Journal MED
Medizin

Bestimmte Lebensmittel können das individuelle Krebsrisiko erhöhen

Gesund ist, was schmeckt. „Dieser Grundsatz gilt in Ernährungsfragen leider nicht immer“, sagt Prof. Dr. Martina Müller-Schilling, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Regensburg. Denn bestimmte Lebensmittel können das individuelle Risiko, an Krebs zu erkranken, teils deutlich erhöhen. Dazu zählen verarbeitetes oder rotes Fleisch oder auch Alkohol (2, 3). „Verarbeitetes Fleisch kann das Darmkrebs-Risiko um 18% erhöhen, wenn man davon täglich mehr als 50 Gramm zu sich nimmt“, so Müller-Schilling (2). „Auch dem berühmten Glas Rotwein am Abend werden zwar immer wieder positive Gesundheitseffekte zugeschrieben. Doch schon geringe Mengen Alkohol pro Tag erhöhen das Krebsrisiko“, sagt die Expertin.

Mythos und Wahrheit: Was Ernährungsformen leisten können

Doch lässt sich über die Ernährung das Krebsrisiko auch senken? „Wer häufig Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Obst und Gemüse zu sich nimmt und weitestgehend auf verarbeitete kalorienreiche Nahrungsmittel, die einen hohen Fett-, oder Zuckergehalt haben, verzichtet, tut seiner Gesundheit etwas Gutes“, erklärt die Expertin. Diese Ernährungsform entspreche den gängigen nationalen und internationalen Empfehlungen zur Vorbeugung vieler Krebserkrankungen. Auch bei einer bereits bestehenden Krebserkrankung sei eine ausgewogene, gesunde Ernährung wichtig. Dagegen halten sich hartnäckig Mythen, dass bestimmte Ernährungsformen wie eine ketogene Diät mit einem hohen Fett- und einem geringen Kohlenhydratanteil das Tumor- und Metastasenwachstum bremsen oder sogar umkehren könnten. „Dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg“, stellt die Gastroenterologin klar. Im Gegenteil erhöhe diese Ernährungsform das Risiko für eine Mangelernährung schon innerhalb weniger Wochen.
 
 

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Tag der gesunden Ernährung: Kochbuch bietet Hilfe für Ernährungsumstellungen

Erschienen am 07.03.2023Der Verband für Ernährung und Diätetik macht auf die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung aufmerksam. Mehr Informationen erhalten Sie hier!

Erschienen am 07.03.2023Der Verband für Ernährung und Diätetik macht auf die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung aufmerksam. Mehr...

© natus111 - stock.adobe.com

Mangelernährung im Krankenhaus: Gastroenterologe fordert mehr Aufmerksamkeit

Eine Mangelernährung kommt bei mehr als einem Viertel der Patient:innen vor, die in Deutschland im Krankenhaus aufgenommen werden (4). „In der Gastroenterologie, die mit der Onkologie und der Geriatrie die meisten mangelernährten Patient:innen versorgt, sind meist Tumoren oder Krebserkrankungen der Verdauungsorgane, aber auch chronische und chronisch-entzündliche Darm- oder Lebererkrankungen, die Hauptursachen von Mangelernährung“, sagt Prof. Dr. Thomas Frieling vom Helios Klinikum Krefeld. Das Problem: „Bei Patient:innen mit unzureichendem Ernährungszustand treten teilweise deutlich mehr Komplikationen auf, darunter Infektionen, Wundheilungsstörungen oder auch eine erhöhte Sterblichkeit“, so Frieling. Der Gastroenterologe sieht hier Politik und Krankenhausträger in der Verantwortung. „Das Dilemma ist, dass Gesundheits- und Sozialetats für Ernährungstherapien und professionelle Ernährungsteams meist keine Mittel vorsehen“, so der Krefelder Experte. Dabei sei dies Sparen am falschen Ende, denn Mangelernährung verursacht jedes Jahr Mehrkosten in Milliardenhöhe (5). „Es braucht ein Umdenken bei den Verantwortlichen, damit das Problem der Mangelernährung endlich angegangen wird“, fordert Frieling.Quelle:

DGVS

Literatur:(1) Deutschland, wie es isst. Der BMEL-Ernährungsreport 2022
(2) Bouvard et al. Carcinogenicity of consumption of red and processed meat
(3) WHO - alcohol consumption
(4) Pirlich M, Schütz T, Norman K, Gastell S, Lübke HJ, Bischoff SC, Bolder U, Frieling T, Güldenzoph H, Hahn K, Jauch KW, Schindler K, Stein J, Volkert D, Weimann A, Werner H, Wolf C, Zürcher G, Bauer P, Lochs H. The German hospital malnutrition study
(5) Khalatbari-Soltani S,Marques-Vidal P. The economic cost of hospital malnutrition in Europe; a narrative review

Stichwörter