Praxisleitlinie der DGS: Medizinische Cannabinoide für 13 Indikationen empfohlen
Die Substanzklasse ist indiziert unter ärztlicher Begleitung für schwerkranke Patient:innen sowie bei Unverträglichkeiten, wenn alle Standardtherapien oder Kontraindikationen ausgeschöpft sind. Die aktualisierte Praxisleitlinie der DGS hat die Indikationsfelder für den Einsatz medizinischer Cannabinoide auf 13 erweitert. Hinzu gekommen sind z.B. gynäkologische Indikationen, wie chronische Unterleibsschmerzen und Endometriose, viszeraler
Schmerz, rheumatologische Indikationen und das Fibromyalgiesyndrom. Durch die Überarbeitung der DGS-PraxisLeitlinie konnte die Evidenz verbessert werden.
Weitere Studien sollen die klinische Wirksamkeit von Cannabinoiden noch besser belegen
Auch haben sich die Fortbildungsangebote für Ärzt:innen ausgedehnt, um die Kompetenz für die Substanzklasse zu erweitern. Ferner gibt es mehr Publikationen zu diesem Thema. „Dem Ziel für eine bessere Versorgung mit medizinischen Cannabinoiden sind wir inzwischen ein Stück nähergekommen“, äußerte Dr. Johannes Horlemann, Präsident der DGS. Um die pharmazeutische Qualität und klinische Wirksamkeit von Cannabinoiden im medizinischen Bereich noch besser zu belegen, fordert der Schmerzmediziner mehr Studien.
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Cannabinoide in der Palliativmedizin
In der
Palliativmedizin bieten Cannabinoide ein breites Indikationsfeld für schwerstkranke Patient:innen und werden inzwischen häufig eingesetzt. „Wir erreichen bei diesen Patient:innen mit Cannabinoiden vielfältige Therapieziele. Dazu gehört die Schmerzreduktion, eine Appetitsteigerung, die so einer Tumorkachexie entgegenwirken kann, die antiemetische Wirkung und die schlaffördernde Wirkung. Darüber hinaus reduziert die Therapie mit Cannabinoiden den Konsum verschreibungspflichtiger Opioide erheblich und verbessert die Lebensqualität“, berichtete Norbert Schürmann, Vizepräsident der DGS.
Verringerte Opioideinnahme durch den Einsatz von Cannabinoiden
Eine kanadische Studie beobachtete 1.145 Patient:innen über 6 Monate. Die Anzahl der
Opioideinnahme verringerte sich unter der Gabe von Cannabinoiden signifikant bei den Patient:innen von 28% auf 11% (1). Auch die Dosis konnte verringert werden – von 152 mg Morphinäquivalent auf 32,2 mg, was einer Reduktion um 78% entspricht.
Weiterer Ausbau der Versorgungsstrukturen
Laut Schürmann sollte die Verbesserung der Versorgungsstrukturen weiter ausgebaut werden sowie ein regelmäßiger Austausch mit der Cannabis-produzierenden Industrie stattfinden.
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Quelle: Digitale Pressekonferenz „DGS-Schmerzinitiative zur Versorgung mit medizinischen Cannabinoiden: Erste Ergebnisse der Qualitätsoffensive“, 24.05.2023; Veranstalter: Aurora, Avextra Pharma, Ethypharm, Vayamed, Spectrum Therapeutics
(1) Lucas P et al. Pain Med 2021; 22:727-739. doi: 10.1093/pm/pnaa396.