Sonntag, 22. Dezember 2024
Navigation öffnen
Medizin

PFAS im Blut mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden

PFAS im Blut mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden
© Сергей Шиманович – stock.adobe.com
Forschende des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) haben nachgewiesen, dass Spuren der allgegenwärtigen PFAS-Chemikalien (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) im menschlichen Blut mit ungünstigen Fettprofilen und daher mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen. Der Befund beruht auf Daten von mehr als 2.500 Erwachsenen aus Bonn und der holländischen Gemeinde Leiderdorp. PFAS waren im Blut nahezu aller Studienteilnehmenden nachweisbar. Die Studienergebnisse sind im renommierten Wissenschaftsjournal „Exposure and Health“ veröffentlicht.
Anzeige:
Programmatic Ads
 

PFAS gelangen über das Grundwasser in die menschliche Nahrungskette

Seit ihrer Erfindung in den 1950er Jahren sind Schätzungen zufolge mehr als 10.000 verschiedene Substanzen aus der Kategorie der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) entwickelt worden. Wegen ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften kommen sie in tausenden Produkten wie Kosmetik, in Zahnseide, aber auch in Pfannen-Beschichtungen und in Löschschaum zum Einsatz. Neben ihrer chemischen Grundkonstruktion haben die PFAS eine weitere Gemeinsamkeit: Sie sind so gut wie nicht abbaubar. Insbesondere über das Grundwasser gelangen sie in die menschliche Nahrungskette.

Jüngere Proband:innen sind besonders betroffen

Die Befunde der Bonner Forschenden sind der jüngste Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Wirkung von PFAS auf die Gesundheit des Menschen. „Wir sehen deutliche Anzeichen für eine gesundheitsbedenkliche Wirkung von PFAS. Und wir haben festgestellt, dass bei gleicher PFAS-Konzentration im Blut die negativen Effekte bei jüngeren Proband:innen stärker ausgeprägt sind als bei älteren“, sagt Prof. Dr. Dr. Monique Breteler, Direktorin für Populationsbezogene Gesundheitsforschung am DZNE. Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung legten außerdem nahe, dass schon relativ niedrige PFAS-Konzentrationen im Blut mit ungünstigen Blutfett-Profilen verbunden sind.
 
 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Beeinflussbare Risikofaktoren verantwortlich für die Hälfte der kardiovaskulären Erkrankungen

Erschienen am 30.08.20235 Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall sind vermeidbar. Welche das sind, erfahren Sie bei uns!

Erschienen am 30.08.20235 Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall sind vermeidbar. Welche das sind, erfahren Sie bei uns!

© SciePro - stock.adobe.com

Hohe PFAS-Konzentrationen im Blut korrelieren mit erhöhten Blutfetten

„Unsere Daten zeigen einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen PFAS im Blut und schädlichen Blutfetten, die mit einem kardiovaskulären Risiko assoziiert sind. Je höher der PFAS-Spiegel, desto höher ist die Konzentration dieser Fettstoffe. Strenggenommen ist das noch kein Beweis dafür, dass PFAS Verursacher der ungünstigen Blutfett-Profile sind. Doch die enge Korrelation stützt diesen Verdacht. Sie ist ein starkes Argument für eine strengere Regulierung von PFAS, um die Gesundheit zu schützen“, so die Bonner Forscherin. Auffällig sei, dass bei nahezu allen Probanden PFAS im Blut nachgewiesen werden konnte. Man könne diesen Chemikalien also nicht entgehen. „Auch wenn wir für die von uns untersuchten Probanden keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung sehen, so ist die Situation dennoch bedenklich. Denn auf lange Sicht kann sich das erhöhte Risiko sehr wohl auf Herz und Kreislauf negativ auswirken“, so Breteler.

Blutproben von über 2.500 Menschen untersucht

Grundlage für die aktuelle Untersuchung waren die „Rheinland Studie“ des DZNE – eine bevölkerungsbasierte Gesundheitsstudie im Bonner Stadtgebiet – und die NEO-Studie aus den Niederlanden. Forschende des DZNE arbeiteten dafür mit Fachleuten des niederländischen Leiden University Medical Center zusammen. Die Blutproben von insgesamt mehr als 2.500 Frauen und Männern im Alter zwischen 30 und 89 Jahren flossen in die Analysen ein. Dabei kam modernste Technik zum Einsatz. Die Blutproben wurden per Massenspektrometrie detailliert untersucht. Die Forschenden fokussierten sich in ihrer Analyse auf 3 der am weitesten verbreiteten PFAS-Arten – PFOA (Perfluoroctansäure), PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) und PFHxS (Perfluorhexansulfonsäure) – und ermittelten zusätzlich die Konzentration von 224 Blutfetten, Metaboliten und Aminosäuren. „Mit diesem untargeted approach konnten wir den Zusammenhang zwischen der PFAS-Konzentration und einem nachteiligen Profil an Lipiden nachweisen. Dazu gehört Cholesterin und diverse andere Blutfette, die als Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt sind“, sagt Elvire Landstra. Wesentliche Unterschiede zwischen den Proben aus Bonn und Leiderdorp gab es nicht. „Unsere Untersuchung ist die bislang detaillierteste zu diesem Thema und diejenige mit der größten Datenbasis. Bisherige Studien hatten eine Korrelation zwischen PFAS und gesundheitsbedenklichen Blutfetten bereits nahegelegt, aber so deutlich wie in unserer Studie hatte sich dieser Zusammenhang bislang nicht gezeigt.“
Künftige Studien könnten nach Ansicht der Bonner Forschenden auf spezifische Bereiche des Körpers eingehen. „Wir haben uns das Blutbild angeschaut. In einem nächsten Schritt wäre es sinnvoll, das Vorkommen von PFAS in einzelnen Organen zu untersuchen“, sagt Monique Breteler.

Quelle: Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE)


Anzeige:
Gardasil
Gardasil

Sie können folgenden Inhalt einem Kollegen empfehlen:

"PFAS im Blut mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden"

Bitte tragen Sie auch die Absenderdaten vollständig ein, damit Sie der Empfänger erkennen kann.

Die mit (*) gekennzeichneten Angaben müssen eingetragen werden!

Die Verwendung Ihrer Daten für den Newsletter können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft gegenüber der MedtriX GmbH - Geschäftsbereich rs media widersprechen ohne dass Kosten entstehen. Nutzen Sie hierfür etwaige Abmeldelinks im Newsletter oder schreiben Sie eine E-Mail an: rgb-info[at]medtrix.group.