Entzündlich-rheumatische Erkrankungen: Impfschutz besonders wichtig
Die laufende Erkältungssaison bietet einen guten Anlass, einen Blick in den Impfpass zu werfen. Denn nicht nur für COVID-19, auch für andere potenziell kritisch verlaufende Atemwegserkrankungen stehen Impfungen zur Verfügung, die das Risiko einer Infektion und vor allem die Schwere der Erkrankung reduzieren können. Besonders wichtig ist dieser Schutz für Menschen, deren körpereigene Immunabwehr geschwächt ist – sei es aufgrund einer chronischen Grunderkrankung oder aufgrund von Medikamenten, die das Immunsystem bremsen. „Bei Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen trifft oft beides zu“, sagt PD Dr. med. Rebecca Hasseli-Fräbel, stellvertretende Leiterin der Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Münster. Zum einen verringere das chronische Entzündungsgeschehen die Fähigkeit des Immun-systems, sich mit Krankheitserregern auseinanderzusetzen. Zum anderen müssten Rheuma-Betroffene oft Medikamente einnehmen, die die Immunfunktion beeinträchtigten. Sie sollten sich daher besonders konsequent vor Infektionen schützen.
Rhinoviren haben mit rund 30% höchsten Anteil an Infektionen
Nach wie vor kommt dem Schutz vor SARS-CoV-2 dabei eine hohe Bedeutung zu, auch wenn das Virus seine Sonderstellung unter den Krankheitserregern mit dem offiziellen Ende der Pandemie weitgehend eingebüßt hat. Wie sich aus den Statistiken des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu Atemwegserkrankungen ablesen lässt, findet sich SARS-CoV-2 derzeit in jeder fünften eingesandten Probe. Nur der Anteil von Rhinoviren, einfachen Erkältungsviren, ist mit 30% noch höher. „Anders sieht es bei den schweren Atemwegserkrankungen aus, die zu einer Krankenhauseinweisung führen“, sagt Hasseli-Fräbel. Dort spielten Rhinoviren keine Rolle.
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Erschienen am 03.03.2023 • Das Update zu COVID – Prophylaxe, Impfung und Therapie, lesen Sie bei uns! Bleiben Sie mit journalmed.de auf dem neuesten Stand!
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Ein Drittel der COVID-Patient:innen wird hospitalisiert
In der 48. Kalenderwoche wurde bei 30% der intensivmedizinischen Behandlungen aufgrund von Atemwegserkrankungen COVID-19 diagnostiziert. Bei den gemeldeten SARS-CoV-2-Infektionen in der 48. Kalenderwoche war bei 27% eine stationäre Behandlung notwendig (Stand 05.12.2023). Insgesamt wurden seit der 40. Meldewoche 2.007 Todesfälle in Zusammenhang mit einer Coronainfektion gemeldet, davon 97% bei Personen im Alter von mindestens 60 Jahren. Für diese Altersgruppe gilt entsprechend auch die Empfehlung für eine erneute Booster-Impfung. Von einem Ende der aktuellen COVID-Welle zu sprechen, sei jedoch mit Sicherheit verfrüht, die Empfehlung für Immungeschwächte, sich spätestens 12 Monate nach dem letzten Antigenkontakt (erneut) impfen zu lassen, sei weiterhin hochaktuell.
Rheumapatient:innen gehören zur COVID-Risikogruppe
Darüber sollte der Schutz vor anderen Infektionskrankheiten nicht vergessen werden. So zählen Rheumapatient:innen auch zu den Risikogruppen, die sich jährlich neu gegen Grippe impfen lassen sollten. „Dafür ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt“, sagt DGRh-Expertin Hasseli-Fräbel. Es zeigte sich in der 48. Kalenderwoche bereits ein Aufwärtstrend der Infektionszahlen und bei 21% der gemeldeten Grippekranken war eine stationäre Behandlung notwendig (Stand 05.12.2023).
Influenza-Infektionen noch auf niedrigem Niveau
Die 9 gemeldeten Verstorbenen in Zusammenhang mit der Grippe waren mindestens 60 Jahre alt (seit der 40. Kalenderwoche). Die Zahl der registrierten Influenza-Infektionen liege derzeit noch auf einem sehr niedrigen Niveau, der Beginn der Grippewelle, der meist um den Jahreswechsel herum liege, zeichne sich noch nicht ab. Bei einer zeitnahen Impfung bleibt dem Immunsystem damit noch genug Zeit, um einen guten Grippeschutz aufzubauen.
STIKO empfiehlt Pneumokokken-Impfung
Älteren und/oder immungeschwächten Personen
empfiehlt die STIKO darüber hinaus, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen, die häufigsten bakteriellen Erreger von Lungenentzündungen. In die diesbezügliche Empfehlung wurde in diesem Herbst auch die Vakzine PCV20 neu aufgenommen, die einen besonders guten und breiten Schutz vor 20 unter-schiedlichen Pneumokokken-Varianten vermittelt. Die Kostenübernahme über den Sprechstundenbedarf steht jedoch noch in einigen Bundesländern aus.
COVID-19-Register der DGRh bestätigt Nutzen der Impfung
Wichtige Erkenntnisse dazu, wie SARS-CoV-2-Infektionen bei Menschen mit Rheuma verlaufen, stammen aus dem COVID-19-Register der DGRh, das Hasseli-Fräbel bereits früh im Verlauf der Pandemie mit initiiert hat und bis heute betreut. Es umfasst mittlerweile Daten von mehr als 7.100 Patient:innen und
bestätigt eindrucksvoll die positiven Effekte der COVID-19-Impfung. „Aus den Daten konnten wir außerdem ablesen, wie wichtig eine gute Kontrolle der rheumatologischen Grunderkrankung dafür ist, einen schweren COVID-Verlauf abzuwenden“, sagt die Münsteraner Rheumatologin.
Einfluss von Kortison bei Rheuma-Patient:innen auf COVID
Patient:innen sollten ihre Rheumamedikamente daher auf keinen Fall eigenmächtig absetzen oder in ihrer Dosis verringern. Das Risiko einer Infektion und eines schweren Verlaufs kann zusätzlich gesenkt werden, wenn die entzündlich-rheumatische Erkrankung mit Rheumamedikamenten und möglichst wenig Kortison unter Kontrolle gehalten wird. Denn die Einnahme von hochdosiertem Kortison wirkt sich negativ auf den Verlauf von Infektionen aus – auch das geht aus den Registerdaten hervor. „Das COVID-19-Register der DGRh ist eines der umfangreichsten zu diesem Thema weltweit“, sagt DGRh-Präsident Christof Specker, Direktor der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie der Kliniken Essen-Mitte. „Rheumatologisch tätige Kolleginnen und Kollegen sind weiterhin dazu aufgerufen, hiervon regen Gebrauch zu machen und so die wissenschaftliche Arbeit des Registers zu unterstützen.“