Restless-Legs-Syndrom: Neue S2k-Leitlinie

Restless-Legs-Syndrom: Häufigkeit und Symptome

Insgesamt leiden 5-10% der Bevölkerung am Restless-Legs-Syndrom, wobei die Erkrankungshäufigkeit mit dem Alter steigt, aber nur 1-2% eine Therapie benötigen. Die Betroffenen haben Missempfindungen und Schmerzen in den Beinen, die während der Ruhezeit auftreten. Bei 85% der Patient:innen kommt es auch zu periodischen Beinbewegungen im Schlaf. Die Betroffenen verspüren einen Bewegungsdrang, denn die Missempfindungen und Schmerzen nehmen bei Bewegung, z.B. beim Laufen, ab. Resultat sind oft Einschlaf- und Durchschlafstörungen, die mit einer erhöhten Tagesmüdigkeit und verminderten Leistungsfähigkeit verbunden sind. Auffällig ist auch ein erhöhtes Risiko für Angsterkrankungen und Depressionen bei RSL-Patient:innen.

Neue S2k-Leitlinie „Restless Legs Syndrom“ erschienen

„Das Restless-Legs-Syndrom ist zwar keine lebensbedrohliche Krankheit, mindert aber die Lebensqualität enorm. Der Leidensdruck ist hoch und es ist wichtig, den Stand der Forschung allen Behandler:innn verfügbar zu machen, damit alle Betroffenen eine bestmögliche Diagnostik und Therapie erhalten“, erklärt Prof. Dr. Claudia Trenkwalder, Kassel, eine der beiden federführenden Autorinnen der neuen S2k-Leitlinie „Restless Legs Syndrom“ (AWMF-Registernummer: 030/081) (1). Die Leitlinie wurde am 05.09.2022 von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) herausgegeben, beteiligt waren darüber hinaus die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V., die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), die Schweizerische Neurologische Gesellschaft (SNG), die Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (ÖGSM) sowie die Schweizerische Gesellschaft für Schlafforschung, Schlafmedizin und Chronobiologie (SGSSC).

RLS entsteht aus genetischen und Umweltfaktoren und wird durch Komorbiditäten beeinflusst

Neu ist das Verständnis des RLS als ein Krankheitsbild, das aus genetischen und Umweltfaktoren entsteht und durch Komorbiditäten beeinflusst wird, was die bisherige Unterscheidung in ein idiopathisches und sekundäres RLS in Folge einer zugrundeliegenden Erkrankung wie z.B. Diabetes mellitus, Rheuma oder Parkinson obsolet macht. Dennoch sollten natürlich Komorbiditäten konsequent behandelt und mögliche „anheizende“ Faktoren, wie z.B. die Einnahme von RLS-verstärkenden Medikamenten, umgangen werden.

Leitlinie rät zu symptomorientierten Vorgehen

Grundsätzlich rät die Leitlinie zu einem langsamen, symptomorientierten Vorgehen, ausgehend von der Schwere der Beeinträchtigung im Hinblick auf die Schlaf- und Lebensqualität. Dr. Anna Heidbreder, Innsbruck, ebenfalls Koordinatorin der Leitlinie betont: „Bei den Betroffenen sollte regelmäßig der Eisenstoffwechsel kontrolliert und frühzeitig eine Eisentherapie initiiert werden, außerdem können die Betroffenen ruhig ermuntert werden, auch nicht medikamentöse Therapieoptionen auszuprobieren, die auch zusätzlich zu einer medikamentösen Therapie eingesetzt werden können.“ Wie die Expertin weiter ausführt, sollte eine kontinuierliche medikamentöse Therapie erst so spät wie möglich initiiert werden.

Therapeutisches Vorgehen bei leichtem RLS

Zunächst wird bei leichtem RLS und niedrigen Eisenspiegeln (Ferritin ≤ 75 µg/l) zu einer Eisensubstitution mit 325 mg Eisensulfat 2x tägl. und jeweils 100 mg Vitamin C geraten. Ist der Ferritinspiegel nicht erniedrigt oder die Eisensubstitution alleine nicht erfolgreich, sollten folgende Dopaminagonisten als Therapie der ersten Wahl eingesetzt werden: Rotigotin, Ropinirol oder Pramipexol, und zwar in der möglichst niedrigsten Dosierung, da sich sonst die Beschwerden noch verstärken können (sog. Augmentation). Alternativ kann auch ein Gabapentinoid zur Anwendung kommen. „Levodopa soll nicht mehr zur kontinuierlichen Behandlung eingesetzt werden, sondern nur intermittierend und/oder zu diagnostischen Zwecken mit einer maximalen Dosis von 100 mg.

Therapeutisches Vorgehen bei mittel- bis schwergradigem RLS

Bei einer Augmentation oder Therapieversagen bei mittel- bis schwergradigem RLS unter o.g. Medikation können als Medikamente zweiter Wahl Opioide wie Oxycodon/Naloxon retard oder andere retardierte Opioide im off-label use eingesetzt werden, fassen die beiden Expertinnen die Empfehlungen zur medikamentösen Therapie weiter zusammen. Wichtig zu wissen: Cannabinoide, Magnesium und Benzodiazepine helfen nicht.

Nicht medikamentöse Therapieansätze bei RLS

Noch schwieriger ist die Therapie des RLS bei Kindern und Jugendlichen, denn dort ist bis auf die Eisengabe keines der oben genannten Medikamente zugelassen. Vor diesem Hintergrund gewinnen nicht medikamentöse Therapieansätze noch mehr an Bedeutung. Die Bewegungs- und Physiotherapie haben hier einen besonderen Stellenwert.