Journal MED
Patienteninfos
Inhaltsverzeichnis

Was sind Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs)?

DiGAs sind geprüfte medizinische Apps, die von Ärzten und Psychotherapeuten verschrieben und von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden. Mehr als 50 DiGAs gibt es bereits, etwa die Hälfte davon zur Unterstützung bei psychischen Erkrankungen. Laut Maik Pommer, Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), unterscheiden sich DiGAs von herkömmlichen Online-Programmen, da sie sicher und wirksam sind. Das BfArM prüft jede App auf Datenschutz, Benutzerfreundlichkeit und nachweisbare positive Versorgungseffekte. Eine vollständige Liste der zugelassenen DiGAs für psychische Erkrankungen findet sich im DiGA-Verzeichnis des BfArM.

Wie bekommt man eine DiGA?

Der Zugang zu einer DiGA erfolgt über einen standardisierten Prozess. Zunächst stellen Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen aufgrund einer Diagnose ein Rezept für eine bestimmte Anwendung aus. Im nächsten Schritt reichen Versicherte das Rezept bei ihrer Krankenkasse ein, die es prüft. Sobald die Genehmigung erfolgt ist, erhalten Patient:innen einen Code zur Nutzung des Programms. Alternativ besteht die Möglichkeit, auch ohne ärztliche Verordnung direkt einen Antrag auf Genehmigung bei der Krankenkasse zu stellen, wenn bereits eine entsprechende Indikation vorliegt.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Frühzeitige Therapien schützen vor Depressionen

Jetzt lesen

Wem helfen psychologische DiGAs?

DiGAs sind vor allem für Menschen mit leichter bis mittelschwerer psychischer Belastung geeignet. Sie können eine sinnvolle Unterstützung für Personen sein, die an ihrer Genesung arbeiten möchten oder sich in einer frühen Phase einer Erkrankung befinden. Darüber hinaus bieten sie eine Möglichkeit, die oft langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz zu überbrücken. Bei schwerwiegenden psychischen Erkrankungen oder akuten Krisen sind DiGAs allerdings nicht geeignet, da sie die persönliche therapeutische Betreuung nicht ersetzen können.

Wie funktionieren psychologische DiGAs?

Die meisten psychologischen DiGAs basieren auf Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) und bieten verschiedene Funktionen, die auf eine langfristige Verhaltensänderung abzielen. Viele dieser Programme enthalten interaktive Selbsthilfeübungen, die den Nutzern helfen sollen, negative Denkmuster zu erkennen und gezielt zu verändern.

Zusätzlich bieten einige DiGAs Tagebuch- und Tracking-Funktionen, mit denen Nutzer ihre Stimmung, Ängste oder ihr Schlafverhalten dokumentieren können. Dadurch erhalten sie einen Überblick über ihre Fortschritte und können gezielt an ihrer mentalen Gesundheit arbeiten. Viele Programme enthalten auch Achtsamkeits- und Entspannungsübungen wie Meditationen oder Atemtechniken, die helfen sollen, Stress zu reduzieren.

Ein weiteres wichtiges Element ist die sogenannte Psychoedukation, die fundierte Informationen über verschiedene psychische Erkrankungen vermittelt und Betroffenen hilft, ihre Symptome besser zu verstehen und mit ihnen umzugehen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Stress: Wie er hilft und wann er schadet

Jetzt lesen

Welche Vorteile bieten DiGAs?

DiGAs sind besonders niedrigschwellig, da sie anonym genutzt werden können, jederzeit verfügbar sind und keine festen Termine erfordern. Dadurch sind sie besonders flexibel einsetzbar und eignen sich für Personen, die ihre mentale Gesundheit eigenständig verbessern möchten. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass diese Programme wissenschaftlich geprüft und von Institutionen wie der Stiftung Warentest bewertet wurden.

Können DiGAs eine Psychotherapie ersetzen?

DiGAs sind als Ergänzung zu einer Psychotherapie gedacht, können sie aber nicht ersetzen. Während digitale Programme dabei helfen können, sich aktiv mit den eigenen Problemen auseinanderzusetzen und erste Strategien zur Bewältigung zu erlernen, fehlt ihnen die persönliche Betreuung durch eine Therapeutin oder einen Therapeuten. Ohne eine solche Begleitung besteht zudem die Gefahr, dass Betroffene die Anwendung nicht vollständig durchlaufen oder frühzeitig abbrechen.

Besonders bei schwereren psychischen Erkrankungen sind digitale Programme nicht ausreichend. In Fällen wie starken Depressionen oder Trauma-Folgestörungen sind andere therapeutische Ansätze notwendig, die auf einer engen Beziehung zwischen Therapeut und Patient basieren. Solche tiefgehenden psychischen Prozesse lassen sich nicht allein durch eine App bearbeiten, sondern erfordern den persönlichen Austausch und eine professionelle Betreuung.

Quelle:

dpa

Stichwörter