Autoimmunität: Wie steuert Roquin die Aktivität von Immunzellen?
Bei Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes treten schwere Entzündungen in unterschiedlichen Regionen des Organismus auf. Das Immunsystem erkennt fälschlicherweise körpereigene Strukturen als fremd und greift diese an. Solche Leiden haben unterschiedliche Auslöser. Nur eine Handvoll bekannter Mutationen in einzelnen Genen des Erbguts führen zu Autoimmunität. Dazu gehört das Gen, das für Roquin-1 kodiert. Die sogenannte Sanroque-Mutation führt bei Mäusen zu einem Krankheitsbild, welches dem Lupus erythematodes ähnelt.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
COVID-19: Nirmatrelvir/Ritonavir senkt Hospitalisierungsrisiko
Erschienen am 15.02.2023 • Kanadische Erhebung weist Wirksamkeit von Paxlovid bei Omikron nach: deutlich gesunkene Mortalität. Mehr dazu erfahren Sie hier!
Erschienen am 15.02.2023 • Kanadische Erhebung weist Wirksamkeit von Paxlovid bei Omikron nach: deutlich gesunkene Mortalität. Mehr...
Roquin steuert immunologische Vorgänge
Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen des Helmholtz Zentrums München und der LMU hat er in der Vergangenheit molekulare Funktionen von Roquin-1 aufgeklärt. Das Protein spielt eine Schlüsselrolle in der adaptiven Immunantwort, indem es über die Regulation von Genexpression die Aktivierung und Differenzierung von T-Zellen kontrolliert. Interessanterweise wurde eine gleiche Funktionsweise auch für das Regnase-1 Protein vorgeschlagen. „Was wir bislang nicht verstanden haben, war die Frage, warum der Austausch einer Aminosäure in der Sanroque-Mutation von Roquin-1 genauso wie der Verlust des Regnase-1 kodierenden Gens zu einer sehr ähnlichen Form von Autoimmunität führt“, so Heissmeyer.Lesen Sie mehr zu diesem Thema:
Hoffnung in der SLE-Therapie: Anifrolumab erweitert die Therapieoptionen
Erschienen am 11.11.2021 • Mit Anifrolumab steht eine weitere Option in der SLE-Therapie zur Verfügung. Erfahren Sie bei uns, wie der IgG1k-Antikörper wirkt!
Erschienen am 11.11.2021 • Mit Anifrolumab steht eine weitere Option in der SLE-Therapie zur Verfügung. Erfahren Sie bei uns, wie der...
Stärkung von Immunantworten als therapeutische Strategie
Zwar ist die beobachtete Autoimmunität für den Organismus schädlich und führt zu Krankheiten, bei Patienten mit Krebs könnte eine verstärkte Aktivierung von Immunzellen, die den Tumor bekämpfen, aber nützlich sein. „Mechanismen in T-Zellen, die unser Immunsystem entwickelt hat, um Autoimmunität zu vermeiden, werden nämlich auch vom Tumor genutzt, um T-Zellen auszuschalten“, erklärt Heissmeyer. Mäuse, die die beschriebenen Mutationen im Roquin-1-Gen hatten, bildeten dementsprechend T-Zellen mit stärkerer Aktivität gegen maligne Zellen.Damit wird Roquin-1 auch zur interessanten Zielstruktur für die Onkologie. Ziel künftiger Forschungsprojekte könnte sein, einen Hemmstoff zu entwickeln, der Wechselwirkungen zwischen Roquin-1 und Regnase-1 verringert – und Immunzellen scharf schaltet. „Davon versprechen wir uns, zeitlich begrenzt die T-Zell-Reaktion gegen Tumore stark zu verbessern“, sagt Heissmeyer.Quelle:
Ludwig-Maximilians-Universität München
Literatur:(1) Gesine Behrens et al: Disrupting Roquin-1 interaction with Regnase-1 induces autoimmunity and enhances anti-tumor responses. Nature Immunology