Donnerstag, 21. November 2024
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Medizin

Warum und wann welche Impfungen in der Schwangerschaft wichtig sind

von Martin Wiehl

Warum und wann welche Impfungen in der Schwangerschaft wichtig sind
© New Africa – stock.adobe.com
Wie lassen sich Impfungen in der Schwangerschaft sicher und vorausschauend umsetzen? Dieser Fragestellung geht Dr. Michael Wojcinski aus Steinhagen bei Bielefeld als Sprecher der AG „Impfen in der Gynäkologie“ des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) e.V. schon seit einem viertel Jahrhundert nach. Die wichtigsten aktuellen Aspekte hierzu hatte er jetzt auf dem Fortbildungskongress (FOKO) der BVF-Akademie in Düsseldorf präsentiert.
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Auf Basis eines möglichst vollständigen Impfschutzes gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) für Erwachsene und Personen mit bestimmten Risiken und Grundleiden noch vor der Schwangerschaft zielen Impfungen in der Schwangerschaft auf besondere impfpräventable Risiken für Mutter und Kind.

Verschiebung der Immunkompetenz – weg von zellulärer, hin zu humoraler Immunität

Zunächst einmal verdiene die werdende Mutter erhöhte Aufmerksamkeit wegen ihres erhöhten Infektions- und Komplikationsrisikos. Das führte Wojcinski auf eine Verschiebung des Immunsystems während der Schwangerschaft zurück. So bewege sich die Immunkompetenz infolge der Toleranz gegenüber dem Embryo tendenziell weg von der zellulären Abwehr hin zu einer vermehrten Produktion von Antikörpern – auch hinsichtlich der Perspektive eines plazentalen Transfers an das Neugeborene.

Influenza- und COVID-19-Impfung in der Schwangerschaft zum Schutz der Mutter

Das erhöhte Risiko einer Infektion mit Influenza-Viren oder SARS-CoV-2 trifft bei Schwangeren auf eine ungünstige Konstellation physiologischer Veränderungen an Herz und Lunge wie eine Erhöhung der Herzfrequenz, der Förderleistung und des Sauerstoffverbrauchs bei gleichzeitiger Abnahme des Lungenvolumens. Im Falle einer tatsächlichen akuten respiratorischen Erkrankung (ARE) im Rahmen von COVID-19 oder einer Influenza mündeten diese schlechten Bedingungen dann unweigerlich in eine verstärkte Symptomatik und in eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes, warnte Wojcinski. Das schlage sich dann in einem erhöhten Risiko für Hospitalisierungen, Pneumonien und kardiovaskulären Ereignissen nieder, wie der Gynäkologe aus Daten einer ganzen Reihe von Kohortenstudien zu Influenza berichtete. Neueste Daten aus dem CRONOS-Register bestätigten die erhöhten Risiken für Komplikationen und Hospitalisierung nun auch bei COVID-19 in der Schwangerschaft. Im Falle einer nicht vorhandenen Basisimmunität gegenüber SARS-CoV-2, bestehend aus 3 Antigenkontakten, darunter mindestens eine Impfung, wie für alle Personen über 18 Jahren von der STIKO empfohlen, sollten fehlende Impfungen auch in der Schwangerschaft, möglichst ab dem 2. Trimenon, nachgeholt werden. Und eine Influenza-Impfung sieht die STIKO-Empfehlung schon seit dem Jahr 2010 für alle Schwangeren zu Beginn des 2. Trimenons vor.
 
 

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Erschienen am 25.10.2023Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt Schwangeren eine Auffrischungsimpfung gegen Corona. Mehr dazu hier!

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© Sk Elena – stock.adobe.com

Pertussis- und RSV-Impfung der Schwangeren zum Schutz des Kindes

Zwar bietet eine Influenza-Impfung in der Schwangerschaft neben dem Schutz der Mutter auch eine Minderung der Risiken für das Neugeborene, dieser Aspekt steht hier aber nicht so sehr im Vordergrund der prophylaktischen Bemühungen wie bei Pertussis und Infektionen mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Denn bei diesen beiden Atemwegsinfektionen ist die Leihimmunität durch möglichst hohe Antikörpertiter für das Neugeborene vom ersten Tag an entscheidend, aber normalerweise nicht gegeben. Da die Antikörperspiegel bei Erwachsenen nach Pertussis-Impfung jedes Jahr um etwa 25% abfallen, ist etwa 5 bis 6 Jahre nach der letzten Impfung kein ausreichender Schutztiter mehr gegeben – und für das Neugeborene reichen die dann noch über den plazentalen Antikörpertransfer erzielbaren Konzentrationen an vor Pertussis schützenden Antikörpern schon gleich gar nicht. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die STIKO, grundsätzlich alle Schwangeren gegen Pertussis zu impfen – egal, wann die letzte Pertussis-Impfung in der Vergangenheit verabreicht wurde. Da der aktive Immunglobulin G (IgG)-Transfer über die Plazenta vornehmlich im 3. Trimenon stattfindet, sollte die Pertussis-Impfung möglichst erst zu Beginn des 3. Trimenons, optimal also in der 28. bis 32. Schwangerschaftswoche, appliziert werden. Ähnliches gilt für die maternale RSV-Impfung, wiewohl diese aufgrund ihrer erst kürzlich zugelassenen Einführung derzeit noch keine STIKO-Empfehlung erhalten hat. Auch hier gilt grundsätzlich, dass eine Impfung zu Beginn des 3. Trimenons optimal ist, um das Neugeborene vom ersten Tag an mit hohen Antikörpern aus der mütterlichen Leihimmunität zu versorgen.

Quelle: Symposium „Impfen in der gynäkologischen Praxis“ im Rahmen des FOKO 2024, 14. März 2024, Düsseldorf; Veranstalter: GSK


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