Montag, 23. Dezember 2024
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Medizin

Therapie für Thrombosen nach Vektorimpfstoff gefunden

Therapie für Thrombosen nach Vektorimpfstoff gefunden
© Axel Kock - stock.adobe.com
Es waren Transfusionsmediziner, welche im Frühjahr dieses Jahres die Ursache für die sehr seltenen lebensgefährlichen Thrombosen gefunden haben, an denen vor allem jüngere Menschen nach der Gabe der COVID-19-Vakzine von AstraZeneca erkrankt waren. Inzwischen gibt es eine Behandlungsmöglichkeit mit Immunglobulin-Konzentraten, welche die Mechanismen unterbinden. Darüber hinaus haben aktuelle weitere Studien gezeigt, dass die gefährlichen Antikörper, welche die Thrombosen auslösen können, nur wenige Monate im Körper bestehen bleiben.
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Intensive Forschung an lebensbedrohlichen Hirnvenenthrombosen nach COVID-Vakzinierung mit AstraZeneca

Als im März die ersten Fälle von lebensbedrohlichen Hirnvenenthrombosen nach einer Impfung mit dem COVID-19-Vakzin von AstraZeneca auftraten, haben sich Transfusionsmediziner um Professor Dr. med. Andreas Greinacher unmittelbar mit der Erforschung der Ursachen befasst (1). „Das Auftreten der Thrombosen in der zweiten Woche nach der Impfung ist typisch für eine Antikörperreaktion, was wir auch bestätigen konnten“, so Greinacher.

Antikörper richten sich nach der Impfung gegen PF4

Nach einer Impfung bildet der Körper Abwehrstoffe. In sehr seltenen Fällen bilden Geimpfte spezielle Antikörper, die sich an Thrombozyten binden. Die Untersuchungen von Blutproben zeigten, dass die Antikörper, welche die Geimpften gebildet hatten, gegen den Plättchenfaktor 4 (PF4) gerichtet waren, der von Blutplättchen freigesetzt wird. Jeder Antikörper bildete mit mehreren dieser PF4-Plättchenfaktoren Immunkomplexe.
 
 
 

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VITT wahrscheinlich auf Adenoviren zurückzuführen

Die Forscher haben mittlerweile auch eine Vorstellung davon, warum der Impfstoff von AstraZeneca und teilweise auch der von Johnson & Johnson die Komplikation auslöst. Beide Impfstoffe verwenden Adenoviren. „Wahrscheinlich bilden Teile der Adenoviren bei manchen Menschen im Blut Komplexe mit dem Plättchenfaktor PF4“, erläutert Greinacher: „Die normale Immunreaktion führt dazu, dass innerhalb von 1 bis 2 Wochen große Mengen Antikörper gegen die PF4-Komplexe gebildet werden“. Die PF4-Antikörper binden am Fc-Rezeptor auf der Oberfläche der Blutplättchen an und aktivieren diese. Die Folge ist: Sie verklumpen und bilden Blutgerinnsel, welche die Blutgefäße verstopfen können. Diese Komplikation – ausgelöst durch die seltenen Immunreaktionen nach einer Vakzin-Impfung gegen COVID-19 – wird Vakzin induzierte thrombotische Thrombozytopenie oder VITT genannt.
 
 

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Kopfschmerz ist Frühwarnsignal für VITT

Zusammen mit Neurologen der Berliner Charité, fanden die Forscherinnen und Forscher um Greinacher heraus, dass die Kopfschmerzen, über die viele Patienten mit VITT klagen, nicht die Folge der Thrombosen sind, sondern ein Warnsignal (2). „Durch eine schnelle Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten kann eine VITT häufig vermieden werden“, ist Greinacher überzeugt. Längst gibt es zwei von den Greifswalder Medizinern entwickelte Tests, mithilfe derer Ärztinnen und Ärzte potenziell Betroffene auf die Antikörper untersuchen konnten.

Therapieoption für VITT gefunden

Außerdem entwickelten die Transfusionsmediziner auch eine Therapiemöglichkeit durch eine Infusion von Immunglobulin-Konzentraten, welche aus dem Blut gesunder Menschen gewonnen werden können. „Die Immunglobuline blockieren die Fc-Rezeptoren und verhindern dadurch, dass die Immunkomplexe die Blutplättchen aktivieren“, erklärt Greinacher die Wirkungsweise der Behandlung. „Während in den ersten Wochen noch mehr als die Hälfte der betroffenen Patienten verstorben ist, überleben jetzt 9 von 10 Patienten“, so der Greifswalder Wissenschaftler.

Empfehlung für VITT-Betroffene: Wechsel auf mRNA-Impfstoff

Die Ergebnisse einer neuen Studie, die im September im New England Journal of Medicine publiziert wurde, zeigte, dass die gefährlichen Antikörper bei den meisten Patienten mit VITT innerhalb von 3 Monaten wieder verschwinden (3). „Diese Patienten würden trotz VITT eine zweite Impfung komplikationslos vertragen“, sagt Greinacher. Er rät allerdings, für die 2. Dosis vorsichtshalber auf einen mRNA-Impfstoff zu wechseln, damit auch das geringste Risiko vermieden wird.

Quelle: DGTI

Literatur:

(1) Andreas Greinacher, Thomas Thiele, Theodore E Warkentin, Karin Weisser, Paul A Kyrle, Sabine Eichinger. Thrombotic Thrombocytopenia after ChAdOx1 nCov-19 Vaccination. New England Journal of Medicine 2021; 384: 2092-2101.
(2) Salih F, Schönborn L, Kohler S et al. VITT Presenting as Severe headache and Thrombocytopenia without Thrombosis. The New England Journal of Medicine 2021. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2112974?query=featured_home
(3) Linda Schönborn, Thomas Thiele, Lars Kaderali, Andreas Greinacher. Decline in Pathogenic Antibodies over Time in VITT. New England Journal of Medicine 2021; DOI: 10.1056/NEJMc2112760


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