Zeitumstellung: Warum sie uns müde macht
David Meier M.Sc.Zweimal im Jahr wird die Uhr umgestellt: im Frühjahr eine Stunde vor, im Herbst eine Stunde zurück. Diese Zeitumstellung hat nicht nur praktische Folgen für unseren Alltag, sondern beeinflusst auch unsere innere Uhr und damit unsere Gesundheit. Während einige Menschen die Umstellung kaum spüren, haben andere mit Schlafproblemen, Konzentrationsstörungen oder sogar gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen. Doch warum gibt es die Zeitumstellung überhaupt, wie wirkt sie sich auf den Körper aus und wie kann man die Anpassung erleichtern?
Wann und wie wird die Zeit umgestellt?
Die Zeitumstellung erfolgt jeweils im März und im Oktober. In der Nacht zum letzten Sonntag im März wird die Uhr um eine Stunde vorgestellt – es beginnt die Sommerzeit. Dadurch wird es abends länger hell, allerdings auch morgens später hell. Im Herbst, in der Nacht zum letzten Sonntag im Oktober, wird die Uhr wieder um eine Stunde zurückgestellt, sodass die Normalzeit, auch als Winterzeit bezeichnet, wieder gilt. Die Winterzeit entspricht der natürlichen Sonnenzeit und dauert bis zur nächsten Umstellung im Frühjahr an.
Seit wann gibt es die Zeitumstellung?
Die Einführung der Zeitumstellung geht auf das frühe 20. Jahrhundert zurück. In Deutschland wurde sie erstmals 1916 während des Ersten Weltkriegs eingeführt, um Energie zu sparen. Auch während des Zweiten Weltkriegs wurde sie wieder genutzt, verschwand danach jedoch zunächst. Erst in den 1980er-Jahren kehrte die Zeitumstellung in vielen europäischen Ländern zurück – mit dem Ziel, das Tageslicht besser zu nutzen und Strom zu sparen. Seit 1996 gilt in der gesamten Europäischen Union eine einheitliche Regelung zur Zeitumstellung.
Wie wirkt sich die Zeitumstellung auf den Körper aus?
Die innere Uhr des Menschen ist auf einen festen Rhythmus eingestellt, der sich an der natürlichen Abfolge von Tag und Nacht orientiert. Die Zeitumstellung stellt diesen Rhythmus abrupt um, was den Biorhythmus aus dem Gleichgewicht bringen kann. Besonders die Umstellung auf die Sommerzeit macht vielen Menschen zu schaffen, da eine Stunde Schlaf verloren geht. Typische Folgen sind Schlafprobleme, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und Gereiztheit. Einige Menschen reagieren auch mit Kopfschmerzen oder Verdauungsproblemen. Untersuchungen zeigen sogar, dass in den Tagen nach der Umstellung auf die Sommerzeit das Risiko für Herzinfarkte und Verkehrsunfälle leicht erhöht ist.
Wie lange braucht der Körper, um sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen?
Die Anpassung an die neue Zeit ist individuell verschieden. Während manche Menschen die Umstellung kaum spüren, benötigen andere mehrere Tage, um sich anzupassen. Besonders empfindliche Personen können bis zu 2 Wochen mit Schlafstörungen und Müdigkeit zu kämpfen haben. Der Körper passt sich schneller an, wenn der Tagesrhythmus stabil bleibt und äußere Zeitgeber wie Licht und Mahlzeiten genutzt werden, um die innere Uhr zu synchronisieren.
Was hilft dem Körper, sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen?
Es gibt einige Strategien, um die Zeitumstellung besser zu verkraften. Regelmäßige Schlafenszeiten helfen, den Körper sanft auf die Umstellung vorzubereiten. Wer vor der Umstellung schrittweise seine Zubettgehzeit anpasst, kann die Veränderung abfedern. Tageslicht ist ein wichtiger Faktor: Spaziergänge im Freien, besonders am Morgen, unterstützen die Anpassung. Zudem kann es helfen, abends auf Koffein und schwere Mahlzeiten zu verzichten, um den Schlaf nicht zusätzlich zu beeinträchtigen.
Ist die Winterzeit besser für den Körper?
Viele Expert:innen halten die Winterzeit für die natürlichere Zeit, da sie näher an der biologischen Uhr des Menschen liegt. Die Sommerzeit führt dazu, dass viele Menschen morgens im Dunkeln aufstehen müssen, was die Schlafqualität und Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann. Studien deuten darauf hin, dass eine dauerhafte Winterzeit gesundheitliche Vorteile hätte, da sie sich besser mit dem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus deckt und das Risiko für Schlafstörungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren könnte.
Wann wird die Zeitumstellung endgültig abgeschafft?
Seit Jahren wird in der Europäischen Union über die Abschaffung der Zeitumstellung diskutiert. 2018 sprach sich eine Mehrheit der EU-Bürger in einer Umfrage für die Abschaffung aus, doch eine einheitliche Regelung konnte bislang nicht beschlossen werden. Das Hauptproblem liegt darin, ob dauerhaft die Sommerzeit oder die Winterzeit beibehalten werden soll. Da sich die Mitgliedstaaten nicht auf eine einheitliche Lösung einigen konnten, bleibt die Zeitumstellung vorerst bestehen. Ob und wann sie tatsächlich abgeschafft wird, ist derzeit ungewiss.