Donnerstag, 21. November 2024
Navigation öffnen
Medizin

Empfehlungen zum präoperativen Umgang mit GLP-1-Agonisten

Empfehlungen zum präoperativen Umgang mit GLP-1-Agonisten
© Kassandra – stock.adobe.com
Die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) hat in einer aktuellen Stellungnahme Empfehlungen zur Narkose bei Patient:innen veröffentlicht, die GLP-1-Agonisten mit den Wirkstoffen Semaglutid oder Tirzepatid einnehmen (1). Die Empfehlungen sind im Rahmen der gemeinsamen Empfehlungen zur „Präoperativen Evaluation erwachsener Patientinnen und Patienten vor elektiven, nicht herz-thoraxchirurgischen Eingriffen“ von der DGAI sowie der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) erarbeitet worden.
Anzeige:
Programmatic Ads
 

GLP-1-Agonisten werden bei Typ-2-Diabetes und Adipositas eingesetzt

GLP-1-Agonisten sind synthetisch hergestellte Polypeptide, die die Insulinsekretion steigern und die Freisetzung von Glukagon hemmen. Diese Medikamente werden zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, vermehrt aber auch zur Gewichtsreduktion eingesetzt, da sie die Magenentleerung verzögern.

Verzögerte Magenentleerung kann Risiko für Aspiration von Mageninhalt erhöhen

Diese verzögerte Magenentleerung kann jedoch das Risiko einer Aspiration von Mageninhalt während einer Narkose erhöhen, wodurch Speisereste in die Atemwege gelangen und eine schwere Lungenentzündung auslösen können. Auf vermehrte Meldungen solcher Aspirationspneumonien hat die American Society of Anesthesiologists im März 2024 reagiert und Empfehlungen zum präoperativen Umgang mit GLP-1-Agonisten veröffentlicht.
 
 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Neue Darreichungsform: Tirzepatid bei Typ-2-Diabetes und Adipositas als Fertigpen zugelassen

Erschienen am 02.05.2024Tirzepatid wurde als Fertigpen für die Behandlung des Typ-2-Diabetes und der Adipositas zugelassen. Mehr dazu lesen Sie hier!

Erschienen am 02.05.2024Tirzepatid wurde als Fertigpen für die Behandlung des Typ-2-Diabetes und der Adipositas zugelassen. Mehr...

© Lilly

Die DGAI empfiehlt das kurzzeitige Absetzen der Medikamente vor einer OP

Trotz der bisher spärlichen Datenlage schließt sich die DGAI diesen Empfehlungen an. „Bei elektiven Eingriffen sollte die Therapie mit einem täglich eingenommenen GLP-1-Agonisten am OP-Tag unterbrochen werden. Bei GLP-1-Agonisten, die nur einmal pro Woche verabreicht werden, sollte der letzte Applikationszeitpunkt des Medikamentes eine Woche vor der geplanten Operation liegen“, schreiben die Autoren der Empfehlung. Diese Zeiträume seien unabhängig von der Indikation der Therapie mit einem GLP-1-Agonisten zu beachten. Nach dem Absetzen des Medikamentes ist eine engmaschige Kontrolle des Blutzuckers erforderlich. „Bei fehlender Medikamentenpause und gastrointestinalen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Blähungen oder abdominellen Schmerzen sollte die Patientin oder der Patient bei elektiven Eingriffen als nicht nüchtern betrachtet werden“, erklärt Prof. Dr. Christian Zöllner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und des Zentrums für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der von Seiten der DGAI an der Publikation federführend mitgearbeitet hat. „In diesem Fall ist eine individualisierte und interdisziplinäre Risikobewertung für die Durchführung bzw. die Verschiebung des Eingriffs zu empfehlen.“

Austausch mit den Patient:innen sowie mit den Hausärzt:innen ist wichtig

Prof. Dr. Zöllner betont die Bedeutung einer individualisierten Herangehensweise: „Um die höchste Patientensicherheit zu gewährleisten, erfordert die zunehmende Verbreitung von GLP-1-Agonisten ein differenziertes Vorgehen bei der präoperativen Risikoevaluation und der Narkosedurchführung.“ Dabei stelle für GLP-1-Agonisten, die nur einmal pro Woche appliziert werden, die Absprache mit der Patientin oder dem Patienten sowie der betreuenden Hausärztin bzw. dem Hausarzt in der praktischen Anwendung eine Herausforderung dar. „In der Vorbereitung einer Operation wird diese Abstimmung weiter an Bedeutung zunehmen“, erklärt Zöllner. Erste Projekte zum besseren Austausch sind derzeit an vereinzelten Standorten in Deutschland in Planung. Diese beinhalten eine checklisten-gestützte Vorbereitung von Patient:innen durch Hausärzt:innen sowie ein Feedback System der behandelnden Kliniken. „Nicht nur in Anbetracht der aktuellen Diskussion um GLP-1 Agonisten sollten diese Projekte weiter ausgebaut werden“, empfiehlt der DGAI-Experte.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e.V.

Literatur:

(1) Präoperativen Evaluation erwachsener Patientinnen und Patienten vor elektiven, nicht herz-thoraxchirurgischen Eingriffen, Anästhesiologie & Intensivmedizin 2024, abrufbar unter: https://www.ai-online.info/archiv/2024/05-2024/praeoperative-evaluation-erwachsener-patientinnen-und-patienten-vor-elektiven-nicht-herz-thorax-chirurgischen-eingriffen-eine-gemeinsame-empfehlung-der-deutschen-gesellschaft-fuer-anaesthesio-logie-und-intensivmedizin-der-deutschen-gesellschaft-fuer.html, letzter Zugriff: 14.05.2024.


Anzeige:
Jardiance
Jardiance

Sie können folgenden Inhalt einem Kollegen empfehlen:

"Empfehlungen zum präoperativen Umgang mit GLP-1-Agonisten"

Bitte tragen Sie auch die Absenderdaten vollständig ein, damit Sie der Empfänger erkennen kann.

Die mit (*) gekennzeichneten Angaben müssen eingetragen werden!

Die Verwendung Ihrer Daten für den Newsletter können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft gegenüber der MedtriX GmbH - Geschäftsbereich rs media widersprechen ohne dass Kosten entstehen. Nutzen Sie hierfür etwaige Abmeldelinks im Newsletter oder schreiben Sie eine E-Mail an: rgb-info[at]medtrix.group.