Journal MED
Medizin
Inhaltsverzeichnis

csU ist keine Allergie

Typische Symptome der csU sind Quaddeln und Angioödeme, deren Erscheinungsbild an eine allergische Reaktion erinnern kann – jedoch handelt es sich bei einer csU nicht um eine Allergie, sondern um eine systemische Erkrankung (1). Bei einer Allergie reagiert der Körper überempfindlich auf bestimmte körperfremde Stoffe (2). Im Gegensatz dazu rufen bei einer systemischen Erkrankung wie der csU, körpereigene Immunzellen eine Entzündungsreaktion hervor, die ohne erkennbaren Auslöser auftritt und außerdem oft unvorhersehbar ist.

Individuelle Trigger sind nicht die Ursache einer csU

Zwar kann die Vermeidung von individuell relevanten und unspezifischen Trigger-Faktoren, wie z.B. Stress, helfen einer Verschlechterung der Symptome entgegenzuwirken, doch individuelle Trigger sind nicht als Ursache oder direkter Auslöser der csU-Symptome zu verstehen. Die intrinsischen Ursachen wie auch die pathophysiologischen Vorgänge der csU sind noch nicht vollständig geklärt.

Unterscheidung von csU und CIndU

Zudem muss die csU von der chronisch induzierbaren Urtikaria (CIndU) abgegrenzt werden. Hier bilden sich Symptome wie Quaddeln und Angioödeme, im Gegensatz zur csU, tatsächlich aufgrund spezifischer Auslöser, z.B. durch physikalische Reize wie Wärme und Kälte (1). Oft treten die csU und CIndU aber gemeinsam auf, wie die internationale AWARE-Studie aus Skandinavien, zur Erfassung und Beurteilung von klinischen Studien und Real-World-Evidenz-Daten, zeigen konnte. Etwa 20% (n = 158) der Betroffenen haben gleichzeitig eine csU und CIndU (3). Deshalb denken Betroffene manchmal bestimmte äußere Reize würden ihre Urtikaria auslösen. Das stimmt aber höchstens für die induzierbare Form der chronischen Urtikaria.

csU-Symptome betreffen nicht nur die Haut

csU-Symptome wie Quaddeln oder Angioödeme betreffen zwar die Haut, aber die Krankheitslast von Patient:innen geht weit darüber hinaus. Aufgrund der unvorhersehbaren, beeinträchtigenden Symptome der csU leiden Betroffene oft auch unter psychischen Begleiterkrankungen, wie Depressionen oder Angstzuständen, sozialer Isolation und vor allem Schlafproblemen (4, 5). In der Online-Umfrage „Urticaria Voices“, bei der csU-Patient:innen und Behandelnde bezüglich ihrer Wahrnehmung der Krankheitslast, Behandlungsziele und Unmet Needs befragt wurden, gaben Patient:innen mit Abstand am häufigsten an, dass sie bei einem csU-Schub an Schlafproblemen leiden. Auch sind viele von Schmerzen betroffen, besonders dort, wo Quaddeln und Angioödeme auftreten. Dazu kommt, dass Patient:innen oft unter autoimmunen Komorbiditäten leiden, wie z.B. Typ-1-Diabetes, rheumatoider Arthritis, Plaque-Psoriasis oder auch einigen Schilddrüsenerkrankungen (6).

Durchschnittlich 2 Jahre Diagnoseverzögerung

Aufgrund dieser Belastungen sind eine frühzeitige Diagnose und adäquate Therapie entscheidend, um eine möglichst schnelle Symptomkontrolle und eine verbesserte Lebensqualität zu ermöglichen. Allerdings ergeben die Daten der befragten csU-Patient:innen eine Diagnoseverzögerung von im Mittel 2 Jahren (7). Trotz des hohen Leidensdrucks sind rund 80% (n = 582) der befragten Patient:innen nach eigener Aussage nicht ausreichend kontrolliert.

Urtikaria

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Chronisch spontane Urtikaria: BTK-Inhibitor Remibrutinib überzeugt in Phase-III-Studien

Jetzt lesen
Quelle:

Novartis

Literatur:

(1)

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, S3-Leitlinie Klassifikation, Diagnostik undTherapie der Urtikaria, abrufbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/013-028l_S3_Klassifikation-Diagnostik-Therapie-Urtikaria_2022-04.pdf, letzter Zugriff: 11.04.2025.

(2)

Allergiezentrum Wiesbaden: Was ist eine Allergie, abrufbar unter: https://allergiezentrum.org/allergien/allergieformen/was-ist-eine-allergie, letzter Zugriff: 11.04.2025.

(3)

Thomsen S, et al. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2017;31(6):1048-1055.

(4)

Fricke J, et al. Allergy. 2020;75(2):423-432.

(5)

Peters EMJ. JDDG J Dtsch Dermatol Ges. 2016;14(3):233-252.

(6)

Kolkhir P, et al. Autoimmun Rev. 2017;16(12):1196-1208.

(7)

Weller K, et al. Dermatol Ther. 2025;15(3):747-761.