Gastroenterologen fordern Präventionspaket für die Schlüsselkrankheit Fettleber
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e. V. begrüßt die Vorhaben der Ampel-Koalitionäre, Gesundheitsdaten künftig besser für wissenschaftliche Zwecke nutzbar zu machen und die Primär- und Sekundärprävention zu stärken. Sie fordert die künftige Bundesregierung und ihren Gesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach auf, im Rahmen des geplanten Nationalen Präventionsplans insbesondere chronische Krankheiten wie die Fettleber und andere Erkrankungen des Verdauungstraktes stärker als bislang zu berücksichtigen, weil sie für eine Vielzahl schwerwiegender Krankheiten verantwortlich sein können. Die bisher im Koalitionsvertrag vorgesehenen Präventionsmaßnahmen wie etwa weiterhin eine lediglich freiwillige Lebensmittelkennzeichnung reichten dafür nicht aus.
Ursache für eine Fettleber ist häufig ein ungesunder Lebensstil – geprägt von unausgewogener Ernährung und mangelnder Bewegung. Die gute Nachricht ist aber, dass sich die Krankheitsentwicklung durch eine Veränderung des Lebensstils aufhalten lässt. Deshalb müsse dieses potenziell schwere und langfristig tödliche Krankheitsbild – so die DGVS – stärker im Fokus künftiger Präventionsmaßnahmen stehen. „Wir freuen uns, dass das Thema Prävention im neuen Koalitionsvertrag eine solche Bedeutung hat. Der designierte Gesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach weiß als Epidemiologe, wie wichtig diese ist. Wir wünschen ihm daher viel Erfolg für seine neue Aufgabe. Insbesondere muss das Bewusstsein für die Fettleber als Schlüssel- oder Trigger-Krankheit in Politik und Öffentlichkeit gestärkt werden“, fordert Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Mediensprecher der DGVS. Das könnte eine wichtige Aufgabe für das geplante „Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit“ sein, welches die Arbeit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weiterführen wird. Außerdem müsse im Rahmen des angekündigten Nationalen Präventionsplans ein konkretes Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der Fettleber entstehen.
Doch nicht nur die Prävention, sondern auch die Früherkennung der Fettleber müsse gestärkt werden. Lebererkrankungen sind lange symptomlos und schädigen den Organismus oft viele Jahre unbemerkt. „Wir müssen Prozeduren schaffen, nach denen Ärztinnen und Ärzte ihre Patienten auf ein erhöhtes Risiko einer Fettleber untersuchen können. Die Bestimmung der Leberwerte muss daher nicht nur fester Bestandteil im Check-up 35 werden, sondern auch im Gesundheits-Check Ü45, den die Koalitionäre laut Vertrag flächendeckend ausrollen wollen. Dieser sollte darüber hinaus ein Screening auf Leberzirrhose umfassen, um die Lebergesundheit der Bevölkerung zu verbessern – wie es jüngst auch EU-Kommissionspräsidentin und Ärztin Ursula von der Leyen empfohlen hat“, so Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Nur so könnten Hausärzte frühzeitig auffällige Leberwerte feststellen, um zur weiteren Diagnostik und Therapie an einen Facharzt weiterzuleiten. Eine Veränderung des Lebensstils sei dann eine der wichtigsten Maßnahmen. „Doch das gelingt oft nicht. Wir brauchen daher dringend weitere Therapieansätze zur Bekämpfung der Fettleber, aber auch anderer Erkrankungen des Verdauungstraktes. Diese sind nur durch Forschung zu erzielen, wie es der Gastroenterologie beispielsweise bei der Behandlung der Hepatitis C gelungen ist“, so Wedemeyer.´
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Erschienen am 14.07.2021 • Forschende haben herausgefunden, wie sich die nichtalkoholische Fettlebererkrankung zu einer lebensbedrohlichen Komplikation entwickeln kann. Ihre Erkenntnisse werden die Suche nach Therapiemöglichkeiten beschleunigen.
Erschienen am 14.07.2021 • Fettlebererkrankung > nichtalkoholischen Steatohepatitis > Grundlagenforschung > Genomanalyse >...
Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)