Chronisch systemische Entzündungen möglicherweise von Mikroorganismen im Darm verursacht
Rheumatische Erkrankungen (RE) betreffen mehr als 40% der europäischen Bevölkerung und verursachen körperliche Einschränkungen und Schmerzen bei Betroffenen. Zugleich sind sie eine hohe wirtschaftliche Belastung. Bisher ist noch unklar, welche Auslöser und Mechanismen für den Ausbruch von REs verantwortlich sind. Es wird vermutet, dass chronisch systemische Entzündungen von den
Mikroorganismen im Darm (Darmmikrobiota) verursacht werden, genauer gesagt durch Moleküle, die das Immunsystem aktivieren. Durch eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms (Darmpermeabilität) können diese Komponenten aus dem Darm in das Blut übergehen, durch den Körper wandern und lokale Entzündungen hervorrufen (Endotoxämie).
ENDOTARGET untersucht die Rolle von Darmmikrobiota, Darmpermeabilität und Endotoxämie bei REs
Das EU-Projekt ENDOTARGET hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Beziehung zwischen Darmmikrobiota, Darmpermeabilität und Endotoxämie für die 3 der am häufigsten vorkommenden RE-Typen Osteoarthritis, rheumatoide Arthritis und
Spondyloarthritis genauer zu untersuchen. Dieses Ziel soll erreicht werden mit Hilfe von geografisch diversen Kohorten (Blut- und Stuhlproben), OMICS-basierten Analysen, klinischen Studien, mechanistischen in vitro Studien (Gewebekulturen, Organ-on-Chip Modellen) und Machbarkeitsstudien mit dem Fokus auf
Ernährung, Stuhltransplantationen und Medikamenten, die die Darmdurchlässigkeit beeinflussen. Ganzheitlich soll geklärt werden, welche Rollen die 3 Faktoren Darmmikrobiota, Darmpermeabilität und Endotoxämie beim Ausbruch und Verlauf von REs spielen, welche Ereignisse für die Entstehung der Krankheit verantwortlich sind und wie sich das Darmmikrobiom auf die Gelenke auswirkt.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Künstliche Intelligenz – Hoffnung für viele Menschen mit seltenen Erkrankungen?
Erschienen am 09.01.2023 • Was leistet KI bei seltenen Erkrankungen? Lesen Sie das Update zu den orphan diseases von Dr. rer. nat. med. habil. Eva Gottfried!
Erschienen am 09.01.2023 • Was leistet KI bei seltenen Erkrankungen? Lesen Sie das Update zu den orphan diseases von Dr. rer. nat....
© dehweh - stock.adobe.com
Ergebnisse des Forschungsprojekts können zur Entwicklung neuer RE-Therapien führen
„In diesem Projekt wollen wir die Beziehung zwischen Darmmikrobiota, intestinaler Permeabilität und systemischer Endotoxämie untersuchen. Außerdem wollen wir ihre Rolle als Triebkräfte für den Krankheitsausbruch und die Krankheitsaktivität bei
rheumatoider Arthritis, Osteoarthritis und Spondyloarthritis verstehen. Die Ergebnisse des 4-jährigen Forschungsprojekts können zur Identifizierung und Entwicklung neuer präventiver und therapeutischer Ansätze führen“, sagt ENDOTARGET-Projektleiter Prof. Kari Eklund von der HUS. Die Studien des vom HUS geleiteten Konsortiums umfassen Kohorten- und Registerstudien, zellmolekulare Funktionsstudien sowie klinische und diätetische Interventionsstudien zu rheumatischen Erkrankungen.
KI-basiertes Tool zur Vorhersage rheumatischer Erkrankungen
„Darüber hinaus wird durch die Kombination all dieser Daten ein auf
maschinelles Lernen (ML) und KI basierendes Tool zur Vorhersage rheumatischer Erkrankungen (rheumatic disease prediction tool; RDPT) für Kliniker:innen entwickelt, das ihnen hilft, Patient:innen mit erhöhtem Risiko für die Entwicklung der Zielkrankheiten zu identifizieren“, schließt Eklund.
Modell verbindet Ernährungswissen und Ernährungsstrategien zur Gesundheitsförderung bei REs
Das ENDOTARGET-Konsortium wird außerdem Bürger:innen und Patient:innen dazu befähigen, sich besser um ihre eigene körperliche Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu kümmern, indem es ein neues evidenzbasiertes Modell erprobt, das Ernährungswissen (klinische Kulinarik), und die Anwendung von
Ernährungsstrategien zur Gesundheitsförderung und der Verringerung der Krankheitsaktivität bei rheumatischen Erkrankungen verbindet.
ENDOTARGET-Konsortium aus europäischen Forschungseinrichtungen und Industriepartnern
Neben der HUS (Helsinki University Hospital) besteht das Konsortium aus führenden europäischen Forschungseinrichtungen wie der Universität Helsinki und Forschungsgruppen aus der Schweiz, Portugal, Spanien, Italien, Österreich und Estland. Dem Konsortium gehören auch Industriepartner an, die auf Bioinformatik, künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Kommunikation spezialisiert sind.