Weniger Präsenz-Termine durch die Videosprechstunde
Menschen mit rheumatischen Erkrankungen müssen ihren Gesundheitsstatus, ihre Medikation sowie deren Wirkung regelmäßig überprüfen und dazu meist einen Rheumatologen oder eine Rheumatologin konsultieren. Aus Sorge vor einer Ansteckung mit COVID-19 haben viele Betroffene während der Pandemie verstärkt digitale Gesundheitsanwendungen genutzt, beispielsweise Videosprechstunden (VSS) zur Verlaufskontrolle. Das bestätigte die Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) in einem Positionspapier im Oktober 2020: Man sehe eine massive Entwicklung im Bereich der digitalen Kommunikation durch die Pandemie – knapp 1 Fünftel aller Ärzte und Ärztinnen böten inzwischen ihren Patientinnen und Patienten neue Kommunikationsformen an.
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Videosprechstunde nicht für jeden Betroffenen sinnvoll
Eine aktuelle Praxisanalyse aus Herne zeigt nun ein weiter ausdifferenziertes Bild: Von 232 befragten Rheumapatientinnen und -patienten sahen sich 166 technisch in der Lage, an einer Videosprechstunde teilzunehmen, 131 davon wären grundsätzlich auch bereit dazu gewesen. Die betreuenden Ärztinnen und Ärzte hielten aber nur für 76 der Patienten und Patientinnen eine Betreuung in der VSS für sinnvoll. „Nicht alle Menschen mit Rheuma können per Videosprechstunde adäquat begleitet werden, so wurden vermehrt Patienten mit besonders schlechtem Gesundheitszustand durch die Ärztinnen und Ärzte ausgeschlossen. Und nicht alle sind technisch in der Lage dazu, eine VSS durchzuführen. Wenn aber die Rahmenbedingungen stimmen, kann das eine große Entlastung für den Betroffenen bedeuten“, sagt Dr. med. Martin Krusche, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Junge Rheumatologie (AGJR rheumadocs) und Oberarzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der sich gemeinsam mit der DGRh intensiv mit digitaler Medizin befasst.
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Die „App auf Rezept“ bei Begleiterkrankungen
Neben der VSS rücken auch digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) und die Nutzung von elektronischen Monitoring-Technologien, den Wearables, sowohl für das Krankheitsmonitoring als auch für die Therapie immer mehr in den Fokus. Durch die Erstattungsfähigkeit der DiGAs mittels „App auf Rezept“ drängen verschiedene Anbieter auf den Markt. So haben seit dem letzten Jahr 20 Gesundheits-Apps eine Zulassung in Deutschland erhalten. „Auch wenn es aktuell noch keine erstattungsfähige rheumaspezifische App gibt, ist das Interesse an solchen Lösungen und die Nutzungsbereitschaft von Gesundheits-Apps unter Rheumapatienten und -patientinnen sehr hoch“, so Krusche. Neben reinen „Rheuma-Apps“ adressieren einige der schon zugelassenen DiGAs Begleiterkrankungen wie Depression oder Diabetes mellitus. „Da Rheuma oft mit diesen und weiteren Begleiterkrankungen einhergeht, können die Patientinnen und Patienten auch hier schon großen Nutzen aus den Entwicklungen ziehen.“
Krankheitsschübe mit der Smartwatch erkennen
Neben dem Einsatz von Apps könnten zukünftig auch Wearables für die Überwachung des individuellen Krankheitsverlaufs eine größere Rolle spielen. So belegen Studiendaten, dass bei Betroffenen mit rheumatoider Arthritis oder Spondyloarthritis, die mittels Smartwatch ihre Symptome überwachen und an den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin weitergeben, mit sehr hoher Genauigkeit das Vorliegen eines Krankheitsschubes anhand der ermittelten, digitalen Daten zu erkennen war. Die Möglichkeit durch passive digitale Datenerfassung Krankheitsverläufe besser zu überwachen und zu verstehen, sind teilweise schon vorhanden und könnten in der Zukunft auch für Therapieentscheidungen ergänzend zu Rate gezogen werden.
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„Digitale Anwendungen können und werden die Behandlung von Menschen mit Rheuma in Zukunft zunehmend sinnvoll ergänzen“, ergänzt Prof. Dr. med. Georg Schett, Universitätsklinikum Erlangen. Dennoch seien Ärztinnen, Ärzte, Patientinnen und Patienten auf einen intensiven und auch persönlichen Austausch angewiesen, um eine optimale Behandlung zu gewährleisten – das gelte auch weiterhin.