Donnerstag, 21. November 2024
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Medizin

Welt-AIDS-Tag 2023: Wird HIV in diesem Jahrzehnt besiegt?

Welt-AIDS-Tag 2023: Wird HIV in diesem Jahrzehnt besiegt?
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In den reichen Ländern der Welt ist aus HIV (Humanes Immundefizienz-Virus) längst statt einer tödlichen Infektion eine chronische Erkrankung geworden. Aber auch in Afrika, das lange als Sorgenkind galt, gibt es große Fortschritte – die HIV-Infektionen können besser kontrolliert werden, die Zahl der Erkrankten sinkt. Damit scheint ein Sieg im weltweiten Kampf gegen die Immunschwäche in Sicht.
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Zahl der Neuinfektion und Todesrate sinkt auch in Afrika    

Zwei Drittel der heute von HIV Betroffenen leben in afrikanischen Ländern. Armut und fehlender Zugang zur Gesundheitsversorgung erschwerten dort bisher den Kampf gegen die übertragbare Infektionserkrankung, die unbehandelt tödlich ist. Dank großer internationaler Anstrengungen ist das heute anders: „Mit einer breitflächigen Kombination aus leichtem Zugang zu Tests und anschließenden Therapien ist die Erkrankung heute auch dort gut kontrollierbar“, erklärt Dr. Amrei von Braun die Situation. Die Infektiologin und Tropenmedizinerin am Universitätsklinikum Leipzig ist häufig für Projekte in Afrika unterwegs. Immer mit im Blick hat sie dabei ihr „Herzensthema“ HIV-Versorgung. „Was wir da erleben, ist eine echte Erfolgsgeschichte der Medizin“, ist sie überzeugt. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt, ebenso wie die Todeszahlen. Damit das so bleibt, darf nun aber nicht nachgelassen werden.
 
 

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Behandlungsoptionen für Kinder mit HIV immer noch sehr eingeschränkt

Denn die Erfolge sind fragil: „In politisch instabilen Ländern leidet die Gesundheitsversorgung, dort können wir entsprechend schnell auch wieder zurückgeworfen werden“, so Dr. von Braun. Und noch sei nicht alles erreicht. Vor allem die Kinder wären weiterhin unterversorgt. „Während uns für Erwachsene heute circa 30 individuelle Therapieoptionen zur Verfügung stehen, sind es bei Kindern nur ungefähr 10“, so die Expertin. Kinder seien komplizierter zu behandeln, da die Medikamentengaben auf das Körpergewicht abgestimmt werden müssen und dieses sich bei Kindern durch das Wachstum ständig ändere. Auch könnten keine Tabletten verabreicht werden, Baby- und Kleinkind-kompatible Zubereitungen der Arzneimittel stünden aber selten zur Verfügung. Dabei sei die Zahl der infizierten Kinder mit jährlich 400.000 nach wie vor hoch, und fast alle davon leben in Afrika. „Bei uns sind Kinder mit HIV heute eine Rarität, denn eine Übertragung während der Schwangerschaft kann gut und wirksam verhindert werden – aber eben nur, wenn die Infektion der Mutter bekannt ist und behandelt werden kann“. Gelingt dies nicht, ist die Behandlung der Kinder schwierig, viele überleben das 2. Lebensjahr nicht.

HIV in Afrika: Diagnostik und kindliche Versorgung muss weiter verbessert werden

„Unsere weltweite Priorität im weiteren Kampf gegen AIDS sollten daher die Kinder sein“, ist Dr.von Braun überzeugt. Wichtig dafür seien auch bessere Diagnosemöglichkeiten für Erwachsene in den afrikanischen Ländern. Denn um eine jeweils passende Therapieoption zu finden, werden diese dort einfach bis zum Erfolg ausprobiert, da für eine Diagnostik der relevanten Faktoren die Ressourcen fehlen. „In dieser Zeit sind die Patient:innen aber weiter ansteckend“, so von Braun. Hier könnte viel erreicht werden, um neue Infektionen zu verhindern.

HIV in Osteuropa: Stigmatisierung als Infektionstreiber

Während es in Afrika große Erfolge zu verzeichnen gibt, ist die Situation in Osteuropa dagegen weiterhin schlecht. Aufgrund der Stigmatisierung, der sich Betroffene in diesen Ländern ausgesetzt sehen, steigen dort seit Jahren die Zahlen. „Weil es für Risikogruppen keine Programme zum Schutz vor Infektionen gibt, erhöht sich die Rate der Übertragungen“, so von Braun. Eine HIV-Infektion ist mit gesellschaftlicher Ablehnung und Ausschluss verbunden, eine wirksame Therapie zu bekommen, ist selten oder gar nicht möglich. „Im Verborgenen gelingt aber keine Prävention und kein Übertragungsschutz, das haben wir über Jahrzehnte erfahren können und erfahren es heute von unseren Patient:innen“, sagt die Leipziger Infektiologin, die in der HIV-Sprechstunde am UKL mit ihren Kolleg:innen etwa 300 Patient:innen betreut, einige davon auch mit Fluchterfahrungen aus osteuropäischen Ländern. Deren Berichte zeichnen ein düsteres Bild. „Hier müsste unbedingt etwas geschehen, wenn wir AIDS weltweit besiegen wollen – was in greifbarere Nähe ist.“

Quelle: Universitätsklinikum Leipzig


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