„Den rund 70 Millionen Beitragszahlenden in den gesetzlichen Krankenkassen sind die immer höher steigenden Versicherungsbeiträge – gerade in diesen inflationären Zeiten – nicht mehr zuzumuten“, mahnt Dieter Schröder, Vorsitzender des Verwaltungsrats der DAK-Gesundheit. „Das gilt auch für die sogenannten versicherungsfremden Leistungen, die Versicherte zusätzlich mitfinanzieren müssen – wie zum Beispiel die Beiträge für ALG-2-Beziehende.“ Schröder kritisiert, dass der Bundeszuschuss für diese Leistungen Jahr für Jahr um etwa 10 Milliarden Euro zu niedrig liegt.
Finanzieller Druck durch Rücklagenabbau
„Gleichzeitig müssen die gesetzlichen Krankenkassen ihre Mindestrücklagen weiter abbauen – und die können längst nicht mehr als Liquiditätsreserve bezeichnet werden“, sagt Horst Zöller, der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende. Entsprechend heißt es in der Resolution: „Der Rücklagenabbau ist dramatisch überdimensioniert und wird eine Vielzahl der Krankenkassen finanziell unter existenziellen Druck setzen.“ Der vorgesehene Mechanismus zum Rücklagenabbau basiere auf den Rechnungsergebnissen 2021 der Kassen, doch deren Finanzlage habe sich seitdem verschlechtert. Es drohe ein „ruinöser Beitragswettbewerb mit unterjährigen Beitragserhöhungen und mit erheblichen Verwerfungen im System durch Mitgliederwanderungen“.
Eine weitere Forderung des Verwaltungsrates ist es, die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel abzusenken. „Geradezu absurd mutet es an, dass Hundefutter mit 7% Mehrwertsteuer belegt ist, für Medikamente aber 19% bezahlt werden muss“, sagt Zöller.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
BVDD übt scharfe Kritik am GKV-Spargesetz
Erschienen am 04.08.2022 • Es ist eine Abschaffung der extrabudgetären Vergütung von Leistungen bei Neupatienten durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz geplant.
Erschienen am 04.08.2022 • Es ist eine Abschaffung der extrabudgetären Vergütung von Leistungen bei Neupatienten durch das...
© Zerbor – stock.adobe.com
Darlehen soll GKV-Finanzierungslücke schließen
Entschieden lehnt es der Verwaltungsrat der DAK-Gesundheit ab, dass ein Teil der GKV-Finanzierungslücke im Jahr 2023 durch ein Darlehen geschlossen werden soll. „Darlehen müssen zurückgezahlt werden! Wie die Kassen dieses Geld aufbringen sollen, dafür gibt es keine plausible Lösung“, sagt der Verwaltungsratsvorsitzende Schröder. „Zumal das Finanzierungsproblem so nur ins übernächste Jahr verschoben wird.“
Stattdessen fordert der Verwaltungsrat in seiner Resolution einen „verlässlichen, dynamisierten Bundeszuschuss“. „Dieser Zuschuss muss das Gesamtsystem und damit die Krankenversicherten schützen und versicherungsfremde Leistungen gerecht gegenfinanziere“, erklärt Zöller. „Ein akzeptables Finanzstabilisierungsgesetz muss unser Gesundheitssystem stabilisieren und für die Zukunft solide aufstellen!“ Der Gesetzgeber solle sich zunächst auf die Lösung der Finanzierungsprobleme im kommenden Jahr konzentrieren. Für die Jahre ab 2024 seien weitere Maßnahmen erforderlich.