Mediterrane Ernährung kann den Verlauf entzündlich-rheumatischer Erkrankungen positiv beeinflussen
Viel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte, eher wenig Fisch und Geflügel, und noch weniger rotes Fleisch – das sind die wichtigsten Kennzeichen der mediterranen Ernährung (ME). Typisch für diese
Ernährungsweise ist zudem der häufige Verzehr von Nüssen und (Vollkorn-)Getreide und der weitgehende Verzicht auf tierische Fette wie Butter und auf weißen Zucker oder Glukose-Fruktose-Sirup. „Mit leichten Variationen gelten diese Prinzipien in allen Ländern des Mittelmeerraumes“, sagt Prof. Dr. Gernot Keyßer, Sprecher der DGRh-Kommission Komplementäre Heilverfahren und Ernährung, die die aktuellen Empfehlungen erarbeitet hat. Es gilt als gesichert, dass die ME die Gefahr von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie
Herzinfarkt und
Schlaganfall, von Stoffwechselleiden wie
Adipositas und
Typ-2-Diabetes, sowie von
Darmkrebs verringert. Auch der Verlauf entzündlich-rheumatischer Erkrankungen scheint durch die ME positiv beeinflusst zu werden. Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen hierzu beziehen sich allerdings nur auf wenige Krankheitstypen. So verbesserten sich die Symptome einer
rheumatoiden Arthritis (RA) leicht, ebenso profitierten Patient:innen mit einer
Psoriasis (Schuppenflechte), einer Spondyloarthritis oder einem
Systemischen Lupus Erythematodes (SLE) jeweils geringfügig von einer ME. „Die Effekte sind nicht groß“, räumt Keyßer ein. Allerdings beträfen sie nicht nur objektiv messbare Parameter, sondern auch das subjektive Befinden der Patient:innen. „Als flankierende Maßnahme zur antirheumatischen Basistherapie möchten wir die ME daher allen Rheuma-Betroffenen sehr ans Herz legen“, so Keyßer. Dies umso mehr, als die Patient:innen auch von der bekannten Senkung des Herz-Kreislauf- und des Diabetes-Risikos profitieren.
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Erschienen am 07.03.2023 • Der Verband für Ernährung und Diätetik macht auf die Wichtigkeit einer gesunden Ernährung aufmerksam. Mehr Informationen erhalten Sie hier!
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Effekte einer ME: Anzahl der Studien in diesem Bereich noch immer überschaubar
Die Effekte einer ME werden hauptsächlich der Vermeidung tierischer Fette zugeschrieben, die entzündungsfördernde Bestandteile wie Arachidonsäure und gesättigte Fettsäuren enthalten, sowie der vermehrten Aufnahme entzündungshemmender Omega-3-Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen, Fisch, Nüssen und Algen. „Diesem Muster folgen auch sogenannte antiinflammatorische Diäten“, erläutert Keyßer. Auch für solche Diäten sichtete die Kommission die verfügbare Evidenz, ebenso wie für Fastenkuren oder eine ketogene Diät. Die Zahl klinischer kontrollierter und randomisierter Studien in diesem Bereich sei noch immer überschaubar, so die Expert:innen. Außerdem sei ihre Aussagekraft oft durch eine kurze Beobachtungszeit oder eine geringe Teilnehmerzahl limitiert. Auch stammt ein großer Teil der Studien aus den Jahren vor der Einführung der hochwirksamen Biologika in die Rheumatherapie, sodass ein möglicher Ernährungseffekt heute nur noch schwer abgeschätzt werden kann. Hier stützen sich die Empfehlungen der Kommission daher noch immer hauptsächlich auf positive Erfahrungen, die in der Klinik etwa mit dem Heilfasten gemacht werden, oder auf günstige Effekte, die in Studien zu anderen Erkrankungen beobachtet wurden.
Nicht jede Ernährungsintervention ist für jeden Betroffenen gleichermaßen geeignet
Prinzipiell sollten Ernährungsumstellungen immer mit Ärzt:innen besprochen und bei Bedarf auch von geschultem Personal begleitet werden. „Nicht jede Ernährungsintervention ist für jeden Betroffenen gleichermaßen geeignet“, sagt Prof. Dr. Christof Specker, Präsident der DGRh. So sollte etwa im akuten Rheumaschub oder bei Untergewicht nicht gefastet werden. Besonders wichtig ist Präsident und Kommission auch der Hinweis darauf, dass über die Ernährung letztlich nur unterstützende Effekte erzielt werden können. „Eine medikamentöse Therapie kann damit auf keinen Fall ersetzt werden.“