Frühzeitige Impfung beugt HPV-assoziierten Karzinomen vor
Jedes Jahr erkranken etwa 7.850 Menschen in Deutschland an Krebs, der auf eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) zurückzuführen ist (1). Durch eine frühzeitige
HPV-Impfung kann je nach verwendetem HPV-Impfstoff HPV-assoziierten Krebsvorstufen und Karzinomen der
Zervix, Vulva, Vagina und des Anus sowie Genitalwarzen vorgebeugt werden. Seit 2007 wird die HPV-Impfung von der ständigen Impfkommission (STIKO) für Mädchen empfohlen (2). Seit 2018 gibt es die Empfehlung auch für Jungen (3). Die HPV-Impfung erfolgt im Alter von 9-14 Jahren (4). Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden (4).
Deutschland bei den HPV-Impfquoten in der EU abgeschlagen
Trotz der Impfempfehlung weist Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in Europa deutlich niedrigere HPV-Impfquoten auf. So lag Deutschland laut Robert Koch-Institut (RKI) und World Health Organization (WHO) 2019 bei den HPV-Impfquoten für eine vollständige Impfserie von 15-jährigen Mädchen unter 25 europäischen Ländern nur auf dem 17. Platz (5). Im Jahr 2020 waren in Deutschland laut RKI nur 54,1% der 18-jährigen Mädchen und 8,1% der 18-jährigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft (6). Gemäß einer aktuellen Studie lag 2021 die Impfquote für eine vollständige Impfung bei den 18-jährigen Jungen bei 12,4% (7). Die Zahl der Erstimpfungen bei Jungen hatte mit dem Beginn der Kostenerstattung im Jahr 2019 einen dynamischen Anstieg gezeigt (7). Dieser wurde, wie auch die Zahl der Erstimpfungen bei Mädchen, durch die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie gebremst. Diesen Rückstand gilt es wieder aufzuholen (7).
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Erschienen am 08.04.2021 • Neuregelung der Krebsvorsorge führt zu vielen Nachfragen beim Krebsinformationsdienst – Lesen Sie mehr auf www.journalmed.de!
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„ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs.“ erhält prominente Unterstützung
Zum Welt-HPV-Tag am 4. März 2023 holt sich die Initiative „ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs.“ daher Unterstützung von starken, prominenten Persönlichkeiten, um über eine frühzeitige HPV-Impfung bei Kindern und Jugendlichen aufzuklären. Im Rahmen dessen sprechen Mutter, Schauspielerin und Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes; Arzt und Aktivist Aljoscha Muttardi; Mutter und Schriftstellerin Mirna Funk; Moderatorin und Künstlerin Vreni Frost; Unternehmerin und Schauspielerin Anne-Sophie Briest gemeinsam mit Tochter Faye Montana (Singer-Songwriterin) und Content Creator Gialu eindringlich über eigene Erfahrungen mit HPV, über Risiken der Infektion und
Möglichkeiten der Prävention. Gemeinsam mit digitalen Meinungsmacher:innen wie Hebamme Sissi Rasche oder Bloggerin Nike van Dinther und weiteren öffentlich anerkannten Partnern sorgen sie für Aufklärung rund um die HPV-Impfung. Die charakterstarken Bilder und informativen Clips werden ab Anfang März 2023 in ganz Deutschland über Print- und Online-Medien, „Out Of Home“-Maßnahmen und soziale Netzwerke verbreitet.
Geringes Wissen über HPV bei Teenagern und Eltern
Die Initiative ergänzt den Einsatz von Ärzt:innen und medizinischen Fachangestellten: Nicht zuletzt trägt deren aktive Beratungsleistung und Durchführung der Impfung zum Schutz der Heranwachsenden bei. Bei Teenagern und ihren Eltern herrscht oftmals wenig oder falsches Wissen über HPV und den Zusammenhang mit bestimmten Krebserkrankungen. Dementsprechend ist auch die Impfung gegen HPV als Möglichkeit der frühzeitigen Krebsprävention wenig bekannt.
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Erschienen am 13.10.2021 • Obwohl HPV für die meisten Zervix- und Analkarzinome verantwortlich ist, sind immer noch zu wenige Jungen geimpft. Erfahren Sie bei uns mehr!
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Auch Männer können sich mit HP-Viren anstecken
HPV-Infektionen sind nicht nur für Frauen ein Risiko, sondern betreffen auch Männer (1, 8). Sie können sich mit HP-Viren anstecken und diese auch übertragen (8). Eine Publikation aus dem Jahr 2017 zeigte u.a. die geschätzten jährlichen HPV-assoziierten Neuerkrankungen bei Männern in Europa (9). Kondylome (Genitalwarzen) stellen mit 376.608–427.720 Neuerkrankungen pro Jahr laut Publikation die häufigste HPV-assoziierte Erkrankung bei Männern dar (9). Obwohl es sich bei Genitalwarzen um eine meist gutartige Krankheit handelt, werden sie von Patient:innen in der Regel als sehr störend, unansehnlich und entstellend wahrgenommen (1, 10).
HPV-Impfung senkt das Gebärmutterhalskrebs-Risiko
Wenn sich Mädchen und Jungen gegen bestimmte HP-Viren impfen lassen, sinkt auch das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, an dem in Deutschland täglich etwa 4 Frauen sterben (11, 12). Eine Modellberechnung aus dem Jahr 2018 auf Grundlage einer Impfquote von 44,6% bei 17-jährigen ermittelte, dass durch die HPV-Impfung von Mädchen die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs ab 2017 im Verlauf der nächsten 100 Jahre in Deutschland um mehr als die Hälfte gesenkt werden könnte, was 163.000 weniger Erkrankungen bedeuten würde (13, 14). Würde man bei 17-jährigen Jungen eine vergleichbare Impfquote erreichen, könnten zusätzlich mehr als 76.000 weitere HPV-bedingte Krebsfälle bei Frauen und Männern in Deutschland verhindert werden (13).
Weiterführende Informationen zu HPV finden Sie auf der
Webseite der Initiative.
Über die HPV-Schutzimpfung in Deutschland
Eine der wichtigsten präventiven Maßnahmen gegen bestimmte HPV-bedingte Krebsarten ist die HPV-Schutzimpfung, die von der Ständigen Impfkommission am RKI für alle Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen wird. Um als vollständig geimpft zu gelten, werden in diesem Alter 2 Impfungen im Abstand von mindestens 5 Monaten verabreicht. Eine verpasste Immunisierung sollte bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden, jedoch sind insgesamt 3 Impfungen notwendig, wenn die erste HPV-Impfung im Alter von 15 Jahren oder älter verabreicht wird. Die gesetzlichen und in der Regel auch die privaten Krankenkassen übernehmen die Kosten innerhalb der Impfempfehlung.