Zunehmende Vernetzung von Patient:innendaten in den kommenden Jahren
Aktuell liegen Patient:innendaten wie MRT-Aufnahmen, Laborergebnisse oder Therapieverläufe verteilt bei verschiedenen Ärzt:innen und Kliniken. Dies soll sich in den kommenden Jahren grundlegend ändern. „Werden Datenquellen zunehmend vernetzt, bietet das ein enormes Potenzial, die Qualität der Patient:innenversorgung zu verbessern und unnötige Doppeluntersuchungen zu vermeiden“, sagt Prof. Jörn Kohlhammer, ATHENE-Wissenschaftler beim Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD. Gleichzeitig rücke aber auch die Absicherung dieser Daten und das Thema Datenschutz verstärkt in den Blick.
Datensicherheit bei der Übertragung, Speicherung und langfristigen Nutzung
Prof. Kohlhammer und ein Team aus Fraunhofer IGD und Fraunhofer SIT beschäftigen sich daher mit 3 zentralen Herausforderungen: Neben deren sicheren Übertragung müssen die gesammelten Daten, wenn sie beispielsweise in einer Cloud-Lösung gespeichert sind, vor dem Zugriff Unbefugter geschützt werden. Auch der Frage, wie Daten langfristig gesichert werden können, wenn diese nur noch digital vorliegen und nicht mehr auf Papier, gehen Prof. Kohlhammer und sein Team nach. Als Leiter des Forschungsbereichs Informationsvisualisierung und Visual Analytics beschäftigt er sich insbesondere mit der visuellen Unterstützung dieser Datenauswertung für Mediziner:innen sowie für Patient:innen.
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Erschienen am 03.03.2023 • Wie gestaltet die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin die digitale Transformation? Die Antwort darauf lesen Sie hier!
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Mit Visualisierung von Datenschutzinformationen die Komplexität reduzieren
„Patient:innen haben das Gefühl, dass sie im Zuge der Digitalisierung die Hoheit über ihre Daten verlieren“, erläutert Prof. Kohlhammer. Daher verwundere es ihn nicht, dass aktuell weniger als 1% der gesetzlich Versicherten die Möglichkeiten der ePA nutzt. Auf der anderen Seite hätten aber auch Ärzt:innen Bedenken, ihren komplexen rechtlichen Pflichten zum Datenschutz nicht nachkommen zu können. Die Lösung ist aus Sicht des Fraunhofer IGD eine zielgerichtete Visualisierung von Datenschutzinformationen, Einverständniserklärungen sowie Auskünften darüber, welche Daten wem vorliegen und wie diese genutzt werden dürfen. „Je einfacher und verständlicher diese aufbereitet sind, desto höher wird die Akzeptanz der Digitalisierung im Gesundheitswesen insgesamt ausfallen“, ist sich Prof. Kohlhammer sicher. Die ePA sei dabei nur der erste Schritt hin zu einer individuellen Medizin, die durch Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen nachhaltig verändern könnte.
MeDiTwin verbindet alle Gesundheitsinformationen von Patient:innen
Ein aktuelles Fraunhofer-Projekt in diesem Zusammenhang ist der MeDiTwin, der digitale Zwilling im Gesundheitswesen. Dieser verbindet alle Gesundheitsinformationen von Patient:innen miteinander und ermöglicht den Abgleich von Parametern aus Populationsstudien und Daten spezifischer Krankheitsbilder wie Diagnostik, Krankheitsverlauf, Medikation oder Therapien anderer Betroffener. Es entsteht ein ganzheitliches, digitales Patient:innenmodell, das dem medizinischen Fachpersonal nicht nur alle wichtigen Daten auf einen Blick verfügbar macht, sondern gleichzeitig eine umfangreiche, datengestützte Entscheidungshilfe gibt. „Die strenge Beachtung von Sicherheitsaspekten ist bei Projekten wie MeDiTwin unabdingbar“, sagt Prof. Kohlhammer. Dem kommt ATHENE im Bereich der Gesundheitsdaten mit diesem Projekt nach. Dies sei auch wichtig bei allen Überlegungen zum weiteren Aufbau von Dateninfrastrukturen. Zudem müsse der Schutz der Daten auch beim Austausch zwischen Institutionen oberste Priorität haben.