Aminosäureprofile als Biomarker für Muskelgesundheit im Alter
Der altersbedingte Verlust von Muskelmasse und -kraft stellt eine wachsende Herausforderung für die Gesellschaft dar. Forschende am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) haben nun herausgefunden, dass Aminosäureprofile als vielversprechende Biomarker zur Beurteilung der Muskelgesundheit älterer Menschen dienen könnten (1). Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die frühzeitige Identifikation von Risikopersonen und die Entwicklung individueller Interventionsstrategien zur Erhaltung der Lebensqualität im Alter.
Altern und Muskelabbau: Ein komplexer Prozess
Der Verlust von Muskelmasse im Alter, auch als Sarkopenie bekannt, ist ein schleichender, aber ernstzunehmender Prozess. Er wird durch viele Faktoren beeinflusst – darunter körperliche Aktivität, Alter, Geschlecht und Stoffwechselgesundheit. Diese Vielschichtigkeit verdeutlicht die Komplexität des Alterns und macht es erforderlich, zuverlässige Marker für die Bewertung der Muskelgesundheit zu entwickeln. Aminosäureprofile könnten hier ein wichtiges Werkzeug darstellen, da sie Aufschluss über den Zustand des Muskelstoffwechsels geben.
Freie Aminosäuren geben Einblick in den Muskelzustand
Obwohl freie Aminosäuren nur einen geringen Anteil der körpereigenen Aminosäuren ausmachen, spielen sie eine zentrale Rolle bei der Regulation biologischer Prozesse wie Entzündung und Insulinsensitivität. Veränderungen in ihrer Konzentration spiegeln metabolische Anpassungen wider, die bei alternden Menschen sowie bei Personen mit Sarkopenie auftreten. Die Forschung zeigt, dass sich diese Profile zwischen gesunden und gebrechlichen älteren Menschen unterscheiden – ein Hinweis auf ihre diagnostische Relevanz.
Studie belegt Zusammenhang zwischen Aminosäuren und Muskelkraft
Das Team um Prof. Kristina Norman untersuchte 131 gesunde Erwachsene: 30 im Alter von 18 bis 35 Jahren und 101 zwischen 65 und 85 Jahren. Erfasst wurden u.a. BMI, Handgreifkraft, Skelettmuskelmasse und der Skelettmuskelmassenindex sowie Entzündungswerte und die Konzentration spezifischer Aminosäuren. Die älteren Proband:innen wiesen erwartungsgemäß niedrigere Muskelmasse und Griffkraft auf – und gleichzeitig auch geringere Werte essenzieller und verzweigtkettiger Aminosäuren (EAA und BCAA) (1). Diese standen wiederum in positivem Zusammenhang mit dem Skelettmuskelmassenindex und der Griffkraft.
Früherkennung und gezielte Prävention als Zukunftsvision
Diese Ergebnisse bestätigen die Resultate aus früheren Forschungsarbeiten, die zeigten, dass zirkulierende Aminosäuren den Gesundheitszustand der Muskeln in älteren Bevölkerungsgruppen widerspiegeln. Die Forschenden planen nun, auch Patient:innen mit diagnostizierter Sarkopenie zu untersuchen, um krankhafte Veränderungen besser zu verstehen. Ziel ist es, gezielte ernährungs- und bewegungstherapeutische Maßnahmen zu entwickeln, die den Aminosäurestoffwechsel positiv beeinflussen und damit zur Erhaltung der Muskelgesundheit im Alter beitragen.
Quelle:Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
Literatur:
(1) Li C. et al. (2025) Essential amino acids and branched-chain amino acids are associated with skeletal muscle and inflammatory parameters in older age, Biogerontology 26(2):66 (2025), DOI: 10.1007/s10522-025-10206-1.