Kinder mit Diabetes: mehr Unterstützung im Alltag gefordert
Die Zahl von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes, die eine sehr schlechte Stoffwechsellage haben, sinkt seit etwa 10 Jahren. Auch die Zahl der schweren Hypoglykämien (Unterzuckerungen) ist dank technischer Hilfsmittel wie Insulinpumpen oder Glukosesensoren zurückgegangen (1). Doch nicht alle jungen Patientinnen und Patienten erreichen die in nationalen und internationalen Leitlinien gesetzten Therapieziele. Denn moderne Technologien stellen hohe Ansprüche an einen strukturierten Alltag, die von den Heranwachsenden, ihren Familien und Betreuerinnen und Betreuern in Kita und Schule viel abverlangen. Welche Herausforderungen es gibt und was es braucht, um die Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland weiter zu verbessern, erläutern Expertinnen und Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) bei der Kongress-Pressekonferenz der Diabetes Herbsttagung am 5. November 2021.
Kinder mit DT1: Stoffwechselqualität meist deutlich zu schlecht
Der HbA1c-Wert gibt an, wie viel Glukose sich in den letzten 8 bis 12 Wochen an die roten Blutkörperchen gebunden hat und ist damit ein Langzeitmarker zur Beurteilung der Stoffwechselqualität. Bei Menschen ohne Diabetes mellitus liegt der HbA1c um die 5% (30 mmol/mol). Bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes-Typ-1 empfiehlt die DDG in den aktuellen Praxisempfehlungen einen HbA1c-Wert von weniger als 7,0% (53 mmol/mol) ohne gleichzeitige Hypoglykämien. „Die Mehrzahl der von uns betreuten Kinder und Jugendlichen mit Diabetes zeigt allerdings Stoffwechselergebnisse, die deutlich hinter den gesteckten Zielen zurückbleiben“, sagt Prof. Dr. med. Andreas Neu, Präsident der DDG.Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Wie gelingt erfolgreiches Diabetes-Management?
Erschienen am 07.10.2021 • Was bedeutet modernes Diabetes-Management? Welche Bedürfnisse haben Patientinnen und Patienten? Die Antwort erfahren Sie bei uns!
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Kindergarten und Schule nicht auf Bedürfnisse chronisch kranker Kinder ausgerichtet
Der Kinderdiabetologe sieht Barrieren, die es für eine optimale Versorgung zu überwinden gilt, so zum Beispiel das Lebensumfeld, insbesondere der jüngeren Kinder im Vorschul- oder Grundschulalter. „Kindergarten und Schule sind in aller Regel nicht auf die Bedürfnisse chronisch kranker Kinder ausgerichtet. Das pädagogische Personal ist mit dieser Zusatzaufgabe oft überfordert. Selbst zusätzliche Inklusionskräfte können dieser Aufgabe nur bedingt gerecht werden, denn auch ihnen fehlt oftmals der medizinische Hintergrund“, so Neu. Um die Heranwachsenden zu unterstützen und deren Inklusion im Schulalltag zu fördern, seien Schulgesundheitsfachkräfte vor allem an Grundschulen, so wie es in benachbarten europäischen Ländern praktiziert wird, unabdingbar.Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Lancet-Studie zeigt: Weltweite Verdoppelung der Diabetes Typ 1-Fälle bis 2040
Erschienen am 03.03.2023 • Lancet-Studie zeigt: Weltweite Verdoppelung der Diabetes Typ 1-Fälle bis 2040. Hier erfahren Sie mehr!
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Psychotherapeutische Angebote – eine gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit
Die Diabetestherapie verlangt den Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien viel ab. Häufig sind Familien im Alltag überfordert, die Betroffenen müssen lernen, mit Ängsten umzugehen, ihre Erkrankung zu akzeptieren und in das alltägliche Leben zu integrieren. Um diese Mehranforderungen zu bewältigen, brauchen sie eine psychosoziale Unterstützung. Doch die Behandlungsteams in Praxen und Kliniken verfügen häufig weder über entsprechendes Personal, noch gibt es ausreichend psychotherapeutische Anlaufstellen. „Ein ausreichend dichtes Netz an psychotherapeutischen Angeboten ist nicht nur aus diabetologischer Sicht dringend erforderlich, sondern eine gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit“, betont der Experte.Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Space2Health: Wie Raumfahrt und Medizin voneinander profitieren können
Erschienen am 25.01.2023 • Wie können Raumfahrt und Medizin voneinander profitieren? Auf der DHC 2022 wurden 3 Projekte der fruchbaren Zusammenarbeit vorgestellt. Hier mehr lesen!
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Deutsche Diabetes Gesellschaft
Literatur:(1) Dt. Gesundheitsbericht Diabetes 2022. Hrsg. DDG und diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe.