) darstellen, das in anderer Form sonst auch nach milden oder moderaten COVID-19-Verläufen auftritt.
Was sind die Symptome bei Post-Covid?
Die Mechanismen, die für ein Post-Covid-Syndrom postuliert werden, umfassen Neurotransmitter-Imbalancen, postinfektiöse Entzündungen, endothelial-mikrozirkulatorische und immunvermittelte (z.B. Zytokin- und Antikörper-assoziierte) Prozesse. Neurologische Manifestationen des COVID-19-Intensivpatient:innen sollten aktiv gesucht werden und Anlass zu einer Neuro-Frührehabilitation geben (4). Die medizinischen und gesellschaftlichen Langzeitfolgen durch anhaltende Symptome wie Fatigue, neurokognitiver Abbau, neuropsychiatrische Defizite und motorische Einschränkungen dürften enorm sein, sind aber hinsichtlich ihrer Bedeutung noch nicht ausreichend untersucht.
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Erschienen am 09.09.2021 • Einen Überblick über die Schwierigkeiten einer Rehabilitation nach schwerer COVID-19-Erkrankung finden Sie hier bei uns!
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Was haben Post-Covid und Post-Intensive-Care-Syndrome (PICS) gemeinsam?
Insgesamt erinnern diese Langzeitfolgen stark an das PICS, für das mechanistisch vaskuläre, hypoxische, Zytokin- und Mikroglia-assoziierte Prozesse angenommen werden. Die Neuro-COVID assoziierten Langzeitfolgen und diejenigen, die mit der Intensivtherapie (Beatmung, Sedierung, Organersatzverfahren, Medikamente, Delir,...) und/ oder Organschäden wie dem ARDS assoziiert sind, lassen sich in dieser Patient:innengruppe kaum voneinander trennen. Und ebenso wie beim PICS gibt es für die neurointensivmedizinischen Folgen von COVID-19 bisher keine bekannten kausalen Therapien, sondern multimodale supportiv-symptomatische Ansätze, die allerdings in Ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden sollten.
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Welche neurologischen Maßnahmen sollten bei COVID-19-Intensivpatient:innen ergriffen werden?
Für Neuro-Intensivmediziner:innen, die konsiliarisch zu COVID-19-Intensivpatient:innen hinzugezogen werden, sollte daraus erwachsen, dass sie neurologische Manifestationen in dieser Population aktiv suchen, eine angepasste Diagnostik durchführen (lassen) und dazu beitragen, diese Patient:innen einer neurologischen Früh-Rehabilitation zuzuführen. Während der Intensivphase erscheinen die leitliniengerechte Therapie von COVID-19, die symptomorientierte neurologische/ neurochirurgische Therapie und die Erwägung immunmodulatorischer Therapieansätze (z.B. bei Enzephalopathien oder Neuropathien), die zunehmend positiv berichtet werden, besonders wichtig.
(1) Leven Y, Bösel J. Neurologic manifestations of COVID-19 – an approach to categories of pathology. Neurologic Research and Practice 2021; 3(1):39
(2) u. a. Helms J, Kremer S, Merdji H, et al. Neurologic features in severe SARS-CoV-2 Infection. N Engl J Med 2020; 382(23):2268-2270
(3) u.a. Hosp JA, Dressing A, Blazhents G, et al. Cognitive impairment and altered cerebral glucose metabolismus in the subacute stage of COVID-19. Brain 2021; 144(4): 1263-1276
(4) Berlit P. et al., Neurologische Manifestationen bei COVID-19, S1-Leitlinie, 2021, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. AWMF Reg 030/144LG