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Lebererkrankungen in der Schwangerschaft: Gefahr für Mutter und Kind

Lebererkrankungen können während der Schwangerschaft sowohl die Mutter als auch das ungeborene Kind gefährden und erfordern deshalb besondere Aufmerksamkeit und frühzeitige Diagnose. Bestimmte Lebererkrankungen, die in dieser sensiblen Phase unentdeckt und unbehandelt bleiben, können zu ernsthaften Komplikationen führen und die Gesundheit von Mutter und Kind beeinträchtigen. Erkrankungen wie die akute Schwangerschaftsfettleber (AFLP) oder das HELLP-Syndrom, eine schwere Form der Präeklampsie mit Bluthochdruck und einer vermehrten Protein-Ausscheidung im Urin, sind unvorhersehbare, lebensbedrohliche Komplikationen in der Schwangerschaft. Diese seltenen, aber potenziell lebensbedrohlichen Leberkomplikationen können in der Schwangerschaft unerwartet auftreten. Die klinischen und laborchemischen Gemeinsamkeiten der beiden Erkrankungen stellen häufig eine differenzialdiagnostische Herausforderung dar.

Intrahepatische Schwangerschafts-Cholestase: frühe Diagnose und Behandlung sind wichtig

Ein weiteres ernstzunehmendes Beispiel für eine gestörte Leberfunktion ist die intrahepatische Schwangerschafts-Cholestase (ICP), eine seltene schwangerschaftsspezifische Lebererkrankung, die vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft auftritt. Ein auffälliges Symptom ist starker Juckreiz, der auf eine gestörte Gallensäureausscheidung hinweist. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind wichtig, um mögliche Risiken für das Baby, wie eine Frühgeburt, zu minimieren.

Hepatitis: Übertragung auf das Kind sind möglich

Auch die Virushepatitis, eine durch Viren verursachte akute Leberentzündung, zählt zu den Lebererkrankungen, die in der Schwangerschaft ein Risiko darstellen können: Das Hepatitis B-Virus kann insbesondere während der Geburt – durch die perinatale Infektion – mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 30% auf das Kind übertragen werden. Daher werden alle Schwangeren in Deutschland auf Hepatitis B getestet. Ist die Hepatitis B-Virusinfektion bekannt, kann eine rechtzeitige Behandlung und die Impfung des Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt das Infektionsrisiko erheblich senken. Beim Hepatitis C-Virus hängt das Übertragungsrisiko von der Viruslast der Mutter ab und liegt zwischen 2 und 7%. Eine Übertragung des Hepatitis delta-Virus ist äußerst selten.

Hepatitis Impfung in der Schwangerschaft

Die Frage nach Impfungen beschäftigt viele werdende Mütter. Eine Impfung gegen Hepatitis A und Hepatitis B ist in der Schwangerschaft grundsätzlich möglich, sollte aber nur bei einem erhöhten Infektionsrisiko erfolgen. Auch in der Stillzeit sollte eine Impfung ebenfalls durchgeführt werden, wenn diese notwendig ist. Für Frauen mit bestehenden Lebererkrankungen ist eine Schwangerschaft grundsätzlich möglich, erfordert jedoch eine sorgfältige medizinische Abwägung. Bei schweren Leberschäden oder Leberzirrhose kann eine Schwangerschaft mit erheblichen Risiken verbunden sein. Eine engmaschige Betreuung durch Fachärzt:innen ist daher unerlässlich.

Risikofaktoren für Lebererkrankungen reduzieren

„Die Lebergesundheit werdender Mütter hat direkten Einfluss auf das Wohl ihrer Kinder. Deshalb sind Früherkennung, ggf. Impfschutz und Kontrollen besonders wichtig. Vorsorgeuntersuchungen und eine bewusste Lebensweise tragen maßgeblich dazu bei, Risiken zu minimieren und die Gesundheit von Mutter und Kind zu schützen. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und der Verzicht auf Alkohol sind weitere wichtige Faktoren, die zur Lebergesundheit beitragen und somit einen positiven Einfluss auf die Schwangerschaft haben“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.

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Quelle:

Deutsche Leberstiftung

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