Dienstag, 21. Januar 2025
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Medizin

Chronische Schmerzen: Opioide reduzieren und Lebensqualität steigern mit Cannabinoiden

von Mascha Pömmerl

Chronische Schmerzen: Opioide reduzieren und Lebensqualität steigern mit Cannabinoiden
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Seit Oktober 2024 kann ein Großteil der Ärzteschaft Patient:innen mit schwerwiegenden Erkrankungen cannabisbasierte Arzneimittel ohne vorherige Antragsstellung auf Kostenübernahme verordnen, wenn die Erkrankung die Lebensqualität der betroffenen Patient:innen dauerhaft einschränkt und mit herkömmlichen Therapien keine ausreichende Besserung erzielt werden kann. Auch die Opioid-Einsparung bei chronischen Schmerzpatient:innen ist eine sinnvolle Indikation für die Verordnung cannabisbasierte Arzneimittel. Wie Schmerzpatient:innen von diesen profitieren können, verdeutlichte eine Presseveranstaltung der Schmerzinitiative Cannabinoide der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS).
 

Cannabisbasierte Arzneimittel: Weniger Bürokratie, aber Dokumentation bleibt wichtig

Cannabisbasierte Arzneimittel zeigten bei einigen Schmerzerkrankungen eine gute Wirksamkeit auch bzw. gerade dann, wenn andere Therapien zuvor versagt hätten, betonte PD Dr. Michael Überall, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS). Durch den Wegfall des Genehmigungsvorbehalts für Ärzt:innen mit 16 Facharzt- und Schwerpunktbezeichnungen, darunter Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Psychiatrie, Schlafmedizin sowie spezielle Schmerzmedizin wurden die bürokratischen Hürden für die Versorgung schwerstkranker Schmerzpatient:innen deutlich gesenkt. Allerdings: „Leider funktioniert es im Alltag noch nicht, wie es auf dem Papier steht“, erklärte Dr. Angelika Hilker, Bochum. Aus diesem Grund sei eine gute Dokumentation der Diagnosen und Behandlungsschritte weiterhin wichtig. Mit dem Ausfüllen des Antragsformulars könne man beweisen, dass man die Voraussetzungen erfülle, so Hilker. Bei Unsicherheiten könne man sich außerdem die Verordnung auch weiterhin freiwillig bei den Krankenkassen vorab genehmigen lassen.
 
 

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Reduzierter Opioid-Verbrauch durch den Einsatz von Cannabinoiden

Hilker verwies auf die synergistischen Wirkungen zwischen Endocannabinoid- und Endorphinsystem: „Es ist sicherlich sinnvoll, Opioide und Cannabinoide in der Therapie unterschiedlichster Erkrankungen wie insbesondere bei Schmerzpatient:innen zu kombinieren.“ Cannabinoide könnten unter anderem die Dauer der Opioidbehandlung verkürzen und die Gesamtdosis der verwendeten Opioide verringern. Sie betonte auch, dass Schmerzlinderung insbesondere bei chronischen Schmerzen nicht alleine durch Antinozizeption erfolge, sondern auch durch die Verbesserung von Schlaf und Stimmung, wie sie Cannabinoide erreichen könnten. Während eine prospektive Beobachtungsstudie aus Kanada eine Verringerung der Opioidmenge um 78% zeigte (1), belegte eine retrospektive Auswertung einer deutschen kassenärztlichen Praxis eine Opioidreduktion um 50% unter dem Einsatz cannabisbasierter Arzneimittel bei älteren Schmerzpatient:innen (Dronabinol, Vollextrakte, Nabiximolsspray) (2). Fallbeispiele aus Hilkers schmerztherapeutischer Praxis verdeutlichten die Senkung des Analgetikaverbrauchs und den Gewinn an Lebensqualität durch cannabisbasierte Arzneimittel. Hilker empfahl die langsame Aufdosierung oraler Cannabinoide.

Quelle: Virtuelles Meet the Experts „DGS im Dialog“ zur DGS-Schmerzinitiative Cannabinoide, 04.12.2024

Literatur:

(1) Lucas P. et al. Cannabis Significantly Reduces the Use of Prescription Opioids and Improves Quality of Life in Authorized Patients: Results of a Large Prospective Study, Pain Med 2021;22:727-39, DOI: 10.1093/pm/pnaa396.
(2) Gastmeier K et al. Cannabinoide reduzieren den Opioidverbrauch bei älteren Schmerzpatienten, Schmerz 2023;37:29-37, DOI: 10.1007/s00482-022-00642-0.



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