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Medizin

Früher Therapiebeginn bei MAC-Lungeninfektion ist das neue Paradigma

Früher Therapiebeginn bei MAC-Lungeninfektion ist das neue Paradigma
© peterschreiber.media – stock.adobe.com
Erreger vom Mycobacterium avium-Komplex (MAC) werden in Deutschland besonders häufig bei Lungeninfektionen aufgrund nichttuberkulöser Mykobakterien (NTM) nachgewiesen. „Bei vielen Patient:innen mit MAC-Lungeninfektion, kurz MAC-LD (Mycobacterium avium-Komplex lung disease), ist die Lebensqualität stark eingeschränkt,“ berichtete Prof. Dr. Christoph Lange, Borstel, anlässlich des ERS-Kongresses 2021 (1). Symptome wie Fatigue, chronischer Husten, Fieber oder Dyspnoe könnten sehr belastend sein. Die Morbidität und Mortalität sind bei der MAC-LD gegenüber gesunden Personen deutlich erhöht (1, 2). In einer Untersuchung, für die Daten aus mehreren Studien herangezogen wurden, lag die 5-Jahres-Mortalität bei 27% (2). Um die Perspektive der Patient:innen zu verbessern, bekräftigten die Expert:innen auf 2 Symposien zum ERS nun „ein neues Paradigma der Therapie: möglichst früh damit beginnen,“ so etwa Prof. Dr. Stefano Aliberti, Mailand, Italien (1).
 
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Leitliniengerechte Therapie bei MAC-LD: Makrolid-Antibiotikum, Azithromycin, Ethambutol

Das entspricht der evidenzbasierten internationalen Leitlinie 2020 von ATS/ERS/ESCMID/IDSA, die sich für eine frühe Therapie ausspricht, wenn entsprechende Kriterien erfüllt sind (3). Die leitliniengerechte Therapie (GBT, guideline based therapy) bei MAC-LD ist eine 3-fach Kombination aus einem Makrolid-Antibiotikum, Azithromycin (oder Clarithromycin), Ethambutol und Rifampicin (oder Rifabutin) (3, 4). Expert:innen wie Dr. Charles Daley, National Jewish Health, Denver, USA, folgen der Empfehlung der Leitlinie Patient:innen auf eine Makrolidresistenz zu testen, wenn die Entscheidung zur Therapie gefallen ist (3, 4). MAC-LD ist nicht leicht therapierbar, ein Behandlungserfolg – nach anhaltender Sputumkonversion – tritt in 60% aller initial mit einer makrolidbasierten Antibiose behandelten Fälle ein (5). Der Verlauf sollte deshalb klinisch, radiologisch und mikrobiologisch engmaschig überwacht werden, riet Dr. Natalie Lorent, Universitätsklinikum Leuven, Belgien (1).

ALIS: Liposomales Amikacin für refraktäre MAC-Fälle

Bleibt nach 6 Monaten GBT eine Sputumkonversion aus, gelten Patient:innen als therapierefraktär. Die Leitlinie spricht hier eine starke Empfehlung aus, zusätzlich zur GBT liposomales Amikacin zur Inhalation (ALIS, Arikayce® liposomal) einzusetzen (3). Wirksamkeit und Sicherheit von ALIS wurden in der CONVERT-Studie nachgewiesen, auf die Prof. Dr. Rachel M. Thomson, Universität Queensland, Australien, einging: Bei 29% der zuvor therapierefraktären Patient:innen kam es unter Gabe von ALIS plus leitliniengerechter Therapie bis Monat 6 zu einer Sputumkonversion (4, 6). In der Vergleichsgruppe mit GBT allein waren es 9% (6). Das Amikacin in ALIS ist liposomal umhüllt, wodurch es ladungsfrei und deshalb deutlich effektiver in Makrophagen und Biofilme eindringen kann als intravenös appliziertes Amikacin (7). Denn dort verbergen sich die MAC-Erreger vor „normalem“, intravenösen Amikacin (7). Auch gelangt ALIS durch die Inhalation direkt in die Lunge, wodurch systemische Nebenwirkungen minimiert werden (7). Am Tiermodell zeigte sich, dass mit ALIS im Vergleich zu Amikacin i. v. eine etwa 274-mal so hohe Wirkstoffkonzentration in Makrophagen erreicht wird bei fünfmal geringerer Plasmakonzentration (7). „Bei einer Therapie mit ALIS entfaltet sich die Wirkung gezielt am Ort der Infektion. Die Nebenwirkungen sind vorhersehbar, lassen sich meist gut managen und treten, wenn, oft zu Beginn der Therapie auf und lassen dann nach“, schloss Prof. Dr. Stefano Aliberti (1).

Quelle: Insmed

Literatur:

(1) Industriesymposium von Insmed auf dem ERS Kongress 2021. 05.09.2021. Innovations in MAC-PD: beyond oral triple therapy. Session ID 39.
(2) Diel R, Lipman M, Hoefsloot W. High mortality in patients with Mycobacterium avium complex lung disease: a systematic review. BMC Infect Dis. 2018 May 3;18(1):206.
(3) Daley CL, Iaccarino JM, Lange C, et al. Treatment of Nontuberculous Mycobacterial Pulmonary Disease: An Official ATS/ERS/ESCMID/IDSA Clinical Practice Guideline [published correction appears in Clin Infect Dis. 2020 Dec 31;71(11):3023]. Clin Infect Dis. 2020;71(4):e1-e36.
(4) Industriesymposium von Insmed auf dem ERS Kongress 2021. 05.09.2021. The Role of Bronchiectasis and COPD as Risk Factors for MAC Lung Disease: Critical Advances in Disease Stratification and Recent International Guidelines for antimicrobial Management. Session ID 178.
(5) Kwak, N., Park, J., Kim, E., Lee, C. H., Han, S. K., & Yim, J. J. (2017). Treatment outcomes of Mycobacterium avium complex lung disease: a systematic review and meta-analysis. Clinical Infectious Diseases, 65(7), 1077-1084.
(6) Griffith DE, Eagle G, Thomson R et al. Amikacin Liposome Inhalation Suspension for Treatment-Refractory Lung Disease Caused by Mycobacterium avium Complex (CONVERT). A Prospective, Open-Label, Randomized Study. Am J Respir Crit Care Med. 2018 Dec 15;198(12):1559-1569
(7) Zhang J, Leifer F, Rose S et al. Amikacin Liposome Inhalation Suspension (ALIS) Penetrates Nontuberculous Mycobacterial Biofilms and Enhances Amikacin Uptake into Macrophages. Front. Microbiol. 2018;16;9:915


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